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Echte Biester: Roman (German Edition)

Echte Biester: Roman (German Edition)

Titel: Echte Biester: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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knubbeligen Gegenstand lag, mit dem er sich paddelnd durchs Wasser bewegte.
    »Achtung!«, brüllte Tuna.
    Inzwischen gestikulierten und schrien auch die anderen Passagiere. Doch das Sumpfboot verlangsamte weder sein Tempo, noch drehte es ab, um dem Mann auf dem schwarzen Gegenstand auszuweichen. Link saß kerzengerade auf dem Fahrersitz und starrte stur geradeaus.
    Der hat sie doch nicht alle! , dachte Wahoo. Er machte sich von Tuna los, riss sich den Rucksack vom Rücken, hob ihn mit beiden Händen in die Höhe und schleuderte ihn in Richtung Fahrersitz.
    Und irgendwie hatte er Glück. Der Rucksack traf Links Fuß, der vom Gaspedal rutschte. Der Motor fing an zu stottern, und das Boot machte kurz vor Mickey Cray halt, der seelenruhig an Bord kletterte.
    »Hallo, Leute«, sagte er.
    Die anderen waren sprachlos. Ungläubig wanderten ihre Blicke zwischen dem triefnassen, hemdlosen Mann und seinem bizarren Floß hin und her – einem ausgestopften Alligator, der auf einen Baumstamm genagelt war.
    »Hat mal jemand ein Handtuch?«, erkundigte sich Mickey.
    »Setz dich, Pop«, sagte Wahoo.
    Link sah die beiden wütend an. »Ja, pflanzen Sie sich hin.«
    Hoch über ihnen spähte Raven Stark aus dem Fenster des gemieteten Hubschraubers und versuchte, sich einen Reim auf die seltsame Szene unter ihr zu machen. Der vor ihr sitzende Derek Badger war mit anderen Dingen beschäftigt.
    »Ruf das Hotel an«, befahl er Raven über das Headset-Mikrofon. »Sag denen, dass ich ein Zimmer mit Whirlpool haben will. Zack, zack!«

12
    Susan Cray behauptete immer, ihr Mann habe genau den richtigen Beruf, da er mit Tieren wesentlich besser umgehen könne als mit Menschen. Manchmal traf das auch für seine eigene Familie zu.
    »Hab ich das eben richtig verstanden?«, fragte Wahoo seinen Vater. »Du bist ins Wasser gesprungen …«
    »Dieser Blödmann hat mich reingeschmissen!«
    »… und hattest das Handy in der Tasche, ja?«
    »Der wollte mich doch für dumm verkaufen! Als ob ich einen toten Alligator nicht von einem lebendigen unterscheiden kann!«
    Wahoo warf einen weiteren Ast ins Feuer. »Na toll, Pop. Jetzt sitzen wir ohne Telefon mitten in der Pampa.«
    Das schien Mickey nicht, zu beunruhigen. »Wir können uns ja das deiner Freundin ausborgen.«
    »Nein, können wir nicht. Nicht, um in China anzurufen«, erwiderte Wahoo. »Außerdem ist sie nicht meine Freundin.«
    Die Crays hatten ihr Lager in einiger Entfernung vom Filmteam aufgeschlagen, weil Mickey nicht in der Nähe von Derek Badger sein wollte. Da das Lager tief im Wald lag, war es vor Wind geschützt, der nötig gewesen wäre, um die Moskitos zu vertreiben. Folglich fielen die gierigen Biester in Schwärmen über sie her und zapften ihnen Blut ab.
    Tuna, für die Wahoo extra ein kleines Zelt aufgestellt hatte, steckte den Kopf aus der Öffnung und sagte: »Wie ich höre, redet ihr gerade über mich.«
    Mickey nutzte sofort die Gelegenheit. »Hat dein Handy eine dieser internationalen Chipkarten? Keine Bange, ich hab eine Kreditkarte.«
    Haha , dachte Wahoo.
    Tuna zeigte zum Himmel hoch. »Hier draußen kriegen wir keine Verbindung, Mr. C. Vielleicht klappt’s, wenn wir wieder an der Anlegestelle sind.«
    »Tut mir leid, Junge«, sagte Mickey, der so tat, als sei Wahoo enttäuschter als er selbst. Bevor sie in die Everglades aufgebrochen waren, hatten sie zweimal versucht, Susan Cray zu erreichen, doch jedes Mal war nur ein Rauschen in der Leitung zu hören gewesen.
    Tuna sagte, dass sie einen Spaziergang machen wolle. Mickey befahl Wahoo, sie zu begleiten.
    »Wieso denn das?«
    »Weil du ein Gentleman bist.« Mickey sah so aus, als meine er es ernst. »Also beweg dich.«
    Wahoo nahm eine Taschenlampe mit, hauptsächlich, um zu vermeiden, dass sie auf Mokassin- oder Klapperschlangen traten. Die Sterne und der Mond wurden von tief hängenden Wolken verdeckt. Die Nachtluft war schwül und drückend. Wahoo überlegte, ob ein Gewitter im Anzug war. Am westlichen Horizont sah man weiße Blitze aufzucken.
    Im Laufe der Jahrhunderte hatte das strömende Wasser der Insel die Form einer Träne verliehen. Am oberen Ende der Insel standen dicht an dicht hohe Bäume, deren lateinische Namen Tuna sofort herunterrasselte: Annona glabra (Alligatorapfel), Magnolia virginiana (Sumpf-Magnolie) und Myrica cerifera (Wachsmyrte).
    Wahoo fragte, ob sie ein fotografisches Gedächtnis habe.
    »Nein, ich lerne nur fleißig«, erwiderte sie.
    Nach einer Weile hörten sie Stimmen und bald konnten sie

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