Echo: Roman (German Edition)
gerahmten Fotos. »Gott sei Dank hatten wir immer Glück. Und wir arbeiten nur mit guten Leuten zusammen.«
»Haben Sie überhaupt noch irgendwelche Aufzeichnungen aus der Zeit der Jahrhundertwende?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, gar keine, Alex. Wir haben nicht einmal mehr Wartungsberichte aus dieser Zeit, obwohl man die eigentlich aufbewahren sollte. Teufel auch, wir haben nicht einmal mehr die damaligen Werbeschriften! Wir wissen nicht, wo die Schiffe damals hingeflogen sind. Wir haben einfach nichts.« Kapitulierend breitete sie die Hände aus. »Tut mir wirklich leid!«
Zwölf
Gibt es jemanden in Ihrem Leben, dessen Existenz Sie als selbstverständlich betrachten? Jemanden, der nie den Dank erfahren hat, den er oder sie verdient? Hier ist Ihre Chance, all die bisher verlorene Zeit wieder gutzumachen. Schicken Sie diese Person auf unseren Anerkennungstrip! Rufen Sie uns an, wenn Sie mehr erfahren wollen!
Broschüre von World’s End Tours aus dem Jahr 1431
Kaum heimgekommen, suchten wir sofort nach Leuten, die während Rachels Dienstzeit mit World’s End Tours geflogen waren. Das Unternehmen selbst war uns dabei keine Hilfe. Also suchten wir nach Personen, die Kommentare über ihren Urlaub mit World’s End veröffentlicht hatten. Wir sprachen mit Avataren, lasen Tagebücher und zogen Biographien zurate. Mit wenigen Ausnahmen hatten die Leute nur Gutes über die Flüge zu berichten. Es hieß, der Service sei exzellent gewesen. Ein typischer Kommentar: »Oh, Mann, Marsha Keyes war an Bord! Der Komiker, den sie engagiert haben, hat mir wirklich leid getan. Ich meine, wie soll man denn auftreten, wenn sie im Publikum sitzt?« (Fragen Sie nicht: Ich habe keine Ahnung, wer Marsha Keyes war!) Oder: »Tolle Erfahrung! So etwas habe ich noch nie erlebt. Da war diese gewaltige Sonneneruption ...« und: »Mehr kriegt man nicht fürs Geld. Ich würde jedes Jahr wieder mitfliegen, wenn ich könnte, und ich sage Ihnen, ich werde dafür sorgen, dass auch meine Enkel diese Reise unternehmen!«
Die Beschwerden waren belanglos: zu hohe Preise; das Essen an Bord entspreche nicht den Erwartungen; der Pilot sei übellaunig. Eine Frau behauptete sogar, beinahe sei das Schiff abgeflogen und habe sie ganz allein auf irgendeinem Mond zurückgelassen.
Der Walter, von dem Miriam gesprochen hatte, war Walter Korminov, der Mehrheitseigner und Geschäftsführer des Unternehmens zurzeit der Jahrhundertwende. Rachel hatte er 1399 angeheuert: Was immer passiert war, es war unter seiner Ägide passiert.
Offiziell war Korminov im Ruhestand. Trotzdem leitete er das Bronson-Institut, das medizinische Einrichtungen unterstützte. Außerdem gehörte er dem Vorstand mehrerer philanthropischer Organisationen an. Sein Zuhause befand sich auf einer Insel in der Questada. Als ich anrief, um ein Treffen zu vereinbaren, kam ich nicht an seiner Sekretärin vorbei. Mr Korminov sei furchtbar beschäftigt und gebe gerade mehrere Interviews. Wenn ich Fragen hätte, so möge ich die in schriftlicher Form einreichen. Keine Avatare, bitte. Normalerweise öffnet Alex’ Name alle möglichen Türen, dieses Mal jedoch nicht. Die Sekretärin hatte keine Ahnung, wer er war.
Wir versuchten es auf einem anderen Weg. Korminov war ein viel gebuchter Redner. Wir entdeckten, dass er eine Ansprache anlässlich eines Dinners der Medizinischen Weltgesellschaft halten wollte. Wenige Tage darauf sollte er vor der Mittagsrunde der Pilotenvereinigung sprechen. »Gehen wir die Sache so locker wie möglich an!«, meinte Alex.
Ich verstand den Wink und organisierte Karten für die Veranstaltung der Pilotenvereinigung. Die Mittagsrunde, die Jahr für Jahr an einem anderen Ort auf dem Globus tagte, fand dieses Jahr auf der anderen Seite des Planeten im Hotel Cranmer in Armanaka statt. Als Korminov an das Rednerpult trat, waren wir dabei.
»Die Einladung«, sagte Korminov, »vor Ihnen allen zu sprechen, ehrt mich. Lassen Sie mich im Namen all jener, die von Ihrem Einsatz profitieren durften, Dank sagen! Als ich jung war, wollte ich das sein, was Sie sind. Ich wollte auf der Brücke eines interstellaren Schiffs stehen. Aber dann stellte sich heraus, dass ich ein Problem mit Farben habe. Ich kann Braun, Grün und einige Blautöne nicht voneinander unterscheiden. Man sagte mir, das ließe sich reparieren. Aber mir gefiel der Gedanke nicht, dass jemand an meinen Augen herumpfuscht, also habe ich es gelassen. Harry, hier«, er deutete auf einen Mann, der ganz vorn vor den
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