Echt zauberhaft
den Halt
und fielen von der Ladefläche, warfen Rincewind fast einen Blick zu,
schrien ebenfal s und flohen.
Schlimmer als Peitschen. So lauteten Cohens Worte. Hier gab es
Schlimmeres als Peitschen. Hier brauchte man gar keine Peitschen mehr.
Rincewind schauderte und hoffte, daß er nie herausfand, wer was mit
diesen Menschen angestellt hatte.
Er ritt durch ein endloses Panorama aus Feldern. Nirgends wuchsen
Büsche neben der Straße, und es gab auch keine Tavernen. Schemen
zwischen den Feldern deuteten auf kleine Städte oder Dörfer hin, aber es
führten keine erkennbaren Wege zu ihnen – wahrscheinlich hätten Wege
zuviel wertvol e Anbaufläche beansprucht.
Schließlich nahm Rincewind auf einem Felsen Platz, der groß und
schwer genug war, den kol ektiven Kräften der Bauern zu widerstehen.
Er griff in die Tasche, um den armseligen Brocken getrockneten Fisch
hervorzuholen.
Seine Finger ertasteten das Bündel von Herrn Zervelatwurst und zogen
es hervor.
Darum ging es angeblich. Doch der barbarische Lehrer hatte es ver-
säumt, die Bedeutung von »es« zu erklären.
WIE ICH MEINE FERIEN VERBRACHTE lautete der Titel. Die
Handschrift – beziehungsweise die Zeichnungen – wirkten nicht beson-
ders elegant. Die Bürger des Achatenen Reiches schrieben nicht in dem
Sinne; sie malten mit Pinseln und setzten kleine Wortbilder aus verschie-
denen Komponenten zusammen. Wenn dort jemand sagte, daß ein Bild
tausend Worten gleichkam, meinte er es ernst.
Mit der Schriftsprache des Achatenen Reiches war Rincewind nicht be-
sonders gut vertraut – die Bibliothek der Unsichtbaren Universität ent-
hielt nur wenige achatene Bücher. Ein weiteres Problem war, daß dieser
Text offenbar Dinge betraf, die den Verfasser verwirrt und verblüfft
hatten.
Rincewind überflog einige Seiten. Die Geschichte erzählte von einer
Großen Stadt, in der es wundervol e Dinge gab, zum Beispiel »Bier so
stark wie ein Ochse« und »Pasteten aus vielen Schweineteilen«. Al e Be-
wohner der Stadt schienen klug, freundlich oder stark zu sein, manchmal
auch alles gleichzeitig. Das galt insbesondere für den sogenannten Gro-
ßen Zauberer, der immer wieder erwähnt wurde.
Einige Beschreibungen waren sehr rätselhaft. So hieß es an einer Stel e:
»Ich sah, wie jemand einem Stadtwächter auf den Fuß trat, der daraufhin
sagte: ›Deine Frau ist ein großes Nilpferd!‹ Worauf der erste Mann ant-
wortete: ›Steck es dir an die Stelle, wohin die Sonne kein Tageslicht
bringt, gewaltige Person.‹ Und der Wächter…« Die nächsten Wortbilder
waren zittrig, als sei der Autor sehr aufgeregt gewesen. »…schlug dem
Mann nicht den Kopf ab, wie es die alte Tradition verlangt.« Fünf Piktogramme daneben stel ten einen Wasser lassenden Hund dar – das achatene Äquivalent eines Ausrufezeichens, aus welchen Gründen auch immer.
Rincewind blätterte. Immer wieder stieß er auf den gleichen langweili-
gen Kram. Die Sätze verkündeten banale Wahrheiten, endeten jedoch
mit mehreren Hunden, die Schwierigkeiten mit der Blase hatten. Zum
Beispiel: »Der Wirt meinte, daß die Stadt Steuern von ihm verlangt, die
er jedoch nicht bezahlen wol te. Als ich ihn fragte, ob er sich denn gar
nicht fürchtete, geruhte er zu antworten: ›[Kompliziertes Piktogramm]
sich selbst‹ [urinierender Hund, urinierender Hund]. Er fuhr fort: ›Der
[Piktogramm für den Obersten Herrscher] ist ein [ein Piktogramm, das
Rincewind nach sorgfältiger Betrachtung von mehreren Seiten für das
Symbol eines Pferdehinterns hielt], und du kannst ihm gern ausrichten,
daß diese Worte von mir stammen.‹ Woraufhin ein in der Taverne anwe-
sender Wächter ihm nicht den Bauch aufschlitzte [urinierender Hund, urinierender Hund], sondern sagte: ›Das kannst du ihm auch von mir ausrich-
ten‹ [urinierender Hund, urinierender Hund, urinierender Hund, urinie-
render Hund, urinierender Hund].«
Was war daran so seltsam? Die Leute in Ankh-Morpork redeten die
ganze Zeit über so. Allerdings verzichteten sie dabei auf den urinieren-
den Hund.
Nun, ein Reich, das eine ganze Stadt vernichtete, nur um den anderen
Städten eine Lektion zu erteilen… An einem solchen Ort konnte es ge-
wiß nicht mit rechten Dingen zugehen. Viel eicht war WIE ICH MEINE
FERIEN VERBRACHTE eine Sammlung von Witzen, die Rincewind
erst noch verstehen mußte. Vielleicht erzielten die hiesigen Komiker
enorme Erfolge mit Bemerkungen wie: »Na, so was, na, so was, na,
Weitere Kostenlose Bücher