Echo gluecklicher Tage - Roman
Mr Cadogan«, sagte sie und unterdrückte den Drang zu lachen, weil er die Dreistigkeit besessen hatte, herumzufragen, wo er sie finden konnte. »Wieso glauben Sie, dass es zu meinen Gewohnheiten gehört, mit Männern auszugehen, die ich kaum kenne?«
»Aber wie wollen Sie denn sonst jemanden kennenlernen? Ich habe nur von Kaffee gesprochen, ich wollte Sie nicht auf dem weißen Sklavenmarkt verkaufen.«
»Wer hat Ihnen verraten, wo Sie mich finden?«
»Ihr Bruder. Und ich habe ihm bei meiner Ehre als Gentleman geschworen, dass meine Absichten absolut ehrenwert sind.«
Beth bezweifelte seine ehrenwerten Absichten, aber Sam mochte ihn offenbar und hatte nichts gegen dieses Treffen, sonst hätte er ihm nicht gesagt, wo er sie finden konnte. Außerdem sah er so gut aus und löste dieses übersprudelnde Gefühl in ihr aus. »Aber nur eine Tasse Kaffee«, stimmte sie zu.
Eine Stunde später saßen sie noch immer im Café. Beth nannte ihn Theo, und er nannte sie Beth. Sie hatte ihm von den Ereignissen erzählt, die sie nach Amerika gebracht hatten, und er hatte ihr berichtet, dass sein Vater ein reicher Grundbesitzer in Yorkshire war, aber dass er als jüngerer Sohn das Anwesen nicht erben würde.
»Vater wollte, dass ich Jurist werde, aber das langweilte mich«, sagte er mit einem theatralischen Gähnen. »Mutter hätte es gerne gesehen, wenn ich Geistlicher geworden wäre, aber das war ganz sicher nicht meine Berufung. Ich spielte auch mit dem Gedanken, zur Armee zu gehen.«
»Und weshalb bist du hergekommen?«, fragte Beth.
Er rollte auf eine Art mit den Augen, die klar ausdrückte, dass er den wahren Grund nicht gerne zugeben wollte.
»Wegen Clarissa, nicht wahr?« Sie lachte.
Er seufzte. »Nicht nur. Sagen wir einfach, dass sie mir vorgespielt hat, ihre Ehe sei unglücklich. Ich buchte eine Überfahrt auf demselben Schiff wie sie und ihr Mann und glaubte dummerweise, dass sich alles finden und dass er sie gehen lassen würde, wenn wir in New York wären. Aber sie hat nur mit mir gespielt, sie hatte nie vor, ihn zu verlassen.«
»Oje, Theo«, spottete Beth, »du musst am Boden zerstört gewesen sein.«
»Nur ein bisschen verbeult, meine Liebe«, erklärte er mit einem Grinsen. »Und als ich hier im Land der unbegrenzten Möglichkeiten war, wurde mir klar, dass ich den perfekten Ort gefunden hatte, um meine Talente auszuleben, deshalb bereue ich nicht, hergekommen zu sein.«
»Was hast du denn für Talente?«, neckte sie ihn. »Abgesehen davon, dass du ein Charmeur und ein Frauenheld bist?«
»Ich kann ganz gut Karten spielen«, erklärte er.
Beth lachte. »Kann man damit ein Vermögen machen?«
»Ich hoffe es.« Er lächelte schelmisch. »Es hat mir schon gute Dienste geleistet.«
»Wenn du mit Männern wie Heaney spielst, dann wirst du geschröpft«, sagte sie.
»Du unterschätzt mich, meine Liebe«, erwiderte er. »Ich habe vor, selbst einen Spielsalon zu besitzen, nicht, mein letztes Hemd dort zu verlieren.«
Er lachte über ihr überraschtes Gesicht. »Und du, meine hübsche kleine Zigeunerin, kannst in meinem ersten Laden Geige spielen, wenn du willst. Ich habe das Gefühl, dass unser erneutes Zusammentreffen Schicksal war und dass unsere Wege untrennbar miteinander verbunden sein werden.«
Beth spürte ein Flattern in ihrem Innern, als er ihre Hand ergriff. Sie dachte, dass er sie küssen würde, aber stattdessen drehte er sie um und betrachtete ihre Handfläche, fuhr mit dem Zeigefinger die Linien darin nach.
»In deiner Hand liegt viel Leidenschaft«, sagte er mit leiser Stimme. »Ich sehe auch Stärke und Mut. Du wirst Geld haben, aber die Liebe, sowohl die zu Männern als auch die zur Musik, wird dir immer wichtiger sein.«
Beth kicherte. »Jetzt klingst du wie ein Zigeuner! Kannst du einen Mann und Kinder sehen?«
»Ist es das, was du willst?«
»Wollen das nicht alle Frauen?«
»Man erzählt euch von klein auf, dass es das ist, was ihr wollt«, sagte er nachdenklich. »Unsere Gesellschaft fördert diese Vorstellung noch und schafft keine Alternativen. Aber ich finde, dass es eine Verschwendung wäre, wenn du jung heiratest und dein Leben damit verbringst, eine Schar Kinder aufzuziehen, wo du so viel Talent hast.«
Er hielt noch immer ihre Hand, und langsam beugte er den Kopf und drückte seine Lippen darauf. Beth spürte ein heftiges Reißen in ihrem Innern, fühlte einen heißen Schauer im ganzen Körper, und ihre Haut prickelte. Sie widerstand dem Drang, die Hand auszustrecken und
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