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Echt? In der DDR gab's mehrere Parteien? - Ein Ossi und ein Wessi beginnen einen Dialog (German Edition)

Echt? In der DDR gab's mehrere Parteien? - Ein Ossi und ein Wessi beginnen einen Dialog (German Edition)

Titel: Echt? In der DDR gab's mehrere Parteien? - Ein Ossi und ein Wessi beginnen einen Dialog (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Morawek , Christian Döring
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so schrieben es die DDR-Gesetze vor, durfte kein privater Handwerksbetrieb sein.
     
    Daniel: Aha. Funktioniert die Einteilung, was ein staatlicher und privater Betrieb war so? Zwölf Leute und dann ist Schluss?
     
    Christian. Ein größerer Betrieb hätte natürlich mehr Umsatz gemacht. Aber auch dafür gab es staatlich genau festgelegte Beschränkungen. Ein privater Betrieb konnte nicht Umsatz machen so viel er wollte, also ging man auf Nummer sicher und sagte, 10 Mitarbeiter und eventuell noch zwei Lehrlinge, sind das Maximum.
    Ebenso selten, wie man Schallplatten oder einen Karpfen zu kaufen bekam, ebenso selten gab es Farben zu kaufen. Schon legendär ist der Witz, dass sich DDR-Bürger Tapeten von der Westverwandtschaft schicken ließen, die in der DDR produziert wurden. Aber so war die DDR-Wirtschaft nun einmal aufgebaut. Für Devisen wurde alles verkauft, sogar Menschen.
     
    Daniel: Du sprichst von einem Witz. Aber das ist wirklich so passiert?

    Christian: Das mit den Tapeten habe ich selbst so praktiziert. Und leider habe ich Jahre später auch den innerdeutschen Menschenhandel kennengelernt. Von Mitarbeitern des MfS wurde mir die sofortige Ausreise in ein Land meiner Wahl angeboten. So war die Umschreibung für Westdeutschland. Und dass sich die DDR-Behörden diese menschenfreundliche Behandlung von Querdenkern vom Westen bezahlen ließ, ist spätestens seit dem Mauerfall für jeden, der es wissen möchte, zu erfahren. Die BRD-Regierung stellte viel Geld zur Verfügung, um freigekaufte DDR-Bürger in die BRD fahren zu lassen. Ich ging auf diese Angebote niemals ein. Meine Heimat war Mecklenburg und meiner Westverwandtschaft wollte ich keinesfalls auf der Tasche liegen.
    Als Malerlehrling arbeitete ich immer mit einem Gesellen zusammen. Bei größeren Aufträgen auch mal mit zwei Gesellen. Weil eine ganz normale Privatperson ohne Beziehungen so gut wie keine Chance hatte, einen Maler zu bekommen, blühte die Schwarzarbeit und alle Gesellen und selbst die Lehrlinge gingen nach Feierabend weiter arbeiten. Mein Pastor lag mir seit Wochen und Monaten in den Ohren, dass eine kleine Dorfkapelle dringend von innen und außen gemalert werden müsste. Farbe hatte er natürlich keine, wie denn, es gab ja keine zu kaufen. Sein Genexkonto funktionierte auch nicht so recht, also klaute ich mit ihm zusammen Farbe für den Herrn und die Kapelle.
     
    Daniel: Okay. Bevor wir zu dem Diebstahl im Namen des Herrn kommen – was ist ein Genexkonto?

    Christian: Ich weiß heute gar nicht mehr, wer der Erfinder des Genexkontos war. Auf alle Fälle hatten Pastoren ein Geldkonto im Westen, welches vom Westen bestückt wurde. Verwalter war oft ein Pastor aus dem Westen. Dem wiederum teilte der Ostpastor mit, was er dringend braucht. Das konnte ein Trabi, eine Gefriertruhe oder auch eine Rolle Linoleum sein. Je nachdem, wie die beiden Pastoren miteinander konnten, lief es sehr gut und zum Vorteil der Kirchengemeinden in der DDR.
    In unmittelbarer Nachbarschaft des Pfarrhofes befand sich die Schülerspeisung und die Großküche der Schule. Meine Malerfirma hatte die Aufgabe, den gesamten Gebäudekomplex von innen und außen malermäßig instand zu setzen. Wir taten also unser Bestes. Auf den Rechnungen war alles drei Mal gestrichen, in Wirklichkeit jedoch ein oder höchstens zwei Mal. Natürlich blieben dabei Massen an Farbe übrig. Die wiederum teilten sich die Gesellen und Lehrlinge für ihre Schwarzarbeiten. So ließ auch ich meine kriminellen Energien zum Vorschein kommen und klaute Farbe. Ich musste sie eigentlich nur einmal über die Straße tragen und auf der anderen Straßenseite lief ich mit den Eimern auf den Hof des Pastors und der brachte sie sogleich in seine Garage.
     
    Daniel: Und das machte der Pastor einfach so mit?
     
    Christian: Ich kann für mich behaupten, dass ich dabei kein schlechtes Gewissen bekam. Den Pastor habe ich danach nie gefragt, aber so wie ich ihn einschätze, hat ihn sein Gewissen auch nicht geplagt.
     
    Daniel: Warum hattest du denn kein schlechtes Gewissen? Weil es eh alle taten?
    Und war das eigentlich gefährlich? Im Westen hätte man für so etwas sicherlich aus dem Betrieb fliegen können. Was wäre gewesen, wenn ihr erwischt worden wäret?

    Christian: Im normalen Leben bin ich nicht der Dieb. Aber als ich die Farbe für diese Kapelle in Göldenitz geklaut habe, hatte ich kein schlechtes Gewissen. Der Staat hatte nichts übrig für Kirchenbauten, es gab keine Farben zu kaufen, also war

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