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Echt? In der DDR gab's mehrere Parteien? - Ein Ossi und ein Wessi beginnen einen Dialog (German Edition)

Echt? In der DDR gab's mehrere Parteien? - Ein Ossi und ein Wessi beginnen einen Dialog (German Edition)

Titel: Echt? In der DDR gab's mehrere Parteien? - Ein Ossi und ein Wessi beginnen einen Dialog (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Morawek , Christian Döring
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80ern in westdeutschen Fabriken gearbeitet haben. Kühlschränke wie Schnapsregale und Meister mit einem Alkoholproblem. Bei meinem Schwiegervater hat der Meister immer gesagt: „Weißt du, bei 70 Leuten in der Abteilung, muss es immer zwei, drei geben, die gar nichts arbeiten." So was gibt es heute natürlich nicht mehr.
     
    Christian: Der redselige Schlosser hatte mir viel aus seinem Leben erzählt. Im KZ hat er zwei Jahre seines Lebens zugebracht, war dann halb verhungert 1945 befreit worden. Nun Jahrzehnte später, war er völlig enttäuscht darüber, wie seine Genossen den real existierenden Sozialismus gestalteten. Genosse war er vor allem deshalb geworden, weil viele etwas gegen seine Freunde hatten, diese waren Juden und er wollte nicht einsehen, dass Juden keine richtigen Menschen waren. Dann geriet dieser Mann immer weiter in die Ideologie der Kommunistischen Partei und befand vieles für gut.
    Nach dem Zweiten Weltkrieg, als dann 1949 die DDR gegründet worden war, begann er offiziell Fehlentwicklungen laut zu kritisieren. Aber er hörte bald auf damit, weil man ihm schnell zu verstehen gab: „Wer die Entscheidungen der Partei anzweifelt oder gar kritisiert, ist ein Konterrevolutionär und wird aus der Partei ausgeschlossen." Als ich diesen Mann traf und wenn er seine Geschichte erzählte, war er sehr aufgebracht und wütend darüber, dass „die heutigen Dummschwätzer", wie er die Führer der Partei- und Staatsführung nannte, ihm seine politische Heimat jederzeit entziehen konnten.
    Er hatte sich entschlossen, nichts mehr laut zu kritisieren. Wir redeten oft über Gott und die Kirche, auch über Thälmann, den er einmal in Hamburg selbst erlebt hatte. Dieser Genosse wurde mir zu einem Freund, einerseits konnte ich hart mit ihm diskutieren und andererseits tat er mir leid.

15. Sicherheitsinspektor ohne Parteibuch?
     
    Christian: Nach vielen Monaten des Krankgeschriebenseins wegen meines Arbeitsunfalls musste ich vor eine Ärztekommission, die bestätigen sollte, dass ich noch immer arbeitsunfähig war. Alle sechs Wochen wiederholte sich diese Prozedur. Aber auch dies hörte irgendwann auf und dann ging es um eine Verrentung. Im Sozialismus war der sozialistische Arbeiter finanziell sehr gut geschützt. Vor allem wenn es sich, wie in meinem Falle, um jemanden handelte, der während der Arbeit verunfallt war.
     
    Daniel: Das ist in der heutigen BRD übrigens ähnlich, wenn auch aus anderen Gründen. Rollstuhlfahrer sagen mir immer wieder, dass diejenigen, die einen Arbeitsunfall hatten, am besten dran sind. Die Berufsgenossenschaft muss für alles zahlen. Wenn man in der Freizeit einen Unfall hat, versuchen sich die Kranken- und Sozialkassen so gut es geht davor zu drücken, für teure Therapien und Hilfsmittel aufzukommen.
     
    Christian: Medizinische Behandlungen waren in der DDR grundsätzlich kostenlos. Selbst später, als ich mit dem Bus zum Doktor fahren konnte, habe ich die Buskarten bei meiner Krankenkasse abgegeben und das Fahrgeld wurde zurückerstattet.
    An zwei Krücken humpelte ich damals durch die Gegend und musste jede Woche nach Rostock gefahren werden, damit mein Knie eine neue Spritze bekam. All dies wurde kostenlos von Krankenfahrzeugen übernommen. Und für alle Sachen, die mit meinem Betrieb zusammenhingen, war dieser per Gesetz auch verpflichtet. An ein Weiterarbeiten als Maler war nicht zu denken. Also musste mein Betrieb mir neue berufliche Perspektiven eröffnen.
    So verbrachte ich einige Wochen in der Telefonzentrale. Auf einer Anlage, die wohl noch aus Kriegszeiten stammte, hatte ich nach kurzer Einarbeitungszeit 46 Telefonanschlüsse mit Gesprächen von außen zu versorgen. Alle Anrufe von draußen kamen zu mir und ich musste sie mit den richtigen Stellen im Betrieb verbinden.
     
    Daniel: Ehrlich! Das hat mich immer schon interessiert. Ich kenne so was nur aus alten Filmen und kapiere gar nicht, wie so eine Anlage funktioniert. Ich erinnere mich nur noch daran, wie wir in den 80ern mit der Grundschule die Schaltzentrale der Telekom für unseren Stadtteil besucht haben. In einem normalen Wohnhaus liefen tausende Kabel in riesigen Kästen zusammen, und dort wurden dann wohl irgendwie die Anrufe automatisch vermittelt. Aber auch so etwas gibt es heute nicht mehr im Handyzeitalter. Wie genau ist denn das System der Telefonvermittlung?

    Christian: Tja, mit Automatik war bei uns nichts. Ich hatte sechs Gespräche gleichzeitig zu betreuen. Das heißt, ich habe mithilfe kleiner

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