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Echt? In der DDR gab's mehrere Parteien? - Ein Ossi und ein Wessi beginnen einen Dialog (German Edition)

Echt? In der DDR gab's mehrere Parteien? - Ein Ossi und ein Wessi beginnen einen Dialog (German Edition)

Titel: Echt? In der DDR gab's mehrere Parteien? - Ein Ossi und ein Wessi beginnen einen Dialog (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Morawek , Christian Döring
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den Text in ein Kuvert, Briefmarke drauf und ab ging die Reise zur Redaktion nach Schwerin. Aber ich wartete umsonst. Stattdessen bekam ich einen Gesprächstermin mit dem Chefredakteur. Ich war stocksauer. Warum nahmen sie meine Rezension nicht?
    Als ich dann wenige Tage später in der Münzstraße in der Baracke der MKZ saß, wurde mir klar, dass ich einen Fehler gemacht hatte und dass der Chefredakteur meinen Beitrag niemals zur Zensur einreichen durfte.
     
    Daniel: MKZ? Du bist also zu dem Termin mit dem Chefredakteur gefahren? Wie ging der Termin aus?
     
    Christian: MKZ war die Abkürzung der „Mecklenburgischen Kirchenzeitung". Jede Landeskirche in der DDR hatte so eine Zeitung, die wöchentlich erschien. Ja, ich bin nach Schwerin zum Chefredakteur gefahren, habe extra einen Tag Urlaub genommen. Allein die Hin- und Rückfahrt mit der Dampflock dauerte etwa vier Stunden.
    Das Gespräch selbst war höchst interessant für mich. Der Chefredakteur erzählte mir, welch einen Balanceakt er Woche für Woche zu bestehen hatte. Er musste eine ehrliche Zeitung für die Christen Mecklenburgs fertigbekommen und er hatte dabei immer die staatliche Zensur im Nacken. Die fertige Zeitung wurde den staatlichen Behörden in Schwerin vorgelegt. Oft begann dann ein Feilschen selbst um einzelne Worte. Der Chefredakteur konnte natürlich bereits im Vorfeld gut einschätzen, welche Themen und Worte überhaupt nicht durchgingen. Als ich später einige Jahre als freier Mitarbeiter bei der MKZ war, konnte ich auch vergleichen – der eine Chefredakteur war bereit, mehr zu riskieren als ein anderer. Am liebsten war mir die Zusammenarbeit mit Hermann Beste. Er war nicht nur ein Pastor aus dem Volk. Der spätere Landesbischof war auch bereit, um Themen und Worte zu kämpfen.
    Immer noch stocksauer, nur diesmal nicht auf den Chefredakteur, sondern auf mein sozialistisches Heimatland, fuhr ich nach dem ersten Treffen nach Hause. Wenig später schrieb ich meine erste Rezension, die auch erschien. „Missionsarzt in Afrika" hieß das Büchlein von Leader Stirling. Keine Weltliteratur, aber interessant, weil auch hier wieder ein Land beschrieben wurde, welches für den DDR-Leser unerreichbar war. Die Rezension erschien und was auch nicht zu verachten war, die Rezension wurde bezahlt und somit hatte ich eine gute Quelle gefunden, den Kauf meiner nächsten Bücher zu finanzieren.

13. Vom Privatmaler in den VEB
     
    Christian: Meine Malerlehre begann im September 1979 im Alter von 16 Jahren. Nach meinem ersten Arbeitstag hatte ich um 16.30 Uhr bereits die Nase gestrichen voll. Von morgens bis abends hatte ich alte Farbkannen zu reinigen. In einigen war ein mehrerer Zentimeter dicker festgetrockneter Farbrest enthalten. Also kippte ich Verdünnung in die Kannen, ließ sie ausbrennen und schrubbte diese anschließend mit einer Drahtbürste, alles genau so, wie mein Meister es mir erklärt hatte.
    Nach diesem ersten Arbeitstag konnte es für mich nur noch besser werden. Am nächsten Tag wurde ich einem Gesellen zugeteilt. Wir kannten uns beide nicht und er erklärte mir, wie ich Fenster von alter Farbe zu befreien und Kittfalzen neu zu füllen hatte, um dann den ersten Farbanstrich aufzutragen. Aber auch mein zweiter Arbeitstag hatte einen Haken. Ich stand im zweiten Stock eines Wohnhauses auf einem Fensterbrett, hatte einen Farbtopf mit etwa zwei Litern weißer Farbe neben meinen Füßen stehen und war gerade dabei mit meinem Pinsel die erste Farbe aufzutragen. Da polterte es plötzlich unter mir kräftig los. Ich musste meinem Farbtopf einen Schups gegeben haben. Auf alle Fälle sah ich ihn und vor allem die weiße Farbe auf den Gehwegplatten des Bürgersteiges. Wie blöd stand ich auf dem Fensterbrett. Mein Geselle tat genau das richtige. Er nahm trockene alte Lappen und schob schleunigst die Farbe zusammen. Anschließend kippte er Verdünnung auf den verbliebenen Fleck und scheuerte die Reste weg.
    Danach ging es mir besser. Der Geselle verriet mir, dass ihm dies auch in seiner Lehrlingszeit einmal passiert war und danach waren wir beide beste Kumpel. Von da an ging es mit der Lehre bergauf. Die Ausbildung war sehr vielseitig und gründlich. Selbst die alte Kunst des Holzmaserns erlernte ich. Während ich die praktische Ausbildung in einem privaten Betrieb absolvierte, übernahm die staatliche Berufsschule den theoretischen Teil. In der Berufsschule „PGH Farbe und Raum" in Güstrow trafen sich die Malerlehrlinge des gesamten Kreises. Wir

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