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Echo Park

Echo Park

Titel: Echo Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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zurück.
    »Also dann«, sagte er. »Können wir? Es wird langsam Zeit. Ich werde versuchen, so lange dabeizubleiben, wie es mir zeitlich möglich ist. Nehmen Sie es mir bitte nicht übel, wenn ich mich von Zeit zu Zeit mit einer Frage einschalte.«
    Bosch antwortete, indem er aufstand. Rider folgte seinem Beispiel und Olivas ebenso.
    »Noch ein Letztes«, sagte Bosch. »Uns ist gestern eine Geschichte über Maury Swann zu Ohren gekommen, die Sie vielleicht auch kennen sollten.«
    Darauf berichteten Bosch und Rider von der Anekdote, die ihnen Abel Pratt am Tag zuvor erzählt hatte. Am Ende lachte Olivas und schüttelte den Kopf, und Bosch konnte an O’Sheas Gesicht ablesen, dass er abzuschätzen versuchte, wie oft er Maury Swann im Gericht schon die Hand geschüttelt hatte. Vielleicht bereiteten ihm die möglichen politischen Konsequenzen Sorgen.
    Bosch ging zur Tür des Büros. Er spürte, wie eine Mischung aus Aufregung und Angst von ihm Besitz ergriff. Aufgeregt war er, weil er nun endlich erfahren würde, was Marie Gesto vor so langer Zeit zugestoßen war. Zugleich hatte er Angst davor, es herauszufinden. Er fürchtete, dass es ihm eine schwere Last aufbürden würde. Eine Last, die er an eine Mutter und einen Vater weitergeben müsste, die oben in Bakersfield warteten.
ELF
    Vor der Tür des Vernehmungszimmers, in dem der Mann saß, der sich Raynard Waits nannte, standen zwei uniformierte Sheriff’s Deputys. Sie traten zur Seite, um den Staatsanwalt mit seinem Gefolge durchzulassen. In dem Raum stand ein langer Tisch, auf dessen einer Seite Waits und sein Verteidiger Maury Swann Platz genommen hatten. Waits saß genau in der Mitte des Tischs und Swann links neben ihm. Als die Ermittler und der Ankläger hereinkamen, stand nur Maury Swann auf. Waits war mit Plastikhandschellen an die Stuhllehnen gefesselt. Swann, ein dünner Mann mit einer schwarzen Brille und einer wallenden silbernen Mähne, streckte die Hand aus, aber niemand schüttelte sie.
    Rider setzte sich auf den Stuhl, der Waits direkt gegenüberstand, und Bosch und O’Shea nahmen links und rechts von ihr Platz. Weil Olivas bei der Vernehmungsrotation erst zum Schluss an die Reihe kommen sollte, setzte er sich auf den letzten freien Stuhl an der Tür.
    O’Shea machte alle Anwesenden miteinander bekannt, aber wieder hielt es niemand für nötig, irgendjemandem die Hand zu schütteln. Waits trug einen orangefarbenen Overall, auf dessen Brust mit Schablone geschrieben stand:
    BEZIRKSGEF Ä NGNIS LA.
    FERNHALTEN
    Die zweite Zeile war nicht als Warnung gedacht, kam einer solchen jedoch mehr oder weniger gleich. Sie bedeutete, dass Waits im Gefängnis isoliert untergebracht war und keinen Kontakt mit den übrigen Häftlingen haben durfte. Diese Maßnahme diente sowohl zu Waits’ Schutz als auch dem der übrigen Gefängnisinsassen.
    Als Bosch den Mann musterte, den er dreizehn Jahre lang gejagt hatte, fiel ihm auf, dass das Beängstigendste an Waits seine Unscheinbarkeit war. Schmächtig, mit einem freundlichen Allerweltsgesicht und kurzem dunklem Haar, war er der Inbegriff der Normalität. Der einzige Hinweis auf die Bösartigkeit, die sich hinter diesem harmlosen Äußeren verbarg, war in seinen tief liegenden dunkelbraunen Augen zu finden. In ihnen herrschte eine Leere, die Bosch von anderen Mördern kannte, denen er im Lauf der Jahre gegenübergesessen hatte. Das pure Nichts. Eine gähnende Leere, die sich nie füllen ließe, egal, wie viel Menschenleben er stahl.
    Rider schaltete das Tonbandgerät ein, das auf dem Tisch stand, und begann mit der Vernehmung, ohne Waits durch irgendetwas erkennen zu geben, dass er bereits bei der ersten Frage in eine Falle tappen würde.
    »Wie Ihnen Mr. Swann wahrscheinlich schon erklärt hat, werden wir jedes Gespräch mit Ihnen aufzeichnen und dann die Bänder Ihrem Anwalt aushändigen, der sie so lange aufbewahren wird, bis wir zu einer endgültigen Einigung gekommen sind. Ist Ihnen das klar, und stimmen Sie dem zu?«
    »Ja«, antwortete Waits.
    »Gut«, sagte Rider. »Dann fangen wir am besten mit einer einfachen Frage an. Würden Sie bitte Ihren Namen, Ihr Geburtsdatum und Ihren Geburtsort zu Protokoll geben?«
    Waits beugte sich vor und machte ein Gesicht, als erklärte er Schulkindern das Selbstverständlichste von der Welt.
    »Raynard Waits«, sagte er ungeduldig. »Geboren am 3. November 1971, in der Stadt der Engel.«
    »Wenn Sie damit Los Angeles meinen, würden Sie das bitte sagen?«
    »Ja, in Los

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