Echos
um eine nervöse Geste handelte, die alle Janeways in den Paralleluniversen teilten. Sie erinnerte sich an die zitternde Hand ihres alternativen Selbst, an die zitternde Hand und eine ruinierte Frisur.
Wie sehr sie sich derzeit voneinander unterschieden.
Mit dem Haar der Janeway an Bord dieses Schiffes war alles in Ordnung. Und gerade dieser Umstand weckte Schuldgefühle in ihr – sie glaubte, nicht hart genug zu arbeiten.
Vielleicht war das wirklich der Fall.
Erneut sah sie zum Hauptschirm und atmete dann tief durch.
»In dreißig Minuten erwarte ich die Führungsoffiziere im Konferenzzimmer. Damit meine ich auch die Mitglieder der Einsatzgruppe.«
»Aye, Captain«, sagte Chakotay.
»Mr. Kim«, fuhr Janeway fort, »bitte überspielen Sie die Nachrichten so schnell wie möglich zum Bereitschaftsraum.
Was die anderen betrifft… Setzen Sie die Suche nach
Antworten fort. Innerhalb der nächsten halben Stunde möchte ich einen Schritt weiterkommen. Milliarden von Personen sterben. Wir können uns nicht den Luxus leisten, einfach darauf zu warten, dass sich eine Antwort präsentiert. Wir müssen aktiv danach Ausschau halten. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
»Allerdings, Captain«, erwiderte Paris.
Sie sah ihn an. Sein Blick galt auch weiterhin dem
Hauptschirm.
Er hatte ohne eine Spur von Sarkasmus gesprochen.
»Gut«, sagte Janeway und begab sich in ihren
Bereitschaftsraum.
Vor der Besprechung mit den Führungsoffizieren wollte sie sich die Nachrichten ansehen, um vorbereitet zu sein. Sie ahnte, worum es in den Vorschlägen der anderen Voyager-Versionen ging – weil sie wusste, was sie selbst vorgeschlagen hätte. Sie brauchte ein wenig Zeit, um darüber nachzudenken.
34
Zeit: die einundneunzigste Verschiebung
Ort: 2410 Paralleluniversen rechts von unserem
Janeway saß in ihrem Sessel an der Wand des
Bereitschaftsraums. Der kleine Bildschirm auf dem
Schreibtisch zeigte die letzte Nachricht.
Die Führungsoffiziere und die vier Mitglieder der
Einsatzgruppe von der anderen Voyager waren zugegen, wodurch es recht eng wurde. Außerdem schien die Temperatur immer mehr zu steigen – die Lebenserhaltungssysteme wurden mit den Belastungen einfach nicht mehr fertig. Die vielen zusätzlichen Personen an Bord sowie die Verwendung der
Computer-Speicher, um die Strukturmuster von Millionen
Transferierten aufzunehmen… Das alles wirkte sich immer mehr auf die Bordsysteme aus.
Janeway wollte glauben, dass der üble Geruch auf die
Luftumwälzungsanlage zurückging, aber vermutlich stammte er auch von den anwesenden Offizieren. Niemand von ihnen hatte Gelegenheit gefunden, sich zu waschen. Seit vielen Stunden arbeiteten sie, begleitet von Hitze und Sorgen, die an Verzweiflung grenzten.
Und sie alle wussten, dass sie Unmögliches zu leisten
versuchten.
Das schien auch den anderen Janeways an Bord der anderen Voyagers klar zu sein. Sie waren dem Wunsch dieser Janeway nachgekommen und hatten Vorschläge unterbreitet – sehr
überraschende Vorschläge. Es erstaunte die Janeway in diesem Universum, dass man an Bord der vielen Voyager- Versionen in den Paralleluniversen die gleiche Lösung für das Problem gefunden hatte: Das Grauen musste beendet werden, bevor es begann.
Als das Bild der letzten Janeway vom Schirm verschwand, lehnte sich die Kommandantin zurück. Weitere Strähnen hatten sich aus ihrem Haarkranz gelöst und die orangefarbene und schwarze Uniform klebte an ihr. Sie räusperte sich
demonstrativ und weckte damit die Aufmerksamkeit aller
Anwesenden.
»Ich würde gern hören, was Sie davon halten«, sagte
Janeway. Die Erschöpfung ließ ihre Stimme rau klingen.
Einige Sekunden lang herrschte Stille. Dann neigte Paris Zwei, der seinem anderen Selbst gegenübersaß, den Kopf.
»Mr. Paris?«, fragte Janeway und fügte ein »Zwei« hinzu, bevor ihr Paris antwortete.
Er hob und senkte die Schultern. »Wenn wir zu einem
Zeitpunkt vor dem Beginn der Verschiebungen zurückkehren und sie verhindern…« Er sah kurz zum anderen Paris, wandte den Blick dann wieder von ihm ab. »Es würde bedeuten, dass dieses Schiff und seine Crew zu existieren aufhören, nicht wahr?«
»Genau das wird geschehen, wenn meine Kenntnisse über
Zeitreisen korrekt sind«, bestätigte Janeway.
»Unsere Existenz endet?«, fragte Neelix. Seine Stimme hatte einen sonderbaren Klang, als fiele es ihm schwer, diese Worte hervorzubringen. Er saß den beiden Ocampa gegenüber und schien sich noch immer nicht mit der
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