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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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nachsah.

14
    Als Beth am Sonntagmorgen aufwachte und feststellte, dass es noch genauso heftig regnete wie am Abend zuvor, galt ihr erster Gedanke Jack. Seit sie und Sam in der Houston Street wohnten, war er jeden Sonntag vorbeigekommen, um etwas mit ihr zu unternehmen.
    Sie zog den Trennvorhang zurück und stellte fest, dass Sams Bett unberührt war. Auf einmal wurde ihr klar, wie abhängig sie von Jacks Gesellschaft geworden war und wie einsam es ohne ihn sein würde. Weil sie wusste, dass er zu verletzt war, um heute oder an einem anderen Tag vorbeizukommen – es sei denn, sie entschuldigte sich bei ihm und sagte ihm, dass sie ihn liebte –, zog sie die Decke bis zum Kinn hoch und versuchte, wieder einzuschlafen.
    Sam kam erst gegen zwei Uhr zurück und war sehr überrascht, dass sie noch im Bett lag.
    »Bist du krank?«, fragte er und setzte sich auf die Bettkante.
    Beth erzählte ihm von Jack. »Es gab einfach nichts, wofür sich das Aufstehen gelohnt hätte«, sagte sie abschließend.
    »Wenn er dir wirklich etwas bedeutet, dann solltest du besser zu ihm gehen und dich wieder mit ihm vertragen«, meinte Sam und rieb sich über sein stoppeliges Kinn. »Aber ich war schon immer der Meinung, dass du ohne ihn viel besser dran bist.«
    Beth setzte sich auf und blickte ihren Bruder finster an. »Dann verrat mir doch mal, wie ich einen passenden Mann kennenlernen soll. Heaney lässt mich nie mit jemandem reden. Du stellst mir keinen deiner Freunde vor. Und es wäre nicht richtig, zu Jack zu gehen und ihm falsche Hoffnungen zu machen, nur weil ich nicht allein sein will.«
    Sam blickte sie nachdenklich an. »Praktisch jeder Mann, der ins Heaney’s kommt, möchte gerne etwas mit dir anfangen. Aber keiner von denen ist gut genug für dich.«
    »Und woher willst du das wissen?«, fuhr sie ihn an. »Ich wette, dass die Frau, mit der du heute Nacht zusammen warst, auch nicht die Richtige für dich ist, aber das scheint dich nicht zu stören.«
    »Bei Männern ist das etwas anderes.«
    »Ich kann nicht erkennen, warum das so sein sollte«, erklärte sie wütend. »Wenn ich in einem der beliebtesten Saloons in New York auftreten kann, dann weiß ich nicht, wieso ich nicht zusammen sein kann, mit wem ich will.«
    Sam blickte sie einen Moment lang an. »Steh auf, und zieh dich an, wir gehen aus«, sagte er schließlich. »Es gefällt mir nicht, dass du so traurig bist.«
    Am Montagabend, als Beth ins Heaney’s kam, stellte sie fest, dass Jack schon früher dagewesen war und ihr eine Nachricht hinterlassen hatte.
    Sie hatte seine Schrift noch nie zuvor gesehen, und die kindlichen Buchstaben und die furchtbare Rechtschreibung waren eine Bestätigung, wie tief der Bildungsgraben war, der sie voneinander trennte. Doch wie ungebildet Jack auch sein mochte, seine tiefen Gefühle für sie schwangen deutlich in seinen Worten mit. Er schrieb ihr, dass er immer noch ihr Freund sein wolle und dass er nichts anderes von ihr erwarten würde.
    Beth tat es leid, dass sie ihn verletzt hatte, und ihre instinktive Reaktion war, ihm sofort zu antworten und ihm zu sagen, dass es in ihrem Leben immer einen Platz für ihn geben würde. Aber sie wusste, dass sie dann wieder zu ihrer alten Routine zurückkehren würden und dass über kurz oder lang der nächste Streit auf sie wartete. Vielleicht würde es das Beste sein, erst einmal eine Weile gar nichts zu tun.
    Am Dienstag räumte sie mit Ira die Sommersachen aus. Kleider, die zu schäbig oder zu unmodern waren, wurden von einem Mann abgeholt, der einen Stand am Mulberry Bend unten in Five Points hatte. Die guten Sachen packten sie in Kisten und verstauten sie bis zum nächsten Frühling.
    Es war gut, beschäftigt zu sein, und Beth stellte um fünf Uhr, als sie ihren Mantel und ihren Hut anzog, um zu gehen, fest, dass sie den ganzen Tag nicht an Jack gedacht hatte.
    Sie war gerade aus dem Laden getreten und hatte die Tür hinter sich geschlossen, als sie den Mann vom Schiff lässig an einer Laterne lehnen und sie angrinsen sah. »Hallo, Miss Diskretion!«, sagte er.
    Beth war sprachlos, ihm hier zu begegnen. Aber sie wusste instinktiv, dass dieses Treffen kein Zufall war.
    »Möchten Sie vielleicht eine Tasse Kaffee mit mir trinken?«, fragte er. »Es sei denn, natürlich, Sie haben etwas Besseres vor.«
    »Aber ich kenne doch noch nicht mal Ihren Namen«, erwiderte sie.
    »Na ja, das lässt sich leicht ändern.« Er grinste. »Ich bin Theodore Cadogan. Meine Freunde nennen mich Theo.«
    »Nun,

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