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Echte Biester: Roman (German Edition)

Echte Biester: Roman (German Edition)

Titel: Echte Biester: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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fuchtelte wild damit herum, wobei er unglücklicherweise ein Loch in sein Zelt bohrte.
    Und natürlich schwor er, den Hubschrauberpiloten zu feuern, weil dieser sich seinen Anweisungen widersetzt hatte.
    Diese kindische Vorstellung endete sehr abrupt, als in der Nähe des Lagers ein Blitz einschlug. Derek wurde aschfahl und flüchtete sich in sein undichtes Zelt, wo er bis zum Anbruch der Nacht hockte.
    Als später das Unwetter vorübergehend nachließ, wurde das Abendessen serviert – es gab geschmortes Hühnchen, wilden Reis, Buttermilchbrötchen und grünen Salat. Den verführerischen Düften konnte Derek nicht widerstehen. Er kam aus seinem Zelt gekrochen und gesellte sich zu den anderen unter der Plane. Die Dochte der Bambusfackeln waren so nass, dass sie sich nicht mehr anzünden ließen. Da niemand daran gedacht hatte, einen Vorrat an trockenem Holz anzulegen, zertrümmerten die Leute vom Team ein paar Klappstühle und machten damit Feuer.
    Nach seiner dritten Portion Hühnchen und Reis rülpste Derek und fragte: »Was gibt’s denn zum Nachtisch?«
    »Käsekuchen mit Schwarzkirschen«, antwortete der Koch.
    Derek strahlte übers ganze Gesicht. »Dann her damit!«
    »Du bekommst aber nur ein kleines Stück«, sagte Raven mit einem vielsagenden Blick auf seinen Wanst, der sich unter dem Safarihemd wölbte.
    »Ach, nun sei mal nicht so, Mum «, erwiderte er. »Nach diesem schrecklichen Tag habe ich es verdient, so viel zu essen, wie ich will.«
    Es war auf widerwärtige Weise faszinierend, wie er über den Käsekuchen herfiel. Raven beobachtete ihn mit starrem Blick. Der Regisseur und die Kameraleute wandten sich ab. Jemand holte ein Kartenspiel aus der Tasche und bald war eine Partie Rommee im Gange.
    Derek stopfte sich voll, bis kein einziges Krümelchen mehr auf dem Kuchenteller lag. Jetzt glänzte sein Kinn nicht nur von der antibiotischen Salbe, sondern auch von dem Kuchen, mit dem er sich bekleckert hatte. Nachdem er sich den Mund mit einer Papierserviette abgetupft hatte, wandte er sich in gedämpftem Ton an Raven: »Hast du dir schon die Szene angesehen, die wir heute Nachmittag gedreht haben?«
    »Noch nicht.«
    »Was hältst du denn davon, wenn wir sagen, dass die Schlange, die mich gebissen hat, eine Mokassinschlange war?«
    »Dann würden wir Unmengen von wütenden Briefen bekommen, in denen uns Schlangensammler und Herpetologen darauf hinweisen, dass es keine Mokassinschlange war.«
    Derek grinste. »Nun streng mal dein Köpfchen ein bisschen an, Raven. Wie wär’s mit CA?«
    Er sprach von Computeranimation, die man bei Filmen oft anwandte, um bestimmte Effekte und Illusionen zu erzielen. »Diese schlauen Kerlchen in der Post Production«, sagte er, »können das Viech doch in jede beliebige Schlange verwandeln. Dann hängen wir eine Szene an, wo ich mir ein Gegengift injiziere und mir selbst das Leben rette!«
    Raven lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Du hast gesagt, es wird nicht mehr gefakt. Du hast gesagt, du willst, dass real in Reality wieder was zu bedeuten hat.«
    Es ärgerte Derek ungemein, an seine vor Kurzem erfolgte Bekehrung erinnert zu werden. »Wie du meinst«, murmelte er verdrossen.
    Eisblaue Blitze jagten über den Himmel. Ein Donnerschlag brachte das Geschirr auf dem Tisch zum Klirren.
    Derek runzelte die Stirn. »Sag mal jemandem, er soll das Loch in meinem Zelt flicken. Zack, zack.«
    »Mach ich«, erwiderte Raven.
    »Und da wir gerade beim Thema sind – gibt es diese verdammten Dinger denn nicht mit Klimaanlage? Da drinnen ist es schweineheiß und …«
    In dem Moment stieß hinter ihnen jemand einen schrillen Schrei aus. Sie fuhren herum und sahen, dass eine Mitarbeiterin der Catering-Firma erschrocken zurückwich und dabei auf ein langschwänziges Fellbündel zeigte, das zitternd auf dem Kuchenteller lag.
    Raven stand auf. »Was ist das? Ein Vogel?«
    Derek erhob sich ebenfalls. »Vögel haben keine großen Ohren«, sagte er.
    »Eine Ratte!«
    »Nein. Ratten haben keine Flügel.« Er trat an den Tisch und beugte sich nach unten, um den pelzigen, zappelnden Eindringling näher in Augenschein zu nehmen. Dann drehte er sich grinsend zu Raven zurück.
    »Ganz wie ich vermutet habe – eine Fledermaus!«
    »Mensch, ist die groß«, sagte Raven.
    »Kann man wohl sagen«, meinte Derek, dessen Augen im Schein des Lagerfeuers funkelten.
    »Sie muss krank oder verletzt sein«, sagte Raven. »Ich geh mal Mr. Cray holen.«
    »Da hab ich eine viel bessere Idee.« Derek

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