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Echte Biester: Roman (German Edition)

Echte Biester: Roman (German Edition)

Titel: Echte Biester: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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lieb von dir«, erwiderte Susan Cray, »aber ich glaub dir nicht.«
    »Mir geht’s bestens. Pop geht’s bestens. Mit dem Job läuft alles … ganz gut.«
    »Aber?«
    »Von aber habe ich nichts gesagt«, entgegnete Wahoo.
    »Das brauchst du auch nicht. Das höre ich an deiner Stimme.«
    »Okay, also, da ist dieses Mädchen …«
    Seine Mutter stöhnte auf.
    »Ach, komm schon, Mom.«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Sie ist … na ja … von zu Hause abgehauen und wir haben sie mitgenommen.«
    »Von zu Hause abgehauen?«
    »Weil ihr Dad sie verprügelt hat«, erklärte Wahoo.
    Susan Cray schwieg.
    »Ihre Mom ist nicht da. Sie wusste nicht, wo sie hinsollte.« Da seine Muter immer noch nichts sagte, fuhr er fort: »Deshalb haben wir sie in die Everglades mitgenommen.«
    Endlich sagte seine Mutter etwas. »Wie alt ist deine neue Freundin denn?«
    »Genauso alt wie ich.«
    »Dein Vater hätte die Polizei rufen sollen.«
    »Wollte er ja«, erwiderte Wahoo. »Aber wenn man ihren Alten eingelocht hätte, wäre sie ganz allein gewesen. Mom, die zwei wohnen auf dem Parkplatz von Walmart.«
    »Erzähl keinen Quatsch.«
    »Doch, wirklich. In einem schrottreifen alten Wohnmobil.«
    »Die Polizei hätte sie nicht allein da zurückgelassen«, sagte Susan Cray, »sondern sie irgendwo untergebracht.«
    »Du meinst, bei Pflegeeltern?«
    »Oder bei Verwandten. Hat sie denn keine Tanten oder Onkel?«
    Wahoo sagte, dass er sie nicht danach gefragt habe.
    »Na, dann finde es raus.«
    »So was ist nicht zum ersten Mal passiert. Ihr Dad lässt sich ständig volllaufen.«
    »Das ist ja furchtbar.«
    »Wenn sie mir davon erzählt, ist es kaum zum Aushalten.« Wahoo hörte, wie seine Stimme zitterte. Was ist denn mit mir los? , dachte er.
    »Sie braucht jemanden, mit dem sie reden kann«, sagte seine Mutter. »Da musst du stark sein.«
    »Ich weiß. Es ist nur so, dass …«
    »Dass was?«
    »Sie ist so klein , Mom. Ich verstehe nicht, wie jemand seinem eigenen Kind so was antun kann. Er hat sie mit der Faust geschlagen!«
    Wahoos Mutter seufzte. Ihren Gesichtsausdruck konnte er sich gut vorstellen.
    »So was kann man nicht verstehen«, sagte sie, »also versuch es erst gar nicht. Manche Leute sind eben ernsthaft gestört.«
    Raven Stark baute sich neben Wahoo auf und klopfte auf ihre Armbanduhr. Er hob einen Finger, um zu zeigen, dass er noch eine Minute brauchte.
    »Wenn ihr diesen Job hinter euch habt, solltet ihr beide deine Freundin zur Polizei bringen«, schlug Susan Cray vor, »damit sie denen erzählt, was passiert ist.«
    »Aber bis dahin ist ihr blaues Auge wahrscheinlich verschwunden.«
    »Sie werden ihr trotzdem glauben. Ganz bestimmt.«
    »Du fehlst mir, Mom.«
    »Du mir auch, mein Großer. Wie heißt sie eigentlich? Deine neue Freundin, meine ich.«
    »Ach, das ist nicht weiter wichtig.«
    »Soll das ein Scherz sein? Nun sag schon.«
    Wahoo nahm all seinen Mut zusammen. »Sie heißt Tuna.«
    Susan Cray lachte schallend. »Wahoo und Tuna! Vielleicht ist das ja Schicksal.«
    »Ich wusste, dass du das komisch finden würdest.«
    »Hey, du musst zugeben, dass das wirklich ein lustiger Zufall ist.«
    »Ich muss Schluss machen«, sagte Wahoo. »Die Dame hier möchte ihr Telefon wiederhaben.«
    »Aber erst musst du mir noch erzählen, wie es deinem Vater geht.«
    »Viel besser, Mom. Wirklich.«
    »Heißt das, er benimmt sich anständig?«
    »Na ja«, erwiderte Wahoo, »zumindest sind wir noch nicht gefeuert worden.«
    Das Wetter wurde wieder schlechter. Gewitter folgte auf Gewitter. Am späten Nachmittag tauchte Derek Badger aus seinem Luxuszelt auf und blickte wütend zum finsteren Himmel hoch. »Immer noch kein Hubschrauber?«, fragte er Raven Stark verdrossen.
    »Sieht nicht gut aus«, räumte sie ein, was allerdings eine Untertreibung war. Die Wetter-App auf dem iPhone des Regisseurs zeigte eine Reihe von leuchtend orangefarbenen Wellen an, die von Westen herankamen.
    »Bei diesem Wetter kann der Hubschrauber weder starten noch landen.«
    »Und wie soll ich dann ins Hotel zurückkommen?«, beschwerte sich Derek.
    Manchmal erstaunte es Raven, wie geduldig sie war. »Sieht nicht gut aus«, wiederholte sie. »Kann sein, dass wir über Nacht hierbleiben müssen.«
    Wie vorauszusehen, bekam Derek einen Wutanfall und fluchte und brüllte herum. Erst kickte er eine Plastikflasche mit Insektenspray ins Gebüsch. Dann schmiss er ein Tablett mit Putenbrustsandwiches in den Schlamm. Anschließend brach er den abgestorbenen Ast einer Eiche ab und

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