Echt zauberhaft
neue
Runen blickte in die Kristallkugel. »Es gibt ziemlich starke Interferen-
zen…«
Die Zauberer traten näher. Weiße Punkte tanzten in der Kugel umher.
In dem Durcheinander zeichneten sich hier und dort vage Schemen ab;
einige von ihnen schienen Menschen zu sein.
»Sehr friedlicher Ort, das Achatene Reich«, sagte Ridcully. »Sehr ruhig
und kultiviert. Soweit ich weiß, legt man dort großen Wert auf Höflich-
keit.«
»Äh… ja«, bestätigte der Dozent für neue Runen. »Ich habe gehört,
daß man dort den Leuten, die nicht friedlich und ruhig sind, wichtige Körperteile abhackt. Angeblich hat das Reich eine tyrannische und re-pressive Regierung.«
Ponder Stibbons runzelte die Stirn. »Was für eine Art von Regierung
ist das?«
»Eine Tautologie«, erwiderte der Dekan von oben.
»Welche Körperteile sind gemeint?« fragte Rincewind. Niemand achte-
te auf ihn.
»Im Reich soll es viel Gold geben«, sagte der Dekan. »Liegt dort gera-
dezu auf der Straße, heißt es. Rincewind könnte einen Sack vol mitbrin-
gen.«
»Ich bringe lieber mich zurück, mit al em Drum und Dran«, entgegnete
Rincewind und dachte: Aber macht euch nur nicht die Mühe, mir zuzu-
hören. Ich bin ja nur derjenige, der es direkt mit der ganzen Sache zu tun
bekommt.
»Kannst du nicht dafür sorgen, daß wir ein klareres Bild empfangen?«
fragte Ridcully.
»Tut mir leid, Erzkanzler…«
»Was die Körperteile betrifft… sind sie klein oder groß?« erkundigte
sich Rincewind ungehört.
»Du brauchst nur ein offenes Areal mit etwas zu finden, das die richti-
ge Größe und das richtige Gewicht hat.«
»Es ist sehr schwer…«
»Bezieht sich ›Körperteile‹ vielleicht auf Arme und Beine?«
»Im Achatenen Reich soll es sehr langweilig sein. Der schlimmste
Fluch dort lautet: ›Mögest du in interessanten Zeiten leben.‹«
»Jetzt sehe ich etwas… Es bleibt verschwommen. Scheint eine Art
Schubkarre oder so zu sein. Nicht besonders groß.«
»… oder viel eicht auf Zehen und Ohren?«
»Also gut, laßt uns beginnen«, entschied Ridcully.
»Äh«, sagte Ponder. »Ich glaube, er sollte schwerer sein als das Ding,
das wir hierher versetzen. Dann trifft er dort nicht mit zu hoher Ge-
schwindigkeit ein. Ich glaube…«
»Ja, ja, herzlichen Dank, Stibbons. Sei jetzt ein braver Junge, tritt in den Kreis und zeig uns, daß du mit dem Zauberstab umzugehen verstehst.«
»Fingernägel? Haare?«
Rincewind zupfte an Ponder Stibbons Mantel. Der junge Mann er-
schien ihm etwas vernünftiger als die anderen.
»Äh… was erwartet mich?« fragte er.
»Ein magischer Sprung über zehntausend Kilometer hinweg«, antwor-
tete Stibbons. »Das hoffe ich jedenfal s.«
Er überlegte, welchen Rat er dem armen Kerl mit auf den Weg geben
sol te. Ich habe mir mit Hex große Mühe gegeben, und wer nimmt die
Sache in die Hand? Einige Zauberer, deren Vorstel ung von Experimen-
ten darin besteht, etwas zu werfen und dann zu überlegen, wo es landen
wird. Wir möchten dich mit etwas austauschen, das zehntausend Kilo-
meter entfernt ist und sich in einer ganz anderen Richtung bewegt, auch
wenn der Erzkanzler das nicht glauben wil . Dabei kommt es auf Präzisi-
on an. Es hat keinen Zweck, einen traditionel en Reisezauber anzuwen-
den. Das Ding würde sich auf halbem Wege auflösen, ebenso wie du. Ich
bin ziemlich sicher, daß wir dich in ein, höchstens zwei Stücken zum
Gegengewicht-Kontinent bringen können, aber wir haben keine Mög-
lichkeit, das Gewicht des Austauschobjekts herauszufinden. Wenn es
ebenso schwer ist wie du, sol te eigentlich al es klappen. Dann müßtest
du bei deiner Ankunft nur ein wenig auf der Stel e laufen. Aber wenn das
Objekt viel schwerer ist als du… dann fürchte ich, daß du am Ziel jene
Reisegeschwindigkeit hast, wie man sie von Schlafwandlern kennt, die in
Klippendörfern wohnen und dort gerade ihren letzten Ausflug machen.
»Äh«, sagte Stibbons laut. »Fürchte dich. Fürchte dich sehr.«
»Oh«, erwiderte Rincewind. »Kein Problem. Damit kenne ich mich
aus.«
»Wir versuchen, dich zur Mitte des Kontinents zu bringen«, erklärte
Ponder. »Wir glauben, daß dort Hunghung liegt.«
»Die Hauptstadt?«
»Ja… äh.« Ponder fühlte sich schuldig. »Was auch immer passiert: Ich
bin sicher, daß du lebend am Ziel eintriffst. Davon wäre ich keineswegs
überzeugt gewesen, wenn ich alles dem Erzkanzler und den anderen
überlassen hätte. Außerdem glaube ich, daß du den
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