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Echo Park

Echo Park

Titel: Echo Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Angeles.«
    »Danke. Sie haben einen ungewöhnlichen Vornamen. Würden Sie ihn bitte buchstabieren?«
    Waits kam der Aufforderung nach. Auch das war ein geschickter Schachzug von Rider. Er würde es dem Mann vor ihnen noch schwerer machen, sich später darauf hinauszureden, er hätte bei der Vernehmung nicht wissentlich gelogen.
    »Wissen Sie, woher dieser Name kommt?«
    »Wahrscheinlich hat ihn sich mein Vater aus dem Arsch gezogen. Keine Ahnung. Ich dachte eigentlich, wir sind hier, um über Tote zu reden und nicht über irgendwelchen belanglosen Scheiß.«
    »Dazu kommen wir gleich, Mr. Waits. Dazu kommen wir gleich.«
    Bosch fiel ein Stein vom Herzen. Er wusste, sie müssten sich gleich eine lange Reihe von Gräueln anhören, aber zugleich hatte er das Gefühl, dass sie Waits bereits bei einer Lüge ertappt hatten, die sich als tödliche Falle für ihn erweisen konnte. Jetzt bestand wieder Hoffnung, dass er ihnen kein Schnippchen schlagen und den Rest seines Lebens als traurige Berühmtheit auf Staatskosten in einer Einzelzelle verbringen würde.
    »Wir möchten die Fälle gern der Reihe nach durchgehen«, fuhr Rider fort. »Aus dem Verhandlungsangebot Ihres Anwalts geht hervor, dass der erste Mord, den Sie begangen haben, der an Daniel Fitzpatrick am 30. April 1992 in Hollywood war. Ist das richtig?«
    Waits antwortete mit einer nüchternen Sachlichkeit, die man von jemandem erwartet hätte, der einem den Weg zur nächsten Tankstelle erklärte. Seine Stimme war kalt und gefasst. »Ja, ich habe ihn hinter seinem Sicherheitsgitter bei lebendigem Leib verbrannt. Wie sich gezeigt hat, war er dort allerdings gar nicht so sicher. Nicht einmal mit seinen ganzen Knarren.«
    »Warum haben Sie das getan?«
    »Weil ich sehen wollte, ob ich dazu in der Lage wäre. Ich hatte schon lange mit diesem Gedanken gespielt und wollte es mir einfach selbst beweisen.«
    Bosch dachte an das, was Rachel Walling am Abend zuvor gesagt hatte. Sie hatte es einen »Mord aus einer Laune heraus« genannt. Allem Anschein nach hatte sie recht gehabt.
    »Was meinen Sie mit ›Sie wollten es sich selbst beweisen‹, Mr. Waits?«, fragte Rider.
    »Damit meine ich, es gibt eine Grenze, deren sich jeder bewusst ist, aber nur die wenigsten haben genügend Mumm, sie zu überschreiten. Ich wollte sehen, ob ich mich das trauen würde.«
    »Wenn Sie sagen, Sie hatten lange mit diesem Gedanken gespielt, hatten Sie dafür speziell Mr. Fitzpatrick ins Auge gefasst?«
    In Waits’ Augen blitzte Verachtung auf, als wäre er zutiefst angeödet von ihren Fragen.
    »Nein, Sie dämliche Schnalle«, erwiderte er ruhig. »Ich habe mit dem Gedanken gespielt, einfach irgendjemand umzubringen. Verstehen Sie? Das wollte ich schon mein Leben lang tun.«
    Rider ließ die Beleidigung an sich abperlen, ohne mit der Wimper zu zucken, und fuhr fort: »Warum haben Sie sich Daniel Fitzpatrick dafür ausgesucht? Warum in dieser Nacht?«
    »Na ja, ich habe im Fernsehen gesehen, dass in der Stadt der Teufel los war. Es war das reinste Chaos, und mir war klar, dass die Polizei völlig machtlos war. Die Leute machten einfach, was sie wollten. Ich sah in der Glotze einen Typen, der erzählte, dass auf dem Hollywood Boulevard reihenweise Läden abgefackelt wurden, und das wollte ich mir anschauen. Die Bilder im Fernsehen reichten mir nicht. Ich wollte es mit eigenen Augen sehen.«
    »Sind Sie mit dem Auto gefahren?«
    »Nein, ich bin zu Fuß gegangen. Damals wohnte ich in der Fountain, in der Nähe der LaBrea. Ich bin einfach rübermarschiert.«
    Rider hatte die Fitzpatrick-Akte aufgeschlagen vor sich liegen. Sie blickte kurz hinein, während sie ihre Gedanken ordnete und die nächsten Fragen formulierte. Das war für O’Shea die Gelegenheit, sich in die Vernehmung einzuschalten.
    »Woher hatten Sie den Brennspiritus?«, fragte er. »Haben Sie ihn aus Ihrer Wohnung mitgenommen?«
    Waits richtete seine Aufmerksamkeit auf O’Shea.
    »Ich dachte, die Lesbe stellt hier die Fragen«, sagte er.
    »Wir alle stellen die Fragen«, sagte O’Shea. »Und könnten Sie bitte die persönlichen Angriffe lassen?«
    »Sie nicht, Herr Bezirksstaatsanwalt. Mit Ihnen rede ich nicht. Nur mit ihr. Und den beiden da.«
    Er deutete auf Bosch und Olivas.
    »Lassen Sie mich noch mal kurz die Vorgeschichte klären, bevor wir zum Brennspiritus kommen«, sagte Rider und drängte O’Shea behutsam in den Hintergrund. »Sie sagen, Sie sind von der Fountain zum Hollywood Boulevard hochgelaufen. Wo genau sind

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