Echte Biester: Roman (German Edition)
Steaksauce aussah.
Tuna erklärte ihm unterdessen, warum sie sich vorhin so merkwürdig verhalten hatte. »Als ich unsern vergammelten alten Winnebago auf dem Parkplatz entdeckt habe … wär ich vor Schreck fast umgekippt. Ich konnte einfach nicht glauben, dass er mich aufgespürt hat … Da blieb mir gar nichts anderes übrig als abzuhauen.«
»Warum hast du ihn denn überhaupt angerufen?«, fragte Wahoo.
»Ich hab einen Hamster.«
»Und?«
»Der braucht was zu essen, Lance, genau wie eure Tiere. Ich hab Daddy angerufen und ihn gebeten, ihn zu füttern«, sagte sie, »weil er das immer vergisst, wenn ich nicht da bin. Und ich bin jetzt seit vier Tagen weg.«
Dieses ganze Chaos ist wegen eines hungrigen Hamsters ausgebrochen? , dachte Wahoo.
»Sei bitte nicht sauer«, sagte Tuna.
»Ich bin nicht sauer. Nur leicht gestresst.«
Es fing an zu regnen. Link bewegte sich. Er atmete schwer, aber immerhin atmete er. Wahoo klebte eine dicke Schicht Gaze auf die Wunde, die glücklicherweise nicht mehr blutete.
»Was machen wir denn jetzt?«, fragte Tuna. »Solange Daddy da ist, kann ich nicht zurück.«
Wahoo wusste nicht, wo sie sich befanden oder wie sie Hilfe finden sollten. Vor allem aber wusste er nicht, wie man ein Sumpfboot steuert – und Link schien nicht in der Lage zu sein, ihm Instruktionen zu erteilen. Die Boote waren schnell und schwer zu lenken. Selbst erfahrenen Fahrern passierte es gelegentlich, dass sie kenterten.
Er überlegte, was wohl gerade an Sicklers Anlegestelle vor sich ging. Wahoo konnte sich nicht vorstellen, dass sein Vater tatenlos zusah, wenn ein bewaffneter Betrunkener Amok lief. Es war nicht Mickey Crays Art, sich diskret zurückzuhalten. Wenn es irgendwo Ärger gab, mischte er sich meistens ein. Sich selbst hielt Wahoo für wesentlich gelassener und vorsichtiger – aber andererseits war er auch noch nie wirklich auf die Probe gestellt worden.
»Was meinst du? Wollte dein Dad dich erschießen?«, fragte er Tuna mit krächzender Stimme, die sich gar nicht wie seine eigene anhörte.
Tuna blinzelte die Regentropfen von ihren Wimpern weg und dachte über die Frage nach. »Ich glaube, er hat auf den Motor gezielt«, sagte sie schließlich. »Jedenfalls ziehe ich es vor, das zu glauben.«
Wahoo nickte und atmete tief durch. In dem Moment schlug der Wind um, und sie hörten, wie sich ein Sumpfboot mit Höchstgeschwindigkeit näherte.
20
Derek Badger wusste aus Filmen, dass es für Vampire gefährlich war, sich dem Sonnenlicht auszusetzen – aber wie stand es mit trüben Tagen, wenn die Sonne von Wolken verdeckt wurde? Er beschloss, das Risiko einzugehen. Zögernd streckte er die Hand unter dem Bug des Sumpfboots hervor. Erleichtert stellte er fest, dass sich auf seiner Haut keine Brandblasen bildeten, wie es in der Flügel der Finsternis -Trilogie unvorsichtigen Vampiren manchmal passierte.
Als Derek sich aus seinem Versteck hervorwagte, setzte ein kühler Regen ein. Ein leichtes Kältegefühl kroch ihm über den Rücken, was möglicherweise bedeutete, dass das Fieber nachließ. Ihm fiel etwas ein, das er bei Dreharbeiten im Dschungel von Costa Rica gemacht hatte – eine raffinierte Sache, die sich einer der Drehbuchschreiber ausgedacht hatte. Er nahm den Helm mit der integrierten Kamera ab, drehte ihn um und benutzte ihn als Eimer. Obwohl das Regenwasser nicht so gut schmeckte wie das italienische Quellwasser im Kühlschrank seines Wohnmobils, trank Derek es in gierigen Zügen. Jetzt kam er sich wie ein echter Überlebenskünstler vor.
Danach benutzte er eines der Propellerblätter seines Sumpfboots als Spiegel, um nachzuprüfen, wie es an der Zahnfront aussah: immer noch keine Fangzähne.
Seine Zunge war inzwischen wieder so weit abgeschwollen, dass sie fast problemlos in den Mund passte. Außerdem schien das grässliche Jucken, das ihn die ganze Nacht gequält hatte, nachzulassen. Ein normaler Mensch wäre über diese Entwicklung froh gewesen. Derek hingegen war enttäuscht. Er hatte sich irgendwie darauf gefreut, zum Vampir zu werden und gegen den Fluch des Bösen anzukämpfen, um sich dann triumphierend in einen Menschen zurückzuverwandeln – genau wie Dax Mangold.
Leider würde es kein Vampir-Special von Expedition Überleben! geben. Die Kamera am Helm funktionierte nicht mehr, weil Wasser ins Innere eingedrungen war.
Völlig durchnässt versuchte Derek, das gestrandete Sumpfboot ins Wasser zu schieben. Es rührte sich jedoch nicht von der Stelle. Dass innen fast zehn
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