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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Rincewind.
    »Kowtow, bitte«, flüsterte es an seinem Ohr. Die Stimme war nicht be-
    sonders freundlich, aber im Vergleich zu den anderen klang sie geradezu
    liebevol . Sie schien von einem recht jungen Mann zu stammen, der sehr
    gutes Morporkianisch sprach.
    »Wie?«
    »Das weißt du nicht? Knie nieder und drück die Stirn auf den Boden.
    Falls du auch in Zukunft in der Lage sein möchtest, einen Hut zu tra-
    gen.«
    Rincewind zögerte. Er war ein frei geborener Morporkianer, und auf
    der Liste der Dinge, die für ihn nicht in Frage kamen, standen Verbeu-
    gungen – noch dazu vor Ausländern – ganz oben.
    Doch auf der Liste jener Dinge, die es unbedingt zu vermeiden galt,
    standen Enthauptungen an erster Stelle.
    »So ist es besser. Gut. Woher wußtest du, daß man dabei zittern muß?«
    »Oh, darauf bin ich von ganz al ein gekommen.«
    Die Hand winkte mit einem Finger.
    Ein Wächter schlug Rincewind mit einer schlammverkrusteten Ausga-
    be von WIE ICH MEINE FERIEN VERBRACHTE ins Gesicht. Er
    drückte das Bündel schuldbewußt an sich, als der Soldat zum Zeigefinger
    seines Herrn eilte.
    »Stimme?« fragte Rincewind.
    »Ja?«
    »Was passiert, wenn ich mich auf meinen Status als Besucher aus dem
    Ausland berufe und diplomatische Immunität in Anspruch nehme?«
    »Man stellt hier besondere Dinge mit einer Weste aus Draht und einer
    Käsereibe an.«
    »Oh.«
    »Und in Hunghung gibt es Folterer, die einen jahrelang am Leben er-
    halten können.«
    »Vermutlich nicht durch einen gesunden Dauerlauf am Morgen sowie
    eine an Fasern reiche Ernährung, oder?«
    »Nein. Du solltest also besser still sein. Wenn du Glück hast, schickt
    man dich als Sklave in den Palast.«
    »Das Glück begleitet mich auf Schritt und Tritt«, erwiderte Rincewind
    leise. »Um mich dann im entscheidenden Augenblick zu verlassen.«
    »Denk daran, zu kriechen und vor Angst zu wimmern.«
    »Ich werde mir Mühe geben.«
    Die weiße Hand kam wieder zum Vorschein, diesmal hielt sie einen
    Zettel. Der Wächter nahm ihn entgegen, sah zu Rincewind und räusperte
    sich.
    »Höre die Weisheit und Gerechtigkeit von Distriktkommissar Kee,
    Kugel aus Sumpfausdünstungen! Damit meine ich nicht ihn, sondern
    dich!«
    Er räusperte sich erneut, beugte den Kopf etwas tiefer und starrte so
    auf den Zettel, als hätte er lesen gelernt, indem er den Namen jedes
    Buchstabens nannte.
    »›Das weiße Pony läuft durch die… die…‹«
    Der Wächter drehte sich um, flüsterte mit den Vorhängen des Palan-
    kins und konzentrierte sich dann wieder auf den Zettel.
    »›… Chrysanthemen… themenblüten,
    Der kalte Wind bewegt die
    Aprikosenbäume. Schickt ihn zum
    Palast, auf daß er Sklavendienste
    Leistet, bis ihm alle Gliedmaßen
    Abfallen.‹«

    Einige Wächter applaudierten.
    »Aufsehen und klatschen«, sagte die Stimme.
    »Vielleicht fallen mir dann die Gliedmaßen ab.«
    »Es ist eine große Käsereibe.«
    »Zugabe! Donnerwetter! Wundervol ! Das mit den Chrysanthemen-
    themen… Unerhört künstlerisch!«
    »Gut. Hör zu. Du kommst aus Bes Pelargic – aus irgendeinem mir rät-
    selhaften Grund hast du den richtigen Akzent. Bes Pelargic ist ein Hafen
    und gilt daher als ein sonderbarer Ort. Deshalb hast du auch keine Pa-
    piere und so. Hier braucht man für al es Papiere, auch für die eigene
    Identität. Und du mußt den Eindruck erwecken, mich überhaupt nicht
    zu kennen.«
    »Ich kenne dich auch gar nicht.«
    »Gut. Ein Langes Leben Den Verändernden Dingen, Die Mehr Fair-
    neß Schaffen, Wobei Die Ehrwürdigen Traditionen Unserer Vorfahren
    Gewahrt Bleiben Und Der Erhabenen Person Des Kaisers Kein Schaden
    Zugefügt Wird!«
    »Gut. Ja. Wie bitte?«
    Ein Wächter trat Rincewind in die Nierengegend. Was in der weit ver-
    breiteten Sprache der Stiefel bedeutete: He, steh auf!
    Er stemmte sich hoch – und sah Truhe.
    Besser gesagt, er sah gleich drei von ihnen, und keine gehörte ihm.

    Truhe erreichte die Kuppe eines niedrigen Hügels und blieb so plötzlich
    stehen, daß sie kleine Furchen im Boden hinterließ.
    Sie hatte nichts, mit dem sie denken oder fühlen konnte, außerdem
    fehlten ihr Augen. Es blieb ihr Geheimnis, auf welche Weise sie Dinge
    wahrnahm.
    Jetzt betraf ihre Wahrnehmung andere Truhen.
    Drei von ihnen standen geduldig hinter dem Palankin. Sie waren groß.
    Sie waren schwarz.
    Truhe zog die Beine ein.
    Nach einer Weile öffnete sie vorsichtig den Deckel, nur einen Spalt-
    breit.

    Fast al e Menschen wissen zumindest drei Dinge über

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