Echos
unserem
Janeways Bereitschaftsraum sah nicht mehr nach dem
friedlichen Refugium aus, das er einst gewesen war. Die von Kes auf den Glastisch gestellten Blumen mussten sich mit einem Platz in der Ecke begnügen. Der Tisch bot nun
elektronischen Datenblöcken, mobilen Computern und
Speichermodulen Platz. Kartons standen an der einen Wand, fortgeschobene Einrichtungsgegenstände an der anderen. Nur in diesem Zimmer, auf der Brücke und im Maschinenraum gab es keine Verwundeten.
In allen anderen Sektionen des Schiffes lagen Verletzte auf dem Boden oder auf Möbelstücken.
Nur hier konnte man ein wenig Abstand gewinnen von dem
Schrecken, der die letzten Stunden an Bord geprägt hätte.
Eine kleine Atempause, mehr nicht.
Die Führungsoffiziere hatten Sessel im Bereitschaftsraum aufgestellt, denn auch das Konferenzzimmer war in eine
provisorische Krankenstation umfunktioniert worden. Das Ergebnis: Der bereits überfüllte Raum bot noch weniger Platz und weckte klaustrophobische Empfindungen. Die Offiziere saßen an den üblichen Stellen und hinzu kamen die Mitglieder der geretteten Einsatzgruppe aus dem Paralleluniversum, die Ebenbilder von Torres, Chakotay, Kes und Paris.
Sie unterschieden sich nicht nur in kleinen Dingen von ihren Entsprechungen an Bord dieser Voyager – ihre Sauberkeit war das auffallendste Merkmal. Sie erweckten durchaus den
Eindruck, einen erheblichen Schock erlitten zu haben, aber sie wirkten nicht erschöpft und ihre Kleidung wies keine
Blutflecken auf.
Janeway stützte sich mit der Hand an der Rückenlehne ihres Sessels ab und ließ den Blick über die Versammelten
schweifen. Für ein oder zwei Sekunden wünschte sie sich eine zweite Janeway an Bord. Dann hätte sie mit sich selbst
zusammenarbeiten können, wie während der kritischen Phase in der Plasmawolke. In diesem Fall wäre eine Janeway
imstande gewesen, sich mit angewandter Wissenschaft zu
befassen, während die andere die Pflichten des Captains wahrnahm.
Nur die Mitglieder der Einsatzgruppe richteten den Blick auf sie. Die anderen Offiziere saßen zusammengesunken in ihren Sesseln und nutzten die Gelegenheit, um ein wenig
auszuruhen. Interessiert beobachtete sie das Verhalten der Neuankömmlinge und ihrer Ebenbilder. Die beiden Paris-Versionen musterten sich einige Sekunden lang, um dann fast synchron den Kopf zu drehen und in eine andere Richtung zu blicken. Offenbar wünschten sie keinen Kontakt miteinander, schienen nicht einmal an den jeweils anderen denken zu
wollen.
Die beiden Chakotays nickten sich einander zu. Der neue Chakotay wartete, bis sich der andere setzte, wählte dann einen der freien Sessel und achtete darauf, nicht den Platz einer anderen Person aus der Voyager- Crew zu beanspruchen.
Kes Eins und Kes Zwei kamen allem Anschein nach gut
miteinander zurecht. Sie saßen dicht nebeneinander und
erweckten dabei den Eindruck, sich gegenseitig Kraft zu spenden. Neelix richtete einen kurzen Blick auf die beiden und nahm dann woanders Platz – ganz offensichtlich fiel es ihm schwer, sich mit der Existenz einer doppelten Kes abzufinden.
Das größte Problem stellten Torres Eins und Zwei dar. Schon mit sich selbst hatte B’Elanna mehr als genug Schwierigkeiten und sie schien es als nahezu unerträglich zu empfinden, mit einem alternativen Selbst konfrontiert zu sein. Die beiden Frauen knurrten leise, als sie aneinander vorbeigingen, und keine von ihnen ließ sich zu einer versöhnlichen Geste herab.
Sie nahmen auf gegenüberliegenden Seiten des Zimmers
Platz.
Torres’ Unfähigkeit, mit der anderen Torres
zurechtzukommen, besorgte Janeway sehr. Gerade die beiden Chefingenieurinnen mussten unbedingt zusammenarbeiten.
Wenn sie ihre besonderen Talente darauf konzentrierten, eine Lösung des Problems zu finden… Dann gelang es der Voyager vielleicht, das Grauen tatsächlich zu beenden.
Aber wenn es zwischen den beiden B’Elannas zu
Auseinandersetzungen kam… Dann mussten auch weiterhin
alle zweieinhalb Stunden Milliarden von Individuen sterben.
Janeway seufzte leise und sank in ihren Sessel, womit die Besprechung offiziell begann. Sie musste Torres Eins und Zwei die Zusammenarbeit befehlen – und sie zur Kooperation zwingen, wenn es keine andere Möglichkeit gab.
In dieser Hinsicht durfte sie keine Rücksicht nehmen. Die Zeit war zu knapp.
Janeway strich sich eine Strähne aus der Stirn. Sie empfand es als seltsam, keinen Tisch vor sich zu haben.
»Zuerst sollten wir uns auf eine
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