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Echte Männer

Echte Männer

Titel: Echte Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
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gefüttert zu werden, während der Mann der Stunde lobpreist, was ihm an meinem Körper rühmenswert erscheint, ist ein netter Einstieg. Auch bei gemeinsamen Badespielen kann ich schwimmenden Rosenblättern, flackernden Teelichtern, tiefen Blicken und Einsichten in das Seelenleben meines zukünftigen Beischläfers sehr viel abgewinnen. Und hinterher ist das gereichte Glas eiskalter Pflaumenwein und der Glückskeks, in dem sich ein Zettel mit
Du bist so wundervoll
befindet, eine tolle Sache. Überhaupt jederzeit dürfen Männer romantisch sein, die Skala ist nach oben offen, schmalzt und turtelt, bis ihr euch vorkommt wie das verliebte Stinktier Pepe, aber:
    Beim Sex, ich meine während der eigentlichen heißen Phase, in der man sich aus den Klamotten gehäutet hat, sich zitternd umeinanderkrallt und die Zungen verknotet, als könnte man den Rachen hinuntertauchen, da ist Romantik schlicht und einfach fehl am Platz. Es gibt nicht nur einen sprachlichen Unterschied zwischen «fi cken » und «Bubu machen», sondern auch einen inhaltlichen. Das eine törnt an, das andere trötet ab.
    Und das ist genau der Punkt. Dirty Talk ist nicht nur ein Vermitteln von Fakten so wie eine Erledigungsliste, die mann sich übers Bett hängt, um alles richtig zu machen:«Brustwarzen saugen, Ohrläppchen knabbern, Halsbeuge nicht vergessen, Kitzler lecken, warten, bis stöhnt, Frau umdrehen, Hintern hoch, durch Beine durchfassen, Kitzler wichsen, a tergo ficken, sie zuerst kommen lassen, hinterher nicht über Cellulitis reden.» Dirty Talk ist auch eine Art Gleitmittel fürs Gehirn. Ein gegenseitiges Masturbieren des Sprachzentrums. Das Wunderbare daran: Verbal vögeln kann man stundenlang, und selbst in der Öffentlichkeit. Im Restaurant zum Beispiel. In der vollbesetzten U-Bahn . Im Schwimmbad. Im Ausland sogar in Zimmerlautstärke, wenn man sicher ist, dass niemand deutsch spricht. Eine Hemmschwelle hat am Anfang jeder. Als ich meine erste pornographische Geschichte schrieb (übrigens vor ziemlich genau sieben Jahren für die
Penthouse
), hatte ich die ganze Story fertig bis auf die Sexszene. Fast eine halbe Stunde bin ich mit feuchtem Höschen auf dem Schreibtischstuhl herumgerutscht, bis ich mich getraut habe, «Möse» zu schreiben, schlimmer noch «meine Möse». Und wieder etwas ganz anderes ist es, es nicht nur aufzuschreiben, sondern jemandem ins Gesicht zu sagen. Sich gegenseitig vorlesen hilft. Einmal ganz pragmatisch Begriffe abzusprechen, die beide mögen, hilft auch. Was nutzt es, wenn mitten in der künstlerischen Pause eines heißen Blowjobs die ganze Pracht in sich zusammenschrumpelt, nur weil man «Penis» gesagt hat, wo er gern «Hammermörderbolzen» gehört hätte.
    Und vielleicht habe ich mich ganz zu Beginn auch geirrt, und der Bussibär hatte nur ein Kommunikationsproblem. Vielleicht will ein Mensch, der gerade «Kriegt das Wuschi Schleckchen?» säuselt, gar keinen neuen Nuckel, sondern etwas ganz anderes unbeschreiblich Heißes? Wär schön, wenn ich das dann wüsste.

Frittierte Rüssel und Jadeperlen
    Nichts gegen Folklore. Wer sich im Urlaub unbedingt mit bunten Bändern oder Kokosnusshälften behängen, «Hos sa » rufen und Sirtaki tanzen möchte, bitte. Und warum soll man nicht einmal einen Löffel vom brasilianischen Ameisenpüree probieren, in Island einen halbverwesten Haifischkopf aus dem Sand graben oder im Urwald mit einer Python ringen? Aber es gibt einen Bereich, in dem hat weder ein mongolischer Knabenchor noch eine indische Henna-Zeremonie etwas zu suchen – und das ist das Bett. Frauenzeitschriften verkünden ja gern die ultimative Ekstase, nur, weil über der Ikea-Matratze plötzlich ein Tarnnetz gespannt wird und Mutti im Overall einer Kampfpilotin zum Army-Sex bittet. Fakt ist: Mieser Sex bleibt mieser Sex, egal, ob man es in der Tiefgarage oder im Kornfeld treibt, und egal, ob der Liebste dabei in Lederhosen jodelt oder plötzlich im Arztkittel dasteht und eine gynäkologische Untersuchung ankündigt. Mit miesem Sex meine ich unhöfliches, einfallsloses, hektisches Aneinanderherumonanieren, das ungefähr so viel Spaß macht, wie die schleimigen Haarpfropfen des Vormieters aus dem Duschabfluss zu entfernen. Und mieser Sex wird auch noch peinlich, wenn man sich nicht selbst etwas überlegt, was man scharf findet, sondern auf Sex-Kochrezepte zurückgreift. Da wird das Gourmetmenü ganz schnell zur sexuellen Fünfminutenterrine, und auf den Nachschlag verzichtet man dankend.
    Diese ganze Sache

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