Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag
befiehlt Dilay in autoritärem Ton. Ich lese und bekomme sofort schlechte Laune. »Haben Sie gesehen? Haben Sie gesehen, was da steht?«, schreit Rosa, nimmt ihr Handy und liest: »Heidepark Soltau. Zwei Karten für den Preis von einer!«
Ich gucke erst zu Rosa, dann zu Dilay, dann merke ich, dass nicht nur die beiden, sondern fast meine gesamte Klasse auf meine Reaktion wartet.
»Ja, und?«, frage ich.
»Was, ja und? Frau Freitag, verstehen Sie nicht? Die Karte kostet dann nur die HÄLFTE! Statt 75 Euro nur 35! Das ist doch voll billig!«
Dieser enorme Preisnachlass lässt mich völlig kalt. Aber Rosa lässt nicht locker. »Frau Freitag, gucken Sie, es ist sooo billig, und alle wollen fahren. Die ganze Klasse.« Ich gucke die ganze Klasse an, und jeder, der meinem Blick begegnet, nickt heftig und lächelt süßlich. »Sehen Sie? Alle wollen fahren!«
»Aber Rosa, 35 Euro, das ist ja nur der Eintritt. Man muss da ja auch erst mal hinkommen. Da braucht man einen Bus, das kriege ich doch jetzt gar nicht mehr organisiert.«
Ich hatte meiner Klasse Anfang des Jahres gesagt, dass wir am Ende der zehnten Klasse eventuell in den Heidepark fahren könnten – so wie mit meiner letzten Klasse. Das schien damals noch Lichtjahre entfernt zu sein und konnte von mir deshalb großzügig angeboten werden.
Der Besuch des Heideparks Soltau ist so ziemlich das Schlimmste, was einem Klassenlehrer passieren kann. Die Fahrt nach Soltau dauert gefühlte 1000 Stunden. Man fährt um 6 Uhr los und ist frühestens um Mitternacht wieder zu Hause. Im Vergnügungspark verliert man seine Klasse völlig aus den Augen. Wenn man mal zufällig einen wiedertrifft, dann erfährt man nur, wer gerade wieder bei irgendeiner Loopingbahnfahrt gekotzt hat. Wenn es an dem Tag heiß ist, bekommen einige Schüler einen Sonnenstich und dehydrieren, weil sie trotz ständiger Ermahnungen weder eine Mütze noch Getränke dabeihaben. Man selbst sitzt mit ein paar genervten Kollegen den ganzen Tag unter einem Sonnenschirm, trinkt Kaffee und wartet auf die Rückfahrt. Die vielen Fahrgeschäfte sind leider nichts für jemanden, dem schon auf einer Schaukel auf dem Kinderspielplatz schlecht wird. Beim Thema Heidepark Soltau unterscheidet sich der Schüler leider sehr vom Lehrer. Aber meiner Klasse zuliebe bin ich bereit, mir die ganze Tortur alle vier Jahre einmal anzutun. Aber nicht am Ende der 7. Klasse!
»Frau Freitag, das mit dem Bus ist gar kein Problem! Am Alex fährt jeden Tag ein Bus zum Heidepark.«
Es wird immer gruseliger: Treffpunkt Alexanderplatz um 6 Uhr morgens. Meine Klasse in einem Bus mit fremden Leuten. Ein meckernder Busfahrer, der uns nach ein paar Verwarnungen an einer Autobahnraststätte rausschmeißt.
»Ich habe auch überhaupt keinen, der mitfahren würde. Und überhaupt – ich hatte doch auch nie gesagt, dass wir in der Siebten fahren.«
Und in diesem Moment bin ich bei meiner Klasse unten durch. »Sie haben es versprochen! Nie machen wir was Schönes! Sie sind eine Verräterin! Dann kommen wir eben gar nicht mehr in die Schule!«
So geht das nun schon seit Tagen. Zum Glück endet das Schuljahr bald. Ich werde hart bleiben. Lieber Verräterin sein, als in den Heidepark müssen.
Weltraumsport
Der Freund ernährt sich nur noch von Knäckebrot. Abends gibt es auch kein richtiges Essen mehr, sondern nur Obstsalat. Resultat: Er ist voll dünn geworden, und ich esse dauernd auswärts – und nicht gerade gesund. Heute war ich bei einer Fortbildung. Da gab es eine Kantine – na, prost Mahlzeit! Was ich mir da für Kalorien reingehauen habe, möchte ich gar nicht wissen. Der Freund löffelt auch noch einen Joghurt. Joghurt nervt ja nun voll. Da gibt es nicht mal mehr was zu kauen.
Der Freund wird immer dünner und ich immer dicker. Die Hosen werden enger und mein Sportzeug zwickt und zwackt. Aber jetzt gibt es in meinem Sportstudio das neue Ding: POWER PLATE. Sieht aus wie ein Laufband ohne Band. Seit ein paar Wochen steht dieses Gerät da rum, ich schaue es immer interessiert an, wenn ich mit Frau Dienstag zum Yoga gehe.
»Guck. Das steht da immer noch.«
»Was ist das?«, fragt sie.
»Power Plate. Das rüttelt dich so durch, du musst nur draufstehen.«
»Pff.« Sie wirft nur einen kurzen, verächtlichen Blick auf das Gerät. Freunde werden die beiden wahrscheinlich nicht. Aber mich lässt dieses Teil nicht mehr los. Zu Hause durchstöbere ich das Internet. Was will Power Plate? Was kann es? Was verspricht es mir? Und siehe
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