Echo: Roman (German Edition)
mir, Alex werde das nicht zulassen. Zudem erkundigte er sich, ob er mir bei dem, was mich an meinem freien Tag hergeführt habe, helfen könne. Ich dankte ihm und sagte, ich wolle nur ein wenig im Büro herumlungern.
Alex kam herunter, und ich erklärte erneut, dass ich wüsste, welcher Tag gerade sei und dass das in Ordnung sei. Wir tranken unseren üblichen Morgenkaffee und sprachen über die verschiedenen Aufgaben, denen ich mich, da ich nun schon einmal hier war, widmen könnte. Keiner von uns erwähnte die Tafel.
Der Tag, der Sonnenschein und Wärme versprochen hatte, wurde kalt. Der Himmel trübte sich ein, der Wind lebte auf, und ein schwacher Regen ging nieder. Ich schloss den Papierkram zu mehreren erledigten Klientenaufträgen ab, darunter die Vermittlung einer Stehlampe aus der Librano-Periode vor sechstausend Jahren. Die Lampe funktionierte natürlich nicht mehr. Seltsamerweise wäre sie weniger wert gewesen, hätte sie noch funktioniert. Aber sie war in einem vorzüglichen Zustand. Außerdem war es uns gelungen, die Vermutung zu erhärten, dass die Stimmen aus einer Funkverbindung, die in der Nähe des Belarischen Gebiets aufgefangen worden waren, von einer Plauderei zwischen dem unsterblichen Essayisten Edouard Melancamp und seinem Schwiegersohn stammten. Melancamp hatte dabei in seinem Haus am Barkleysee gesessen, und der Schwiegersohn sich gerade auf der Alexia im Anflug befunden. Die Alexia sollte ein paar Jahre später explodieren und vierhundert Leute mit in den Tod reißen, einer der schlimmsten Überlichtunfälle der Geschichte.
Alex verbrachte den Vormittag in seinem Büro im Obergeschoss. Als er endlich herunterkam, lud er mich zum Mittagessen ein. Doch ich war schon mit Robin verabredet und musste passen.
Nach einer unterhaltsamen Stunde im Mojack’s war ich bereit für einen langen Nachmittag, an dem ich Verträge aufsetzen und die Herkunft etlicher Artefakte im Auftrag unserer Klienten ermitteln wollte. Da war ein Schreibtisch, dessen Eigentümer behauptete, das gute Stück habe einmal Indio Naramatsu gehört (was nicht stimmte). Ein Pilotensessel, der angeblich einmal auf der Brücke der Ranger installiert gewesen war (was auch nicht stimmte). Ein Kommunikationsgerät, das ursprünglich Eigentum von Clair Pascha gewesen war – obwohl das Gerät selbst aus einer anderen Ära stammte. Und so weiter. Solche Anfragen erhalten wir häufig. Die Leute sind nicht damit zufrieden, eine Antiquität zu besitzen, nein, ihre Antiquität muss auch geschichtsträchtig sein.
Der Regen hörte nicht einfach schlagartig auf. Vielmehr erschöpfte er sich allmählich und hinterließ einen Himmel voller trister, grauer Wolken. Jack Napier, unser Paketbote, lieferte Waren, die inventarisiert und in den verfügbaren Bestand aufgenommen werden mussten. Wir hatten nie viel auf Lager. Normalerweise verdiente Rainbow Geld damit, Käufer und Verkäufer zusammenzubringen. Aber wir hatten auch nichts dagegen, unsererseits Antiquitäten zu verkaufen, wenn wir sie dank eines guten Timings günstig in unseren Besitz bringen konnten.
Mittendrin schlenderte Alex in mein Büro, nahm schweigend Platz und tat, als wäre er vollends fasziniert von einem silbernen Medaillon, das möglicherweise einmal von Lara Cheneau getragen worden war, dessen Authentizität jedoch nicht nachgewiesen werden konnte. Ich ging gerade die Versandlisten durch, als er sein Schweigen brach. »Rachel hat angerufen, als du weg warst.«
»Wirklich? Was hatte sie zu sagen?«
»Keine Ahnung. Ich war auch nicht da.« Und Jacob hat die Anweisung, keine Anrufe weiterzuleiten. Alex kann es nicht leiden, auf Schritt und Tritt verfolgt zu werden.
»Hat sie eine Nachricht hinterlassen?«
»Nur, dass sie angerufen hat.«
»Wirst du sie zurückrufen?«
»Ich glaube, ich überlasse ihr die Initiative. Ich bin diese Psychospielchen leid.«
»Was meinst du, warum hat sie angerufen?«
»Weil sie weiß, dass wir immer noch auf der Suche sind. Ich habe versucht, jemanden aufzutreiben, der weiß, was aus Hugh Conover geworden ist. Ich nehme an, sie hat davon erfahren.«
»Und mit Conover hattest du kein Glück?«
»Nicht einmal seine Familie weiß, wo er ist. Er hat einfach nur allen Lebewohl gesagt. Vor neun Jahren. Dann und wann bekommt jemand eine Nachricht von ihm, in der er sagt, es ginge ihm gut und er hoffe, alle wären wohlauf. Dann hinterlässt er eine Codenummer, damit der Empfänger ihm antworten kann.«
»Hast du versucht, direkt Kontakt zu
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