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Echte Biester: Roman (German Edition)

Echte Biester: Roman (German Edition)

Titel: Echte Biester: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Wahoo, die Blätter von einem Farn zu entfernen, sodass nur noch der biegsame grüne Stängel übrig blieb. Wahoo reichte ihn seinem Vater, der sagte: »Perfekt.«
    »Was haben Sie denn vor?«, fragte Raven skeptisch.
    »Ich werde sie kitzeln«, erklärte Wahoos Vater.
    »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein.«
    »Ich glaube doch«, meinte Tuna.
    Wahoo bemerkte, dass das Team sich darauf einstellte, die ganze Prozedur zu filmen. Normalerweise hätte Derek entrüstet protestiert, denn natürlich sollten seine Zuschauer nicht sehen, wie ihr supermännlicher Held von einer Kreatur, die nur sechzig Gramm wog, kampfunfähig gemacht wurde. Diesmal blieb Derek jedoch stumm.
    Mickey legte sich auf die Erde, sodass er auf gleicher Höhe mit der Fledermaus war, die ihn mit ihren feuchten schwarzen Augen unfreundlich musterte. Wahoo und Tuna hatten nicht den Eindruck, dass das verwirrte Tier Geschmack an Derek Badger fand.
    Wahoos Vater fing an, mit dem biegsamen Stängel sanft über den Bauch der Fledermaus zu streichen. Es dauerte nicht lange, bis die Fledermaus zappelig wurde und ein Quieken von sich gab.
    »Los, mach schnell eine Großaufnahme!«, wies der Regisseur den Kameramann an.
    Wahoo fuchtelte mit den Armen und gab den anderen zu verstehen, dass sie sich ruhig verhalten sollten, weil er befürchtete, dass die gereizte Fledermaus Derek loslassen und anschließend über seinen Vater herfallen würde.
    In Wirklichkeit hatte das Tier nur eins im Sinn: zu entkommen.
    Es gibt keine wissenschaftlichen Untersuchungen, die sich mit der Frage auseinandersetzen, ob Fledermäuse die gleichen Empfindungen haben wie Menschen, wenn man sie kitzelt. Jedenfalls führte das, was Mickey mit dem Farnstängel anstellte, zum Erfolg. Die Fledermaus erzitterte und löste ihre Zähne aus Dereks angeschwollener Zunge.
    »Schnell! Töten Sie sie!«, kreischte Raven.
    »Seien Sie nicht albern«, erwiderte Wahoos Vater.
    Das Tier gab ein Zischen von sich, wechselte auf Dereks künstlich gebräunte Stirn über und breitete seine Flügel aus. Im Gegensatz zu den meisten anderen Fledermäusen können Bulldoggfledermäuse vom Boden abheben, und genau das machte diese. Beim nächsten Windstoß schwang sie sich in die Höhe, flog im Zickzack durch das Scheinwerferlicht und verschwand schließlich in der Dunkelheit der Baumwipfel.
    Wahoo und Tuna klatschten sich gegenseitig in die Hände, während der Regisseur rief: »Bravo, Mr. Cray! Gut gemacht!«
    Raven eilte besorgt zu Derek und murmelte etwas von Tollwut und Staupe vor sich hin. Wahoos Vater versicherte ihr, die Fledermaus sei nicht krank gewesen. »Sie hat Mr. Beaver einfach nur gebissen, um sich zu verteidigen.«
    Derek zeigte keine Reaktion, als Mickey ihn Beaver nannte – ein weiterer Hinweis darauf, dass er vermutlich unter Schock stand. Mehrere Leute vom Team trugen ihn in sein Zelt. Raven folgte ihnen mit einem Erste-Hilfe-Kasten in der Hand.
    »Kommt, lasst uns noch ein bisschen schlafen«, sagte Mickey zu Wahoo und Tuna.
    Kurz darauf fing es so heftig an zu regnen, dass sie zum Lager zurückrennen mussten. Es goss die ganze Nacht und auf der Bauminsel wagte sich kein Lebewesen in das Unwetter hinaus.
    Bis auf eines.

16
    Wahoo wurde vom Lärm eines Sumpfboots geweckt. Er vermutete, dass es kam, um Derek Badger abzuholen und zum Arzt zu bringen. Als er aus dem Zelt kroch, erblickte er Tuna, die gerade in einem grünen Buch las. Es war ein Naturführer über die Säugetiere Floridas. Sie bewahrte es in ihrem Segeltuchbeutel auf, zusammen mit mehreren anderen Büchern und Zeichenblöcken. Tuna ließ den Beutel nie aus den Augen.
    »Ich habe unsern Hauptverdächtigen gefunden«, verkündete sie. »Die Florida-Bulldoggfledermaus. Eumops glaucinus floridanus .«
    Sie zeigte Wahoo die im Buch abgebildete Fotografie. »Ja, so eine war es«, stimmte er ihr zu.
    »Ich will die lateinischen Namen aller tropischen Fledermäuse auswendig lernen. Gleich heute fange ich damit an.«
    »Hast du meinen Dad gesehen?«
    »Der ist losgezogen, um nach was zu suchen.« Tunas bescheidenes Frühstück bestand aus Studentenfutter und Mountain Dew. »Sicher bringen sie Derek nach Miami, um ihm eine Spritze gegen Tollwut zu verpassen«, sagte sie.
    »In welche Richtung ist Pop denn gegangen?«
    »Mach dir keine Sorgen, Lance. Er hat gesagt, mit seinem Kopf sei alles in Ordnung.«
    Der nächtliche Regen hatte den Boden ihres Lagers in Schlamm verwandelt. Wahoo versuchte erst gar nicht, Feuer zu machen, um warmes

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