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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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darin, den König mit al en Bau-
    ern vorstürmen zu lassen und die gegnerischen Türme in Brand zu set-
    zen.«
    Rincewind beugte sich etwas näher.
    »Hör mal, ich meine… Dschingis Cohen…? Hat er den Verstand verlo-
    ren? Ich meine… einige altersschwache Priester ins Jenseits zu schicken
    und ein paar wertvol e Edelsteine zu stehlen, okay. Aber ganz allein vierzigtausend Wächter anzugreifen… das ist praktisch Selbstmord!«
    »Oh, er ist nicht ganz al ein«, erwiderte Herr Zervelatwurst.
    Rincewind blinzelte. Eins mußte man Cohen lassen: Er steckte andere
    Leute so mühelos mit seinem Optimismus an wie mit einer Erkältung.
    »O ja, natürlich. Entschuldigung. Das habe ich ganz vergessen. Sieben
    gegen vierzigtausend? Das dürfte eigentlich kein Problem sein. Nun, ich
    sollte jetzt besser gehen. Und zwar ziemlich schnell.«
    »Wir haben einen Plan. Es ist eine Art…« Herr Zervelatwurst zögerte
    und blickte ins Leere. »Eine Art… Ding. Du weißt schon. Bienen tun so
    etwas. Manchmal auch Wespen. Und manche Qual en. Eben lag mir das
    Wort auf der Zunge… äh. Es wird bestimmt das größte… Ding al er
    Zeiten.«
    Rincewind blieb skeptisch. »Ich glaube, ich habe irgendwo ein Ersatz-
    pferd gesehen.«
    »Ich möchte dir das hier geben«, sagte Herr Zervelatwurst. »Viel eicht
    verstehst du dann. Darum geht’s eigentlich…«
    Er holte ein kleines Bündel Papier hervor. In einer Ecke wurden die
    Blätter von einer Schnur zusammengehalten.
    Rincewind schob sie in die Tasche und nahm nur den Titel auf der er-
    sten Seite wahr.
    Er lautete:
    WIE ICH MEINE FERIEN

VERBRACHTE
    Für Rincewind schien die Sache ziemlich klar. Es gab eine Stadt namens
    Hunghung, in der sich eine Revolution anbahnte, was zweifel os viele
    Gefahren mit sich brachte. Und es gab al e anderen Orte.
    Deshalb war es wichtig zu wissen, wo sich Hunghung befand – um die
    Stadt nicht rein zufällig zu erreichen. Rincewind hörte den Wegbeschrei-
    bungen von Herrn Zervelatwurst sehr aufmerksam zu und ritt dann in
    die andere Richtung.
    Viel eicht fand er irgendwo ein Schiff. Die Zauberer reagierten be-
    stimmt befremdet auf seine Rückkehr, aber er konnte einfach behaupten,
    es sei niemand zu Hause gewesen.
    Die Berge und Hügel blieben allmählich hinter Rincewind zurück und
    wichen einer Landschaft, die hauptsächlich aus Gestrüpp bestand. Wei-
    ter vorn, in Dunst gehül t, erstreckte sich eine feuchte Ebene, durch die
    sich ein Fluß so sehr hin und her wand, daß er zumindest teilweise rück-
    wärts zu fließen schien.
    Das Land bildete ein schachbrettartiges Muster. Rincewind hatte nichts
    gegen das Land an sich, vorausgesetzt, es sprang ihm nicht ins Gesicht
    und lag auf der anderen Seite einer Stadtmauer. Aber in diesem besonde-
    ren Fal konnte man kaum von »Land« sprechen. Es sah eher nach einem
    gewaltigen Bauernhof ohne Zäune aus. Hier und dort ragten große Fels-
    blöcke auf, die gefährlich erratisch anmuteten.
    Manchmal bemerkte Rincewind Leute in der Ferne. Ihre Hauptbe-
    schäftigung bestand offenbar darin, Schlamm zu bewegen.
    Hier und dort sah er jemanden auf einem überfluteten Feld stehen und
    die Leinen eines Wasserbüffels halten. Der betreffende Büffel fraß Gras
    und entleerte gelegentlich seinen Darm. Der jeweilige Mann begnügte
    sich damit, die Leinen zu halten – darin schien sein ganzer Lebenszweck
    zu bestehen.
    Auf der Straße waren nur wenige andere Leute unterwegs. Für ge-
    wöhnlich schoben sie Karren, beladen mit Wasserbüffeldung, viel eicht
    auch mit Schlamm. Sie schenkten Rincewind nicht die geringste Beach-
    tung. Besser gesagt, sie gaben sich große Mühe, ihm keine Beachtung zu
    schenken. Sie eilten vorbei, ihre ganze Aufmerksamkeit der Schlammdy-
    namik und Wasserbüffel-Darmaktivität zugewandt.
    Rincewind hätte als erster zugegeben, daß er ziemlich langsam dachte.*
    Aber seine Erfahrungen genügten, um die Zeichen zu deuten. Die Leute
    schenkten ihm keine Beachtung, weil sie sich weigerten, Personen auf
    Pferden zu sehen.
    Vermutlich hatten ihre Ahnen gelernt: Wenn man es wagte, einen Rei-
    ter anzustarren, spürte man häufig ein plötzliches Brennen am Ohr, her-
    vorgerufen von einem Knüppel. Es wurde schließlich zu einer vererbten
    Eigenschaft, nicht zu Personen auf Pferden emporzusehen. Wer zu sol-
    chen Leuten emporschielte, noch dazu auf komische Weise (was nicht
    mit Humor verwechselt werden darf), überlebte nicht lange genug, um
    Nachkommen zu zeugen.
    Rincewind

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