Echo Park
die Flinte fallen. Aber seine Kleider fingen auch Feuer, und es dauerte nicht lange, und er war richtig schön angebrutzelt. Als ob er eine Ladung Napalm abgekriegt hätte.«
Waits wollte seinen linken Arm heben, konnte aber nicht. Sein Handgelenk war an der Armlehne festgeschnallt. Er drehte sich und hob stattdessen nur die Hand.
»Dummerweise habe ich mir dabei die Hand verbrannt. Ein paar ordentliche Brandblasen. Hat ganz schön wehgetan. Aber ich möchte nicht wissen, wie das für diesen Möchtegern-Wyatt-Earp gewesen sein muss. Bestimmt kein schöner Tod, wenn Sie mich fragen.«
Bosch blickte auf die erhobene Hand. Er sah eine leichte Hautverfärbung, aber keinerlei Narben. Die Verbrennung war oberflächlich gewesen.
Nach längerem Schweigen stellte Rider die nächste Frage.
»Haben Sie Ihre Verbrennung ärztlich behandeln lassen?«
»Nein, das hielt ich unter diesen Umständen für nicht sehr klug. Außerdem hatte ich gehört, dass die Krankenhäuser total überlastet waren. Deshalb ging ich nach Hause und verarztete mich selbst.«
»Wann haben Sie die Dose mit Brennspiritus vor den Laden gestellt?«
»Ach, das habe ich gemacht, als ich wegging. Ich zog sie einfach aus der Tasche, wischte sie ab und stellte sie hin.«
»Hat Mr. Fitzpatrick jemals um Hilfe gerufen?«
Waits zögerte einen Moment, als müsse er über die Frage nachdenken.
»Schwer zu sagen. Er schrie zwar irgendwas, aber ich bin nicht sicher, ob er um Hilfe rief. Für mich hörte er sich einfach wie ein Tier an. Als kleiner Junge habe ich meinem Hund mal den Schwanz in der Tür eingeklemmt. Daran hat es mich ein bisschen erinnert.«
»Was ging in Ihnen vor, als Sie nach Hause gingen?«
»Was in mir vorging? Der absolute Wahnsinn, dachte ich, total irre! Endlich habe ich es getan! Und ich wusste auch, dass ich nicht erwischt würde. Ich kam mir absolut unbesiegbar vor, wenn Sie es genau wissen wollen.«
»Wie alt waren Sie damals?«
»Ich war – ich war zwanzig, und ich hatte es getan!«
»Haben Sie sich jemals Gedanken über den Mann gemacht, den Sie umgebracht haben, den Sie bei lebendigem Leib verbrannt haben?«
»Nein, eigentlich nicht. Er war eben zufällig gerade da. Wie für mich bereitgestellt. Genau wie die anderen, die später kamen. Es war, als wären sie nur für mich da.«
Danach vernahm ihn Rider noch vierzig Minuten lang und kitzelte weitere Details aus ihm heraus, die jedoch ohne Ausnahme mit den Angaben in den Ermittlungsprotokollen übereinstimmten. Um 11.15 Uhr nahm sie schließlich eine entspanntere Haltung ein und lehnte sich zurück. Sie wandte sich zuerst an Bosch und dann an O’Shea.
»Ich glaube, das genügt fürs Erste«, sagte sie. »Vielleicht sollten wir an dieser Stelle eine kurze Pause einlegen.«
Sie schaltete das Tonbandgerät aus, und die drei Ermittler und O’Shea gingen auf den Gang hinaus, um sich zu beraten. Swann blieb bei seinem Mandanten im Vernehmungszimmer.
»Und? Was denken Sie?«, sagte O’Shea draußen auf dem Flur zu Rider.
Sie nickte.
»Ich habe genug gehört. Ich glaube nicht, dass irgendein Zweifel besteht, dass er es war. Er hat das Rätsel gelöst, wie er an ihn rankam. Ich glaube zwar nicht, dass er uns alles erzählt hat, aber er kennt eindeutig genügend Details. Entweder hat er es selbst getan, oder er war zumindest dabei.«
O’Shea sah Bosch an.
»Sollen wir zum Nächsten übergehen?«
Bosch überlegte kurz. Er war bereit. Waits’ Verhalten während des Verhörs hatte seinen Ärger und seine Abscheu noch verstärkt. Die gefühllose Missachtung seines Opfers, die der Mann an den Tag gelegt hatte, war für Bosch ein typisches Merkmal eines Psychopathen. Ihm war alles andere als wohl bei dem Gedanken an das, was Waits als Nächstes offenbaren würde, doch er war bereit, es sich anzuhören.
»Dann mal los«, sagte er.
Sie gingen alle wieder in das Vernehmungszimmer, und Swann kam sofort damit an, dass sie Mittagspause machen sollten.
»Mein Mandant hat Hunger«, erklärte er.
»Der Hund braucht was zu fressen«, fügte Waits grinsend hinzu.
Bosch schüttelte den Kopf und übernahm das Kommando.
»Noch nicht. Er isst, wenn alle essen.«
Er nahm direkt gegenüber von Waits Platz und schaltete das Aufnahmegerät wieder ein. Rider und O’Shea flankierten ihn, und Olivas setzte sich auf seinen Stuhl an der Tür. Bosch hatte sich die Gesto-Akte von Olivas zurückgeben lassen. Sie lag geschlossen vor ihm.
»Wir werden uns jetzt mit dem Fall Marie Gesto
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