Echo gluecklicher Tage - Roman
bestickte Weste.
»Was hat Sie denn hierher verschlagen?«, fragte sie.
»Ich bin geschäftlich hier«, sagte er, aber die Art, wie er in Richtung des Hinterzimmers sah, wo Heaney Glücksspiele abhielt, ließ sie erahnen, was für Geschäfte das waren. »Wie sind Sie denn dazu gekommen, für Heaney zu arbeiten?«
»Mein Bruder und ich sind einfach zu ihm gegangen und haben gefragt, ob er Arbeit für uns hat«, erwiderte sie und deutete auf Sam hinter der Theke. »Wir sind jetzt seit sechs Monaten hier.«
Auf einmal schob Jack sich durch die Menge auf sie zu. »Sam hat mich gebeten, dich heute nach Hause zu bringen«, sagte er mit einem breiten Lächeln. »Er muss länger arbeiten.«
»Gut.« Beth nickte ihm zu, blickte jedoch den Mann vom Schiff an. »Was ist mit Clarissa passiert?«
Er zuckte mit den Schultern. »Es ist irgendwie im Sande verlaufen, nachdem wir angekommen waren.«
Beth konnte sehen, dass Jack nervös wurde, und sie wusste ohnehin nicht, warum sie überhaupt noch länger mit diesem Mann reden wollte. »Ich muss gehen«, sagte sie. »Mr Heaney mag es nicht, wenn ich mit Gästen rede.«
»Es war schön, Sie wiederzusehen«, sagte er und streckte die Hand aus. »Und vor allem herauszufinden, dass Sie so talentiert sind.«
Sie legte ihre Hand in seine, und die Berührung seiner Haut sandte ihr einen Schauer über den Rücken. »Ich habe mich auch gefreut, Sie zu sehen. Viel Glück beim Spiel heute Abend.«
»Wer war der Mann?«, fragte Jack, als sie zur Houston Street liefen. Der heftige Regen hatte die Leute von den Straßen vertrieben, und ihre Schritte hallten ungewöhnlich laut.
»Nur ein Mann, der auch auf dem Schiff war.«
»Er ist mir nie begegnet.«
»Er war in der ersten Klasse. Wir haben uns mal unterhalten, als ich an Deck war«, erwiderte sie.
»Und was wollte so ein feiner Pinkel im Heaney’s?«
Beth blieb stehen und zog an Jacks Arm, bis er sie ansah. »Spielen?«, meinte sie sarkastisch. »Aber er war genauso überrascht über unsere erneute Begegnung wie ich. Ich weiß nichts über ihn, nicht mal seinen Namen, also brauchst du nicht eifersüchtig zu sein.«
»Das bin ich nicht«, widersprach er entrüstet. »Es wirkte nur, als liefe da was zwischen euch.«
»Wir waren nur überrascht, mehr nicht«, erklärte sie knapp.
»Kann ich noch einen Moment mit reinkommen?«, fragte Jack, als sie ihr Haus erreichten.
»Nein, es ist zu spät«, erwiderte Beth und nahm den Geigenkasten von ihm entgegen.
»Ich wäre wirklich leise«, sagte er.
Er sah sie mit diesem jungenhaften, erwartungsvollen Blick an, der sie normalerweise lächeln ließ, aber aus irgendeinem Grund machte er sie heute wütend.
»Ich habe keine Angst, dass du zu laut bist«, entgegnete sie ungeduldig. »Es geht darum, wie das nach ein Uhr nachts aussieht. Und wo Sam nicht zu Hause ist.«
Sam passte ihre Freundschaft mit Jack immer noch nicht wirklich, aber er wusste, wenn Jack Beth abends nach Hause brachte, musste er sich keine Sorgen um sie machen.
»Ich wollte nur ein bisschen schmusen und küssen«, sagte Jack niedergeschlagen. »Es ist zu kalt und zu nass, um das hier draußen zu machen. Du musst doch wissen, dass ich nie etwas tun würde, womit du nicht glücklich bist.«
Beth trat näher an ihn heran und küsste ihn auf die Lippen. Die Gaslaterne ließ sein Gesicht noch kantiger erscheinen, seine Narbe noch bleicher, und sie verlieh seiner Haut eine unheimliche gelbe Farbe. Sie empfand keinerlei Verlangen nach ihn, und sie schämte sich deswegen. »Ich weiß das, ich bin nur müde und ein bisschen grantig, und du bist sehr nass, also geh nach Hause.«
»Ich liebe dich, Beth«, sagte er und legte seine Hände um ihr Gesicht. »Ich glaube, ich habe mich schon in dich verliebt, als ich dich das erste Mal sah. Geht es dir auch so?«
Er hätte sich keinen unpassenderen Moment aussuchen können, um ihr zu sagen, dass er sie liebte, und anstatt gerührt zu sein, war sie verärgert. Wenn sie Nein sagte, würde er tief verletzt sein, aber wenn sie Ja sagte, dann begann sie damit vielleicht etwas, das sie wahrscheinlich bereuen würde.
»Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür, Jack«, sagte sie müde.
Er machte einen Schritt zurück. Der Regen glänzte auf seinem Gesicht und seinen Haaren, und sein Mund war nur noch eine verletzte, gerade Linie. »Für uns gibt es keinen richtigen Zeitpunkt, oder?«
Er wandte sich um und ging und blickte nicht einmal zurück, um zu überprüfen, ob sie ihm
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