Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag
werden.
»Ufuk, du musst noch unterschreiben, ob du dich gesund fühlst.«
»Ach, ich habe gar keinen Stift mit. Brauche ich einen? Ist doch mündliche Prüfung.« Ich gebe ihm meinen. Als er ihn mir zurückgibt, geht die Tür auf und das Eskortteam holt die Prüflinge ab.
»Viel Glück! Das schafft ihr schon!«
»Danke, Frau Freitag.«
»Danke.«
»Danke, Frau Freitag.«
Mona dreht sich beim Rausgehen kurz zu mir und lächelt nervös. Dann bin ich allein.
Abitur. Wie die Zeit vergeht. Mona habe ich schon in der 7. Klasse in Kunst und Englisch unterrichtet. Den Lieblingsschüler auch. Und jetzt machen sie Abitur. Crazy , echt crazy . Ob sie bestanden haben, erfahre ich erst am nächsten Tag. Aufregend – nach dieser Prüfung fängt nachmittags für die ein neues Leben an. Postschool-life . Für mich fängt nachmittags nur der Nachmittag an.
Wie ein Kuseng
»Frau Freitag, Frau Freitag, kommen Sie schnell!« Dilay, Elena, Katarina und Suszan fangen mich an der Treppe ab. Es hat gerade zur Pause geklingelt. Ich will ins Lehrerzimmer, vorher aufs Klo, mir dann einen Kaffee holen und schließlich und endlich eine Zigarette rauchen.
Die Mädchen laufen aufgeregt vor mir her. Suszan mit leicht apathischem Blick.
»Jetzt mal langsam, ihr Süßen, was ist denn los?«
Alle gucken zu Suszan, die anscheinend am besten weiß, worum es geht. »Frau Freitag, vor der Schule ist ein Mädchen von meine alte Schule und sie will mich schlagen.«
Schlagen? Jemand will eins meiner Mädchen schlagen? Eine Schulfremde? Wo ist die Schlampe? Die greif ich mir! Niemand schlägt MEINE Mädchen!
Mein Kamm schwölle an, wäre ich ein Hahn. So verschnellert sich nur mein Schritt, und mein System schaltet auf Angriff.
Ich haste über den Hof, die Mädchen stolpern hinterher, und Suszan erklärt mir die Hintergründe: »Sie hat mich schon in der Grundschule immer geärgert und gestern hat sie auf Facebook geschrieben: Warte nur, heute schlag ich dich. Und jetzt ist sie draußen vor dem Tor.«
»War sie hier in der Schule?«
»Ja, vorhin war sie auf dem Hof.«
Kurz vorm Tor drehe ich mich konspirativ zu den Mädchen: »Welche ist es?«
»Die mit dem roten T-Shirt und den langen Haaren, da hinten.« Ich sehe sie. Na, warte!
»Passt auf. Ich regele das. Ihr bleibt hier.« Zu Suszan: »Mach dir keine Sorgen, die tut dir nichts.« Zu den anderen: »Kümmert euch mal um Suszan.« Unnötig, das hätten sie sowieso getan.
Terminator-Teacher-Woman verlässt den Schulhof. Das Opfer fest fixiert. Sie steht an der Straße und gackert mit irgendwelchen anderen Mädchen rum. Ich stelle mich direkt neben sie und starre sie unfreundlich an.
Als sie mich bemerkt, spreche ich sie an: »Du warst eben in dieser Schule. Stimmt’s?«
Sie grinst noch: »Ja.«
»Du gehst aber nicht auf diese Schule.«
Ihr Grinsen verschwindet langsam: »Nein, äh, ich wollte die eine Lehrerin besuchen.«
»Welche?«
»Ich weiß nicht, wie die heißt.«
Ich warte kurz, dann zische ich leise: »Erzähl mir keinen Mist! Du warst in der Schule, und du hast Suszan bedroht.«
»Häh?« Sie versucht die Unwissende zu mimen. Aber nicht mit mir, Baby.
»Pass auf: Du wagst dich noch einmal in die Nähe von Suszan oder guckst auch nur in ihre Richtung, dann erstatte ich Anzeige bei der Polizei wegen Bedrohung. Ich weiß, wer du bist!«
Sie guckt irritiert.
»Du weißt, was eine Anzeige ist?«
Sie nickt.
»Also, haben wir uns verstanden? Du hältst dich von ihr fern, sonst bist du dran.«
Sie nickt wieder. Ihre Freundinnen gucken betreten zu Boden. Mission erfüllt. Ich lasse sie stehen und gehe zu meinen Mädchen.
»So, ihr Süßen, alles erledigt. Jetzt geht mal zum Unterricht.« Ich lege kurz den Arm um Suszan und beuge mich zu ihr runter: »Die macht nichts mehr, da brauchst du keine Angst zu haben. Und wenn sie dir noch einmal schreibt oder dich anspricht, dann sagst du mir sofort Bescheid. Okay?«
Suszan lächelt, nickt und rennt hinter den anderen her. Ich gehe ins Lehrerzimmer und fühle mich großartig. Lehrerin sein fetzt echt! Und die Abiturienten haben alle bestanden. Herzlichen Glückwunsch.
Nie machen wir was Schönes
»Hier, gucken Sie, Frau Freitag!« Rosa hält mir ihr Handy unter die Nase. Es ist weiß und hat kleine Blumen am Rand. Nach meiner wochenlangen Marktanalyse in Sachen Smartphones kenne ich mich mittlerweile gut aus. »Ah, Samsung Galaxy 3 mini. Hübsch.«
»Mann, Frau Freitag! Nicht das Handy. Lesen Sie, was da steht!«,
Weitere Kostenlose Bücher