Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag
»Wieso?«
»Was wieso?«
»Wieso darf ich nicht kippeln?«
»WIESO? Weil ich es sage!«
Er hört – wieder leicht verzögert – auf zu kippeln. Oh Mann, das kann ja heiter werden mit dem Typ. Nach fünf Minuten sehe ich, wie Ibo nach hinten greift und Mustafa zu schlagen versucht. Ich gehe zu seinem Tisch, nehme seinen Block und das Buch, sage kurz: »Komm mit!«, und verfrachte ihn an den Tisch neben der Tafel.
Sofort will er sich beschweren: »Aber er hat …«
Ich unterbreche ihn mit einem »Wir klären das später. Jetzt schreib erst mal.«
»Nein, ich schreibe nicht«, sagt er und verschränkt die Arme vor seinem riesigen Bauch.
»Schreib!«
Ich bleibe so lange neben ihm stehen, bis er den Stift wieder in die Hand nimmt.
»Du bleibst nach der Stunde noch hier«, sage ich und setze mich an mein Pult. Ibo protestiert, aber das überhöre ich und unterrichte weiter.
Als es klingelt, packt Ibo sofort seine Sachen ein und will mit den anderen Schülern auf den Hof.
»Ibrahim, du bleibst noch hier!«
»Wieso?«
»Weil ich mit dir sprechen will!«
Widerwillig steht er neben mir. Ich sitze an meinem Schreibtisch.
»Setz dich mal hin.«
»Nein, ich stehe lieber.«
»Setz dich dort hin!« Das ist ja echt zum Verrücktwerden mit diesem Typi.
»Wieso?«
»WEIL ICH DIR SAGE, DASS DU DICH DA HINSETZEN SOLLST, UND ICH DIE LEHRERIN BIN!« Bei dem muss ich ja echt beim Urschleim anfangen. Als er endlich vor mir sitzt, werde ich wieder etwas milder.
»Sag mal, von welcher Schule kommst du eigentlich?«
»Gymnasium.«
»Und warum bist du jetzt hier?«
»War zu schwer.«
»Und meinst du, du kannst dich hier so aufführen, wie du willst? Du bist hier das zweite Mal in meinem Unterricht und machst gleich so einen Stress? Das geht ja nun gar nicht.« Ich labere und labere. Er hört mir notgedrungen zu. Am Ende gebe ich ihm die ISBN-Nummer des Workbooks und er mir das Versprechen auf einen Neuanfang in der nächsten Stunde.
Ich gucke ihm nach, wie er aus meinem Raum watschelt. Das wird nichts mit dem, da bin ich mir sicher. Der ist trouble .
Ich gehe ins Schulbüro und frage laut: »Ibrahim El-Farid! Wer hat dem erlaubt, hier an die Schule zu kommen? Der Typ geht ja wohl so was von gaaar nicht!«
Die Sekretärin grinst. »Das dachte ich mir schon, als der gestern mit seinem Vater hier war.«
»Haben wir den auf Probe? Der muss postwendend wieder zurück!«
»Der kommt vom Gymnasium. Die haben uns angefleht, ihn zu nehmen, er sei dort sooo überfordert.«
»Überfordert, dass ich nicht lache. Die wollten den loswerden. Das ist eine ganz fiese Mistpocke. Der muss weg! Der macht die ganze Klasse kaputt.«
Im Lehrerzimmer läuft mir Ibos neue Klassenlehrerin über den Weg. »Verena, dein neuer Schüler!« Sie grinst und wartet. »Der geht gaaar nicht! Wie der sich aufgeführt hat, in der 7. Klasse … als Neuer … Das gibt nur Probleme mit dem!«
»Und hässlich ist er«, sagt Verena.
»Na, das wäre mir jetzt egal, aber sein Verhalten: UNMÖGLICH!«
Verena grinst noch immer und erzählt mir, dass er sich auch bei ihr nicht gut aufgeführt hat. »Der muss weg!«, versuche ich sie aufzustacheln. »Da müssen wir was tun! Der ruiniert deine nette Klasse.« In dem Moment kommt Anita an uns vorbei. Sie unterrichtet in Verenas Klasse Geschichte: »Dein neuer Schüler? Na das ist ja einer … Ich wollte nach dem Unterricht mit dem sprechen, da trinkt der, während ich rede.«
Super, diese Schlacht ist noch nicht verloren. Jetzt genügend Allianzen schmieden, und dann geht es diesem Ibo an den Kragen. Von dem lasse ich mir nicht meine Nerven ruinieren!
Fe-rien ne va plus,
Mademoiselle Krisé
Verena kommt freudestrahlend im Lehrerzimmer auf mich zu gerannt. Ich stehe am Vertretungsplan und starre vor mich hin – so sieht meine Pausenbeschäftigung aus. »Frau Freitag, Frau Freitag, la-la-la-la, rate mal, hihihi.«
»Verena, was ist mit dir?«
Sie kommt mir verschwörerisch nahe und flüstert mir ins Ohr: »Der Neue …«
»Ibo?« Mein Herz beginnt zu rasen. Wut steigt in mir hoch. Wut und Panik, denn ich habe Verenas Klasse später noch in Englisch. Das hatte ich sehr erfolgreich verdrängt.
Verena grinst immer noch breit. »Um den musst du dir keine Gedanken mehr machen. Da kannst du dich bei Kollegin Schwarz bedanken, die hat den für heute lahmgelegt.«
»Wie jetzt, wie lahmgelegt?«
»Na, der ist eben abgeholt worden. Er ist im Schulgarten mit einer Schubkarre kollidiert, und jetzt fehlt
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