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Echo: Roman (German Edition)

Echo: Roman (German Edition)

Titel: Echo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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ausgetrocknet, geschrumpft, bekleidet mit Hosen, deren ursprüngliche Farbe nicht mehr erkennbar war.
    Alex atmete tief durch und zeigte auf die Tischlampe. »Siehst du das Rohr am Lampenfuß?«
    »Ja.«
    »Darüber wird sie mit Gas versorgt. Irgendwo gibt es einen Schalter, mit dem man sie ein- und ausschalten kann.«
    »Dann waren die Lampen eingeschaltet und sind angeblieben?«
    »Genau so sieht’s wohl aus.«
    Es gab noch mehr Lichter und mehr Leichen in anderen Häusern. »Es gibt eine natürliche Gasquelle ganz in der Nähe«, vermutete Alex. »Sie versorgt die Stadt, und offenbar bekommt jedes Haus und jede Straße ihren Teil davon. Die Lichter werden brennen, solange das Gas reicht.«
    Schließlich machten wir kehrt und gingen zurück in den Park. Der Wind lebte auf. »Wie lange, meinst du, ist das hier schon so?«
    »Ich weiß es nicht. Eine ganze Weile.«

Vierunddreißig
    Nichts sagt mehr über die Stufe aus, auf der eine
    Zivilisation steht, als ihre Kunst. Zeigen Sie mir,
    was diese Zivilisation als schön empfindet,
    was sie zu Tränen rührt, und ich sage Ihnen,
    wer die sind, die diese Kunst geschaffen haben.
    Tulisofala , Bergpässe (übersetzt von Leisha Tanner)
    Wir entdeckten etwas, das, soweit wir erkennen konnten, einmal ein Schuhgeschäft gewesen war. Wir waren nicht ganz sicher, weil nirgends Schuhe zu sehen waren. Aber es gab ein paar Kartons, deren Größe zu passen schien. Und einen Schuhanzieher.
    Es gab auch ein Lebensmittelgeschäft mit leeren Regalen. Und einen Laden, in dem möglicherweise Waffen verkauft worden waren, obwohl wir dessen nicht sicher waren. Wie das Lebensmittelgeschäft war auch dieser Laden ausgeräumt worden. Das Gleiche galt für ein Haushaltswarengeschäft. »Was immer passiert ist«, sagte Alex, »sie haben es kommen sehen.«
    Und dann war da die Kunstgalerie. Die Wände waren leergefegt, und der einzige Grund, warum wir sie überhaupt als Galerie identifizieren konnten, waren ein paar gedruckte Broschüren, die auf dem Boden herumlagen. Alles andere war verschwunden.
    »Vielleicht nicht alles«, sagte Alex, der neben der Tür zu einem Hinterzimmer stand. Die Tür war verschlossen. Sie war groß und schwer und hielt immer noch stand, auch wenn sie voller Einschusslöcher war. Ein ausgetrockneter Leichnam mit einer Waffe in einer Hand lag ganz in der Nähe. Vielleicht der Eigentümer; vielleicht ein Plünderer. Alex ging an ihm vorbei und benutzte den Cutter dazu, die Tür zu öffnen.
    Dahinter befand sich ein Lagerraum. Ölgemälde – es konnte nichts anderes sein – mit Stoff verhängt, lehnten an den Wänden. Wir schalteten unsere Lampen an, wählten aufs Geratewohl eines aus und entfernten die Stoffhülle.
    Es war ein abstraktes Gemälde, blaue und silberne Streifen von variierender Größe schlängelten sich über ein Feld aus unzusammenhängenden Zweigen und Blumen. In dem Raum war es dunkel, und der Boden war feucht. Ebenso wie das Gemälde, dessen Farben von Stockflecken, groß und grau, beeinträchtigt wurden.
    »Eine Schande«, meinte Alex.
    Wir zogen die Stoffhülle von einem weiteren Bild.
    Ein Gebäude, vielleicht eine ländliche Kirche, eingerahmt vom zweifachen Mondschein. Ein geisterhaftes Leuchten ging von dem Bauwerk aus, und am Rand waren zwei hirschähnliche Tiere zu sehen.
    Trotz der auch hier vorhandenen Schäden durch die feuchte Umgebung war das Gemälde wirklich schön.
    Alex sagte nichts, aber ich spürte, wie frustriert er war.
    Das nächste Bild war ein Portrait.
    Die abgebildete Person war ein Mensch . Ein älterer Mann in einem dunklen Jackett, dessen weißes Hemd am Kragen offen war. Sein Bart war säuberlich gestutzt, und er sah uns aus freundlichen grünen Augen an. Ein Hauch eines Lächelns lag auf seinen Lippen. Ein sonderbares Gefühl, ihm auf diese Weise zu begegnen.
    »Alex«, sagte ich, »glaubst du, das sind die Leute, die das Polygon auf Echo II gebaut haben? Die Nachfahren der Erbauer, um genau zu sein?«
    »Wahrscheinlich, Chase. Ja, das nehme ich an. Wie traurig, dass spätere Generationen auf die Nutzung von Gaslampen zurückgefallen sind.«
    »Ich frage mich, was hier passiert ist.«
    Stellenweise hatte die Leinwand, oder was immer es war, einst straff, Falten geworfen. Auch fanden sich eine ganze Reihe von Stockflecken.
    Alex stand schweigend da, und der Lichtkegel aus seiner Lampe huschte über die liebenswürdigen Züge des Portraitierten. Ich überlegte, wer der ältere Herr wohl gewesen war. Was aus ihm geworden

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