Echos
angesichts einer
Katastrophe von diesen Ausmaßen, doch auf einer rein
emotionalen Ebene begriff sie, was geschah. Die
Bevölkerungen ganzer Welten verschwanden, um sich
unmittelbar darauf in der kalten Leere des Alls
wiederzufinden, ohne eine Möglichkeit des Überlebens.
Wie absolut entsetzlich…
Im Bereitschaftsraum schien es nie zuvor so still gewesen zu sein.
Janeway drehte ihren Sessel. Chakotay saß wie so oft neben ihr, aber es war nicht der Chakotay, den sie kannte. Dieser stammte von einer anderen Voyager und auf den ersten Blick unterschied er sich überhaupt nicht von dem Ersten Offizier dieses Schiffes. Er zeigte sogar ein vertrautes Reaktionsmuster, indem er schwieg und erblasste.
Die neue Kes saß Neelix gegenüber. Er hatte sie zunächst aufmerksam gemustert und offenbar nach Unterschieden
Ausschau gehalten, aber jetzt starrte er auf den leeren Bildschirm, auf dem eine erschöpfte, fast verzweifelte Janeway zu sehen gewesen war – eine Janeway, deren Worte die Kluft zwischen zahllosen Paralleluniversen überbrückten.
Paris blickte auf seine Hände hinab und Torres’ Miene wirkte noch finsterer als sonst.
Tuvok runzelte die Stirn, so als sei er mit Berechnungen beschäftigt. Fähnrich Kim betätigte die Kontrollen der Konsole und nahm die Analysen vor, um die Janeway ihn gebeten hatte
– sie wollte mit eigenen Augen sehen, was die andere Janeway beschrieben hatte.
Aber ob sie es nun sah oder nicht: Sie wusste, dass es
existierte. Sie kannte sich selbst gut genug. Wie auch immer sie ihr Haar trug und ganz gleich, wie die kleinen Unterschiede beschaffen sein mochten: Sie würde alles versuchen, um
wenigstens einige der Milliarden von Personen zu retten, die im All starben.
Selbst wenn es sie umbrachte.
Die Stille dauerte an und Janeway begriff, dass sie etwas sagen musste. Die Führungsoffiziere warteten darauf, dass sie das Wort ergriff.
»Nun, jetzt wissen wir, was mit den Bewohnern dieser Welt geschah«, kam es von Janeways Lippen.
Neelix sank tiefer in seinen Sessel. »Ich glaube nicht, dass ich darüber Bescheid wissen wollte.«
»Ich auch nicht«, sagte Paris. Er sah Janeway aus
blutunterlaufenen grünen Augen an. »Der Planet zeigte mir zufriedene Leute. Ich habe eine fast idyllisch wirkende Welt gesehen, Captain.«
»Ein leerer Ort hat immer etwas Idyllisches«, kommentierte Torres.
»Ich meine nur, dass wir etwas unternehmen sollten«, fügte Paris hinzu. Er sprach ein wenig sanfter, als sei er nicht mehr sicher, ob seine Meinung eine Rolle spielte. »Falls wir können.«
Chakotay öffnete den Mund und wollte vermutlich darauf
hinweisen, dass auf jeden Fall ein Versuch lohnte, Personen zu retten, ganz gleich, woher sie stammten.
Janeway kam ihm zuvor. »Ich bin ebenfalls der Ansicht, dass wir aktiv werden müssen.«
»Wir sollten sorgfältig über alle Aspekte der Situation nachdenken, die uns gerade geschildert worden ist«, sagte Tuvok. »Die Bevölkerung des Planeten unter uns – jene Leute, die einen so zufriedenen Eindruck auf Mr. Paris machten –
sind neunzig Universen weit transferiert worden.«
»Und da die Bewohner der anderen Welten im leeren All
sterben, wurde niemand hierher versetzt«, sagte Neelix. Er sprach leise, vermutlich aus Rücksicht auf Paris’ Kummer.
»Genau«, bestätigte Janeway.
»Ich frage mich, wie die Crew der anderen Voyager mit einem solchen Grauen fertig wird«, murmelte Kes.
Janeway stellte es sich vor: gewaltige Anstrengungen, um wenigstens einige der Transferierten zu retten und ihnen im All das Überleben zu ermöglichen. An Bord der Voyager konnte nur eine begrenzte Anzahl von Personen untergebracht werden.
Und Isolierfelder stellten eine große Belastung für die ohnehin knappen energetischen Reserven des Schiffes dar.
Die andere Janeway gab sich zweifellos alle Mühe – und
wusste gleichzeitig, dass sie trotz aller Anstrengungen kaum etwas ausrichten konnte.
Mit einem flauen Gefühl in der Magengrube beugte sie sich vor.
»Über hundert zerstörte Planeten befinden sich zwischen uns und der anderen Voyager, was bedeutet: Wir gehören zu den Schiffen, die mein alternatives Selbst um Hilfe bat«, sagte Janeway. »Wir haben die Mitteilung gerade erst
entgegengenommen – alles ist neu für uns. Andererseits wissen wir auch, dass der Zeitfaktor eine entscheidende Rolle spielt.
Hat jemand eine Idee, wie wir diese schreckliche
Angelegenheit beenden können?«
Erneut senkte sich Stille wie ein schweres Gewicht
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