Echo Park
befassen«, sagte er.
»Ah, die reizende Marie«, sagte Waits.
In seinen Augen war ein Leuchten, als er Bosch ansah.
»Aus dem Angebot Ihres Anwalts geht hervor, dass Sie wissen, was aus Marie Gesto wurde, als sie 1993 verschwand. Ist das richtig?«
Waits runzelte die Stirn und nickte.
»Ja, leider«, sagte er mit gespieltem Bedauern.
»Kennen Sie den gegenwärtigen Aufenthaltsort von Marie Gesto oder den Verbleib ihrer sterblichen Überreste?«
»Ja, kenne ich.«
Da war er, der Augenblick, auf den Bosch dreizehn Jahre lang gewartet hatte.
»Sie ist tot, nicht?«
Waits sah ihn an und nickte.
»Ist das ein Ja?«, fragte Bosch wegen der Tonbandaufnahme.
»Richtig, es ist ein Ja. Sie ist tot.«
»Wo ist sie?«
Über Waits’ Züge legte sich ein breites Grinsen. Es war das Grinsen eines Mannes, der nicht das geringste bisschen Schuldgefühl oder Reue empfand.
»Sie ist hier, Detective«, sagte er. »Sie ist hier bei mir. Genau wie alle anderen. Direkt hier bei mir.«
Sein Grinsen ging in ein Lachen über, und um ein Haar wäre Bosch auf ihn losgegangen. Aber Rider legte ihm unter dem Tisch die Hand auf den Oberschenkel. Das beruhigte ihn auf der Stelle.
»Augenblick«, sagte O’Shea. »Lassen Sie uns noch mal nach draußen gehen, und diesmal würde ich es begrüßen, wenn Sie mitkämen, Maury.«
ZWÖLF
O’Shea stürmte als Erster auf den Flur hinaus und schaffte es, dort zweimal auf und ab zu gehen, bevor alle anderen aus dem Vernehmungszimmer gekommen waren. Dann trug er den zwei Deputys auf, drinnen ein Auge auf Waits zu haben. Anschließend wurde die Tür geschlossen.
»Was soll der Scheiß, Maury?«, legte O’Shea los. »Wir lassen uns hier nicht dafür einspannen, die Voraussetzungen zu schaffen, dass Sie später auf Schuldunfähigkeit Ihres Mandanten plädieren können. Das ist ein Geständnis, kein taktisches Manöver der Verteidigung.«
Swann breitete in einer ohnmächtigen Geste die Hände aus.
»Der Kerl hat offensichtlich einige Macken«, sagte er.
»Quatsch. Er ist ein eiskalter Killer und führt sich da drinnen auf wie Hannibal Lecter. Wir sind hier nicht im Kino, Maury. Wir sind hier im richtigen Leben. Haben Sie gehört, was er über Fitzpatrick gesagt hat? Er machte sich mehr Sorgen über eine kleine Verbrennung an seiner Hand als über den Mann, dem er Feuer ins Gesicht gespuckt hat. Deshalb will ich Ihnen mal was sagen. Sie gehen da jetzt wieder rein und reden fünf Minuten mit Ihrem Mandanten. Rücken Sie ihm den Kopf zurecht, oder wir gehen, und jeder sieht für sich, wie er weiterkommt.«
Bosch nickte, ohne sich dessen bewusst zu sein. Ihm gefiel der Ärger in O’Sheas Stimme. Ihm gefiel auch die Richtung, die das Ganze nahm.
»Ich werde sehen, was ich tun kann«, sagte Swann.
Er ging in das Vernehmungszimmer, und die Deputys kamen wieder nach draußen, damit der Anwalt und sein Mandant ungestört miteinander reden konnten. O’Shea ging weiter auf und ab, um sich zu beruhigen.
»Tut mir leid«, sagte er in den Raum hinein, »aber ich werde nicht zulassen, dass sie das für ihre Zwecke nutzen.«
»Das tun sie doch schon längst«, sagte Bosch. »Waits zumindest.«
O’Shea sah ihn streitlustig an.
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Wir sind doch alle nur seinetwegen hier. Letztlich läuft das Ganze darauf hinaus, dass wir hier versuchen, ihm das Leben zu retten – auf seinen Wunsch hin.«
O’Shea schüttelte energisch den Kopf.
»Ich habe keine Lust, noch mal darüber zu diskutieren, Bosch. Die Entscheidung ist längst getroffen. Wenn Sie also nicht mit im Boot sind, bitte, der Lift ist gleich links den Flur runter. Ihren Part bei der Vernehmung kann ich auch übernehmen. Oder Freddy.«
Bosch wartete einen Moment, bevor er antwortete.
»Ich habe nicht gesagt, dass ich nicht dabei bin. Gesto ist mein Fall, und ich bleibe bis zum Schluss dabei.«
»Schön zu hören«, sagte O’Shea mit unverhohlenem Sarkasmus. »Nur schade, dass Sie 1993 nicht so engagiert waren.«
Damit streckte er den Arm aus und klopfte heftig an die Tür des Vernehmungszimmers. In Bosch stieg eine Mordswut hoch, während er auf seinen Rücken starrte. Swann öffnete fast augenblicklich die Tür.
»Wir können weitermachen«, sagte er und trat zurück, um sie nach drinnen zu lassen.
Nachdem alle Platz genommen hatten und das Tonbandgerät eingeschaltet war, schüttelte Bosch seinen Ärger ab und sah Waits in die Augen. Er wiederholte die Frage.
»Wo ist sie?«
Waits lächelte, als wäre
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