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Echte Biester: Roman (German Edition)

Echte Biester: Roman (German Edition)

Titel: Echte Biester: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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»Außerdem sind die anderen Sumpfbootfahrer wegen der Schießerei ganz schön aus dem Häuschen und so …«
    »Völlig zu Recht«, erwiderte Gerry Germaine, der begriff, wie ernst die Situation war. »Ist das Donner, was ich da gerade bei euch höre, Raven?«
    »Ja.«
    Wenn sich ein ganzes Produktionsteam in Bereitschaft halten musste, waren wetterbedingte Verzögerungen immer kostspielig. Genau wie Gerichtsverfahren – und ein schießwütiger Trunkenbold hatte nichts auf dem Set einer TV-Sendung verloren. Gerry Germaine wusste, was getan werden musste. Eine andere Möglichkeit gab es nicht.
    »Läuft der Spinner mit dem Revolver noch frei herum?«, fragte er Raven.
    »Ja, aber …«
    »Dann solltest du die Polizei rufen.«
    »Die ist bereits unterwegs. Leider können sie nicht viel machen, solange das Unwetter anhält.«
    Gerry Germaine seufzte in sich hinein. »Hast du der Polizei erzählt, dass Derek verschwunden ist?«
    »Hab ich.« Raven überlegte, ob Germaine sie feuern würde. In gewisser Weise hätte sie das erleichtert. »Offen gestanden hatte ich den Eindruck, dass die Dinge hier allmählich aus dem Ruder laufen.«
    »Das dürfte das Understatement des Jahrtausends sein.«
    »Die Polizisten haben gesagt, jemand, der sich Überlebenskünstler nennt, sollte auch in der Lage sein, ein Unwetter zu überleben. Sie haben gesagt, es sei ihre Hauptaufgabe, Verbrecher zur Strecke zu bringen. Deshalb würden sie erst nach Derek suchen, wenn sie den Irren mit dem Revolver erwischt haben!«
    »Hmmm«, meinte Gerry Germaine. Das war gar keine so schlechte Nachricht.
    Er hatte nämlich bereits mit einem Neuseeländer telefoniert, der in einer von Evergreen Network ausgestrahlten, kostengünstig produzierten Natursendung die Hauptrolle spielte. Als der junge Bursche gehört hatte, um wie viel Geld es ging, hatte er gesagt, es wäre ihm eine Ehre, die Hauptrolle in Expedition Überleben! zu übernehmen, falls Derek Badger tragischerweise ausfiele.
    Gerry Germaines Internetrecherchen hatten ergeben, dass es bei einer Tollwutinfektion manchmal erst Wochen, Monate oder sogar Jahre später zum Ausbruch der Krankheit kam. Das stellte ein lästiges Hindernis für seinen geheimen Plan dar, Derek durch einen anderen Darsteller zu ersetzen. Deshalb war der leitende Produzent nicht sonderlich traurig darüber, dass der Polizei mehr daran gelegen war, den durchgeknallten Schützen zu finden, als eine exzentrische Berühmtheit aufzuspüren.
    Je länger Derek in den Everglades verschollen blieb, desto unwahrscheinlicher war es, dass er in der Lage sein würde, mit den Dreharbeiten fortzufahren, nachdem man ihn gefunden hatte. Falls man ihn überhaupt fand. So oder so würde Dereks Abwesenheit Gerry Germaine die Möglichkeit geben, den Neuseeländer für Probeaufnahmen einfliegen zu lassen.
    »Es gibt da noch ein Problem, Gerry«, sagte Raven. »Das den Tiertrainer betrifft. Er ist nämlich entführt worden.«
    »Jetzt nicht. Jetzt muss ich erst mal ein paar Runden schwimmen.«
    Ravens Loyalität gegenüber Derek hatte ihre Grenzen. Allmählich machte sie sich Sorgen um ihren eigenen Job. »Hör mal, ich weiß, dass das alles ein Vermögen kostet«, sagte sie. »Aber selbst wenn die Folge nicht zu Ende gedreht werden kann, wäre das gar nicht so schlimm.«
    »Wieso das?«
    »Die Szene, wo Derek auf dem riesigen Alligator reitet, ist spitze, das kannst du mir glauben. Außerdem wird er von einer Schildkröte in die Nase gebissen und von einer Wassernatter attackiert. Und dann gibt es noch die Auseinandersetzung mit der Fledermaus, die auf YouTube sofort zum Klassiker werden dürfte. Ich will damit nur sagen, Gerry, dass wir genügend Material haben, um eine ziemlich spannende Folge zusammenzuschneiden.«
    »Bloß dass wir kein richtiges Ende haben. Stimmt’s?«, erwiderte Gerry Germaine.
    »Stimmt«, sagte Raven bedrückt. »Haben wir nicht.«
    Im Alter von sechs Jahren hatte Wahoo eine Begegnung mit dem Tod gehabt. Zumindest war ihm der Vorfall so in Erinnerung geblieben.
    Sein Vater hatte in der Nähe einer Eisenbahnstrecke nach Schlangen gesucht und Wahoo mitgenommen. Seine Schwester Julie, die ebenfalls dabei war, trug die alten Kissenbezüge, die zur Aufbewahrung der gefangenen Schlangen dienten. Mickey rannte einer davonhuschenden Peitschenschlange hinterher, Julie folgte ihm.
    Wahoo blieb zurück und ging die Schienen entlang, ganz damit beschäftigt, die Holzschwellen zu zählen, die unter den Schienen in den Kies

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