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Echo Park

Echo Park

Titel: Echo Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Sie hingegangen, und was haben Sie gesehen?«
    Waits lächelte und nickte in Richtung Rider.
    »Es stimmt doch, oder? So was merke ich sofort. Ich kann einer Frau immer ansehen, wenn sie auf Mösen steht.«
    »Mr. Swann«, sagte Rider, »können Sie Ihrem Mandanten bitte sagen, dass er hier ist, um unsere Fragen zu beantworten, und nicht umgekehrt?«
    Swann legte Waits die Hand auf den linken Unterarm, der an die Stuhllehne gebunden war.
    »Ray«, sagte er. »Lassen Sie die Spielchen. Beantworten Sie einfach die Fragen. Vergessen Sie nicht, dass wir dieses Treffen wollten. Wir sind damit an sie herangetreten. Das hier liegt in unserem Interesse.«
    Bosch bemerkte, wie Waits’ Gesicht rot anlief, als er sich zur Seite drehte und seinen Anwalt ansah. Aber die Färbung verflog schnell, und er blickte wieder zu Rider.
    »Ich habe die Stadt brennen sehen, das habe ich gesehen.«
    Er lächelte, nachdem er geantwortet hatte.
    »Es war wie auf einem Gemälde von Hieronymus Bosch.«
    Er wandte sich Bosch zu, als er das sagte. Es versetzte Bosch einen Stich. Woher wusste er das?
    Waits deutete mit dem Kopf auf Boschs Brust.
    »Es steht auf Ihrem Ausweis.«
    Bosch hatte vergessen, dass sie beim Betreten der Staatsanwaltschaft ih re Ausweise hatten anstecken müssen. Rider ging mit der nächsten Frage dazwischen.
    »Okay, und in welche Richtung liefen Sie, als Sie zum Hollywood Boulevard kamen?«
    »Nach rechts, in Richtung Osten. Dort waren die größeren Feuer.«
    »Was hatten Sie alles bei sich?«
    Die Frage schien ihn kurz stutzen zu lassen.
    »Keine Ahnung. Weiß nicht mehr. Meine Schlüssel wahrscheinlich. Zigaretten und ein Feuerzeug, mehr nicht.«
    »Hatten Sie Ihre Brieftasche mit?«
    »Nein, Ausweis hatte ich keinen dabei. Für den Fall, dass mich die Polizei angehalten hätte.«
    »Hatten Sie den Brennspiritus bereits dabei?«
    »Ach ja, stimmt, den hatte ich schon dabei. Ich wollte auch ein bisschen mitmachen, die Stadt abzufackeln. Dann kam ich an dem Leihhaus vorbei, und das brachte mich auf eine bessere Idee.«
    »Haben Sie Mr. Fitzpatrick gesehen?«
    »Ja, ich habe ihn gesehen. Er stand mit einer Flinte hinter seinem Sicherheitsgitter. Außerdem trug er ein Pistolenhalfter, als wäre er Wyatt Earp oder so was.«
    »Beschreiben Sie uns das Leihhaus.«
    Waits zuckte mit den Achseln.
    »Nicht besonders groß, der Laden. Es hieß Irish Pawn. Vorne dran war so eine Neonreklame, ein grünes dreiblättriges Kleeblatt und dann diese drei Kugeln, Sie wissen schon, das Symbol für ein Leihhaus. Fitzpatrick stand da und beobachtete mich, als ich vorbeiging.«
    »Und Sie gingen einfach weiter?«
    »Zunächst ja. Ich ging vorbei, aber dann kam mir plötzlich, was das für eine tolle Herausforderung wäre, wissen Sie? Wie komme ich an den Kerl ran, bevor er mich mit seiner blöden Scheißknarre abknallt.«
    »Was haben Sie gemacht?«
    »Ich nahm die Dose EasyLight aus meiner Jackentasche und füllte mir den Mund damit. Ich spritzte mir das Zeug einfach rein, wie die Feuerschlucker unten auf der Promenade in Venice. Dann steckte ich die Dose wieder ein und holte eine Zigarette und mein Feuerzeug heraus. Ich rauche nicht mehr. Eine fürchterliche Angewohnheit.«
    Während er das sagte, sah er Bosch an.
    »Und was weiter?«, fragte Rider.
    »Ich ging zum Laden dieses Trottels zurück und stellte mich in die Eingangsnische vor dem Sicherheitsgitter. Ich tat so, als würde ich bloß eine windgeschützte Stelle suchen, um mir eine Zigarette anzuzünden. Es war nämlich an diesem Abend ziemlich windig, wissen Sie?«
    »Ja.«
    »Und prompt fing er auch schon an, mich anzuschnauzen, ich solle mich verpissen. Er kam direkt bis ans Gitter, um mich anzubrüllen. Und darauf hatte ich spekuliert.«
    Er lächelte voller Stolz, dass sein Plan so gut geklappt hatte.
    »Um auf sich aufmerksam zu machen, drosch der Typ mit dem Kolben seiner Flinte gegen das Stahlgitter. Und wissen Sie, weil er meine Hände sehen konnte, ahnte er nichts von der Gefahr, die ihm drohte. Jedenfalls, als er noch etwa einen halben Meter von mir entfernt war, machte ich das Feuerzeug an und sah ihm in die Augen. Ich nahm die Zigarette aus dem Mund und spuckte ihm den ganzen Spiritus ins Gesicht. Der kam dabei natürlich mit der Feuerzeugflamme in Berührung, und der Effekt war derselbe wie bei einem Flammenwerfer. Bevor der Kerl überhaupt schnallte, was los war, stand schon sein ganzes Gesicht in Flammen. Um nach den Flammen schlagen zu können, ließ er als Erstes

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