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Echte Biester: Roman (German Edition)

Echte Biester: Roman (German Edition)

Titel: Echte Biester: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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gab dem Regisseur ein Zeichen. »Wie lange braucht ihr, um ein paar Scheinwerfer aufzustellen?«
    Der Regisseur schob seine Karten zusammen. »Ist das dein Ernst?«
    Raven sah erst die benommene Fledermaus, dann Derek an.
    »O nein«, sagte sie.
    »O doch!« Er leckte sich über die Oberlippe. »Lasst uns loslegen!«

15
    Als Wahoo nach dem Telefonat mit seiner Mutter zum Lager zurückkehrte, saß Tuna auf einer Ecke der Abdeckplane und las mithilfe einer Taschenlampe.
    »Schickes Outfit«, sagte sie. »Heißt das, dass du jetzt offiziell zum Team gehörst?«
    Er nahm sich die Regenjacke mit dem Logo von den Schultern und zog ein trockenes T-Shirt an. Aus dem Zelt seines Vaters waren die vertrauten Schnarchgeräusche zu hören. Mickey war früh zu Bett gegangen.
    »Ich hab dich vergrault, was?«, fragte Tuna.
    Wahoo schüttelte den Kopf. »Diese Sachen über deinen Dad, die sind irgendwie …«
    »Heftig.«
    »Genau.« Wahoo setzte sich neben sie. »Hast du je daran gedacht, zur Polizei zu gehen?«
    Die Frage hing in der Luft und verflüchtigte sich dann wie ein Rauchwölkchen.
    »Heute hat mich Link nach meinem blauen Auge gefragt«, sagte Tuna. »Er dachte, du hättest mir eins verpasst.«
    »Echt?« Wahoo war gekränkt. »Und was hast du ihm erzählt?«
    »Die Wahrheit natürlich. Und weißt du was? Sein Alter hat ihn und seine kleine Schwester auch immer verprügelt.«
    Darüber also hatten sich Link und Tuna auf dem Boot unterhalten. Wieder einmal wusste Wahoo nicht so recht, was er sagen sollte.
    »Er hat mir erzählt, dass sie selbst zu Weihnachten eine Tracht Prügel bekommen haben«, fuhr Tuna fort.
    »Haben sie denn die Polizei gerufen?«
    »Hab ich ihn nicht gefragt.« Tuna schlug ihr Buch zu und gab Wahoo die Taschenlampe. »Hey, ich wollte dich wirklich nicht schocken.«
    »Ist schon okay. Wenn du darüber reden willst – jederzeit.«
    »Es hat aufgehört zu regnen. Komm, wir machen uns was zu essen.«
    Sie rollten die Plane zusammen, die verhindert hatte, dass das Holz nass wurde. Wahoo machte Feuer und briet Hotdogs, um die Schinkenstreifen gewickelt waren. Das war zwar keine Delikatesse, schmeckte aber großartig. Zum Nachtisch gab es Fruchtgummis.
    Danach erzählte ihm Tuna von den wilden Orchideen in den Everglades. »Es gibt eine, die nennt man die Geisterorchidee. Sie ist unglaublich selten und wunderschön!«
    Wahoo hörte nur mit halbem Ohr zu. Er dachte an das, was seine Mom über Tuna gesagt hatte.
    »Erde an Lance! Langweile ich dich?«
    »Entschuldigung«, sagte Wahoo. »Ich hab gerade …«
    »Was?«
    »Du hast gesagt, deine Mutter sei oben im Norden.«
    »Ja. In Chicago.«
    Wahoo wollte nicht aufdringlich sein, aber es gab bestimmte Dinge, die er herausfinden musste. »Wann kommt sie denn wieder nach Hause?«
    »Weiß nicht«, sagte Tuna. »Meine Oma ist schwer krank.«
    »Hast du deiner Mom erzählt, was passiert ist? Was dein Dad dir angetan hat?«
    »Die hat schon genug eigene Sorgen.«
    »Aber …«
    »Sie hat er auch schon geschlagen«, sagte Tuna.
    Wieder war Wahoo wie vom Donner gerührt. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sich sein Dad je an seiner Mutter vergreifen würde. Das Leben mit Mr. Gordon musste schrecklich sein.
    »Mom wollte, dass ich mitkomme und wir uns gemeinsam um Oma kümmern«, erklärte Tuna, »aber ich hab beschlossen, bis zum Ende des Schuljahres hierzubleiben. Daraufhin hat sie sich Daddy vorgenommen und gesagt: ›Wenn du das Mädchen auch nur anrührst, während ich weg bin …‹ Na ja, abgehalten hat es ihn jedenfalls nicht.«
    »Wann hat das denn alles angefangen?«, fragte Wahoo. »Dass er euch schlägt, meine ich.«
    »Ist doch egal. Manchmal wartet man darauf, dass jemand sich ändert, und dann stellt man fest, dass man zu lange gewartet hat. Sobald Mom zurückkommt, machen wir uns vom Acker.«
    »Aber gibt es nicht jemanden, bei dem du bis dahin bleiben könntest? Eine Tante oder einen Onkel?«
    »Ich bin müde, Lance.«
    »Sorry. Das geht mich ja eigentlich nichts an.«
    »Hey, ist schon in Ordnung.« Tuna lächelte traurig. »Wenn dir das passiert wäre, würde ich dir auch solche Fragen stellen.« Sie wünschte ihm Gute Nacht und schlüpfte in ihr Zelt.
    Wahoo rechnete nicht damit, schlafen zu können. Er rückte näher ans Feuer und stocherte mit einem Ast in der Glut herum. Als er die Taschenlampe nach oben auf die Bäume richtete, entdeckte er ein halbes Dutzend Luftpflanzen mit dunkelroten Blüten, die aussahen wie die verrückten

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