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Echt? In der DDR gab's mehrere Parteien? - Ein Ossi und ein Wessi beginnen einen Dialog (German Edition)

Echt? In der DDR gab's mehrere Parteien? - Ein Ossi und ein Wessi beginnen einen Dialog (German Edition)

Titel: Echt? In der DDR gab's mehrere Parteien? - Ein Ossi und ein Wessi beginnen einen Dialog (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Morawek , Christian Döring
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Jahresurlaubes dafür opfern musste.
     
    Daniel: Wie viel Jahresurlaub gab es denn in der DDR?
     
    Christian: Es gab exakt 18 Tage und in den ersten Jahren wurden die Sonnabende noch dazu gerechnet.
     
    Daniel: Klingt weniger als in der BRD. Auch wenn ich damals zu klein war, um schon an Urlaub zu denken.
     
    Christian: Ja. Ich überlegte lange und bei einem Gespräch mit dem Genossen in der Schlosserbude, brachte der mich auf eine grandiose Idee: „Stell doch beim Betriebsleiter einen Antrag auf Freistellung für gesellschaftliche Arbeit." Ich dachte erst mal nach. Der Genosse erklärte mir noch, dass niemand einen Anspruch auf solch eine Freistellung hat. Der Betriebsleiter persönlich konnte über solche Anträge entscheiden.
     
    Daniel: Eigentlich sollte man denken, dass in einem sozialistischen Staat Freiwilligen-Dienste unterstützt wurden. In Jugoslawien haben sie seinerzeit, glaube ich, die erste Autobahn nur mit Freiwilligen-Kolonnen gebaut. Im Westen gab es so etwas natürlich nicht. Ehrenamtliches Engagement gab es vor allem in den Sportvereinen.

    Christian: Der sozialistische Staat war selig, dass die Kirchen von ihrem Verständnis her sich der Mühseligen und Beladenen annahm. Freiwilligendienste, wie du sie kennst, gab es nicht. Aber was mir dabei einfällt: Die FDJ hat viele Großprojekte gestartet. Freiwillig wurden junge Facharbeiter, die natürlich in der FDJ organisiert waren, zu sozialistischen Großbaustellen gebracht. In meiner Umgebung war das damals eine Gleisbettverlegung auf der Bahnstrecke Schwaan - Rostock. Die FDJler, die dann in den Betrieben fehlten, sorgten dort keinesfalls für Lücken in der jeweiligen Produktion. Die anderen Arbeiter übernahmen natürlich deren Arbeit unentgeltlich. Das war Einsatz für die Republik!
    Einen Tag, nachdem ich meinen Antrag auf bezahlte Freistellung abgegeben hatte, wurde ich zum Betriebsleiter zitiert. Etwas mulmig war mir schon zumute, aber der Genosse Betriebsleiter empfing mich mit einer Tasse Kaffee. Er ließ sich genau erklären, wer diese Rüstzeit organisierte. Er fragte sogar nach, wo denn die Rollstuhlfahrer alle herkamen. Dann freute er sich, dass jemand aus seinem Betrieb sich für diese wichtige gesellschaftliche Tätigkeit bereit fand. Er bedankte sich bei mir und teilte mir mit, dass mein Antrag selbstverständlich bewilligt würde.
    Das war zur damaligen Zeit so außergewöhnlich, dass ich tief Luft holen musste und noch Tage später das Haar in der Suppe suchte. Aber ich fand keines. Mehrere Jahre fuhr ich mit der Unterstützung meines sozialistischen Heimatlandes zu kirchlichen Rüstzeiten und machte gemeinsam mit anderen Latschern und etwa zehn Rollstuhlfahrern Urlaub am Krakower See. Für viele jugendliche Rollstuhlfahrer waren dies oftmals die einzigen Tage im Jahr, an denen sie dem Altersheim entfliehen konnten. Ich erinnere mich da zum Beispiel an einen Rollifahrer, der mit einem 80-jährigen Rentner in einem Zimmer im Altersheim in Rostock-Evershagen leben musste.
     
    Daniel: Ich weiß von meiner Arbeit für einen ambulanten Betreuungsdienst, dass das im Westen auch bis Anfang der 80er so war, sofern ein Rollstuhlfahrer nicht in seiner Familie gepflegt wurde. 1981 gab es dann ein neues Sozialgesetz, das es ermöglichte, dass ein Rollstuhlfahrer auch ambulant zu Hause betreut werden konnte. Aber dafür hatten einige Leute lange gekämpft. Viele von den Rollstuhlfahrern, die damals Rabbatz gemacht hatten, trugen lange Haare und lange Bärte – ich nenne sie gerne Rollstuhlhippies.
     
    Christian. Während meiner DDR-Zeit habe ich sehr viele Rollstuhlfahrer gesehen, aber einen mit langen Haaren nie. Man achtete in den Altersheimen sehr auf Ordnung und Disziplin. Ich kenne sogar Fälle, da durften „Heiminsassen" ihre Westpakete nur im Beisein des Personals öffnen.

17. Als unser Bundespräsident mein Pastor war
    Christian: Mit dem Bodenpersonal Gottes haben ja auch heute noch viele Menschen so ihre Schwierigkeiten. Sie sollen alles können und natürlich glaubhaft herüberkommen und am besten ist es, wenn sie auf meine ganz persönlichen Interessen eingehen.
    Leider gehöre auch ich zu dem Menschenschlag, der immer sehr genau den Pastor seiner Gemeinde im Blick hat. Ich bekenne mich dazu, in vielen geistlichen Fragen altmodisch und konservativ zu sein. Für mich sollte der Pastor in jedem Falle der geistliche Anführer seiner Gemeinde sein.
    Zu tiefsten DDR-Zeiten mussten die Pastoren nicht nur gut mit ihrer Gemeinde

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