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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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so
    was, auf dem Weg zum Theater bin ich einem Mann begegnet, und er hat
    mir nicht die Beine abgehackt, urinierender Hund, urinierender Hund…«
    Rincewind hörte das Rasseln von Geschirr und Zaumzeug, achtete je-
    doch nicht darauf. Er hob nicht einmal den Kopf, als sich jemand näher-
    te. Als er schließlich aufsah, war es zu spät – ein Stiefel an seinem Hals
    machte das ganz deutlich.
    »Oh, urinierender Hund«, sagte er, bevor ihn Bewußtlosigkeit umfing.

    Etwas machte Ploff, und Truhe erschien. Mit einem dumpfen Pochen fiel sie in die Schneewehe unter ihr.
    Ein Hackbeil steckte in ihrem Deckel.
    Eine Zeitlang verharrte sie reglos. Dann begannen ihre Beine mit ei-
    nem komplizierten Tanz, wodurch sie sich um dreihundertsechzig Grad
    drehte.
    Truhe dachte nicht. Sie hatte nichts, mit dem sie denken konnte. Ihre
    mentalen Vorgänge waren von der Art, in der Bäume auf Sonne, Regen
    und plötzliche Stürme reagierten. Al erdings waren diese Reaktionen bei
    Truhe enorm beschleunigt.
    Nach einer Weile hatte sie sich orientiert und trippelte über schmel-
    zenden Schnee.
    Sie fühlte auch nichts, weil ihr entsprechende Sinnesorgane fehlten.
    Doch auch in dieser Hinsicht reagierte sie wie ein Baum auf den Wechsel
    der Jahreszeiten.
    Truhe lief schneller.
    Sie fühlte sich der Heimat nahe.

    Rincewind mußte eingestehen, daß der schreiende Mann recht hatte.
    Nicht damit, daß sein Vater die kranke Leber eines Bergpandas war und
    seine Mutter ein Eimer vol er Schildkrötenschleim. Rincewind erinnerte
    sich nicht an direkte Kontakte zu seinen Eltern, aber er war ziemlich
    sicher, daß sie zumindest einigermaßen humanoid gewesen waren. Nein,
    recht hatte der Fremde vielmehr in der Richtung, daß er ein gestohlenes
    Pferd als Transportmittel benutzte. Hinzu kam der Fuß in Rincewinds
    Nacken, der mindestens neunzig Prozent des Gesetzes ausmachte.
    Hände durchsuchten die Taschen des Gefangenen.
    Eine andere Person – Rincewind sah nur einige wenige Quadratzenti-
    meter Schwemmboden, aber Tonfal und Klang der Stimme ließen auf
    eine recht unsympathische Person schließen – nahm an dem allgemeinen
    Geschrei teil.
    Schließlich wurde Rincewind hochgezerrt.
    In welchem Land man sich auch immer aufhielt: Wächter waren Wäch-
    ter. Sie verfügten gerade über die notwendige Menge an Intel ekt, um
    Leute zu schlagen und sie zur nächsten Skorpiongrube zu zerren. Außer-
    dem verstanden sie es hervorragend, nur wenige Zentimeter von einem
    Gesicht entfernt zu brül en.
    Die Situation gewann etwas Surreales, weil die Wächter selbst ohne
    richtige – beziehungsweise eigene – Gesichter blieben. Ihre verzierten,
    mit schwarzem Emaillelack überzogenen Helme hatten lange, maskenar-
    tige Visiere, die nur den Mund unbedeckt ließen. Was diesem Wächter
    die Möglichkeit gab, Rincewinds Großvater als eine Schachtel mit stin-
    kendem Goldfischkot zu bezeichnen.
    Eine Hand wedelte mit WIE ICH MEINE FERIEN VERBRACHTE.
    »Haufen verfaulter Fisch!«
    »Ich weiß nicht, was es damit auf sich hat«, sagte Rincewind. »Jemand
    hat es mir gegeben, und…«
    »Füße aus extrem verdorbener Milch!«
    »Wenn du so freundlich sein würdest, nicht mehr ganz so laut zu
    schreien… Ich glaube, mir ist gerade das Trommelfell gerissen.«
    Der Wächter legte eine Pause ein, wenn auch nur deswegen, weil er
    außer Atem geraten war. Dadurch bekam Rincewind Gelegenheit, sich
    umzusehen.
    Zwei Karren standen auf der Straße, und einer von ihnen schien ein
    Käfig mit Rädern zu sein. Darin sah er einige unbedeckte Gesichter, in
    denen sich Entsetzen abzeichnete. Der andere Karren war ein luxuriöser
    Palankin, der von acht Dienern getragen wurde. Zu beiden Seiten reich-
    ten bestickte Vorhänge herab; an einer Stel e waren sie auseinandergezo-
    gen – jemand beobachtete das Geschehen.
    Die Wächter wußten davon und fühlten sich deshalb unbehaglich.
    »Wenn ich erklären dürfte, warum…«
    »Schweig, Mund aus…« Der Soldat zögerte.
    »Du hast bereits Schildkröten, Goldfische und etwas anderes erwähnt,
    womit du vermutlich Käse meintest«, sagte Rincewind.
    »Mund aus Hühnermagen!«
    Eine lange, dünne Hand erschien zwischen den Vorhängen und wink-
    te, nur einmal.
    Rincewind wurde nach vorn gestoßen und sah Fingernägel, wie er sie
    in dieser Länge bisher nur an schnurrenden Geschöpfen gesehen hatte.
    »Kowtow!«
    »Wie bitte?« fragte er.
    »Kowtow!«
    Die Wächter zogen ihre Schwerter.
    »Ich verstehe nicht«, jammerte

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