Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Echte Morde

Echte Morde

Titel: Echte Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
Diskussion zu einem verwandten Thema statt." Ich zuckte die Achseln, war ich es doch langsam müde, anderen Leuten Echte Morde erklären zu müssen. Hoffentlich wechselte Mutter bald das Thema, wie sie es bisher bei jedem meiner Versuche getan hatte, mit ihr über mein Interesse am Club zu sprechen. Aber Mutter hatte nicht vor, von etwas anderem zu sprechen.
    „Vorhin sagtest du, der Mord an Mamie Wright sei deiner Meinung nach als Kopie des Mordfalls Wallace inszeniert worden", sagte sie, „und Jane Engle scheint zu glauben, auch die Pralinen erinnerten an einen Kriminalfall. Sie versucht, das nachzuprüfen?" Ich nickte.
    „Dann bist du in Gefahr", stellte Mutter trocken fest. „Ich möchte, dass du Lawrenceton verlässt, bis das alles vorbei ist.
    Wenn du nicht da bist, kann dich auch niemand verdächtigen wie die arme Melanie wegen der Handtasche, die in ihrem Auto gefunden wurde."
    „Na ja, das wäre natürlich toll, Mama", sagte ich nicht ohne einen gewissen Sarkasmus. Mutter hasste es, wenn ich sie Mama nannte. „Ich habe nur leider einen Beruf. Soll ich zu meinem Chef gehen und sagen, ich müsste auf unbestimmte Zeit die Stadt verlassen, weil meine Mutter Angst hat, es könnte mir etwas zustoßen und er soll mir so lange meinen Job freihalten, ich weiß bloß noch nicht, wann ich wiederkomme? Ehrlich, Mutter, wie stellst du dir das vor?"
    „Hast du denn keine Angst?", fragte sie aufgebracht zurück.

    „Ja und ob ich Angst habe! Wenn du gesehen hättest, wozu dieser Mörder imstande ist, wenn du Marnies Kopf gesehen hättest oder vielmehr das, was von ihrem Kopf übrig war, dann hättest du auch Angst. Aber ich kann hier nicht einfach weg. Ich habe hier nicht nur meine Arbeit, in meinem Leben ist auch sonst noch allerhand los."
    Das ließ meine Mutter unkommentiert, ihre hochgezogenen Brauen jedoch sprachen Bände. „Seit wann denn das?", sagten diese Brauen.
    Mit den üblichen Resten fürs Abendessen im Gepäck fuhr ich nach Hause, wo ich beschloss, mich den Nachmittag und Abend über in Selbstmitleid zu suhlen. Gerade Sonntagnachmittage sind dafür außerordentlich geeignet. Ich zog das hübsche Kleid aus (egal, was Amina sagte: Ich besaß sehr wohl nette Kleidungsstücke, die mir auch gut standen!) und zog abgrundtief hässliche Trainingsklamotten an. Fast hätte ich mir auch noch das Make-up aus dem Gesicht gewaschen und die Haare zerzaust, mochte dann aber so weit nun doch nicht gehen.
    Fensterputzen war die Hausarbeit, die ich am meisten hasste, also war dies genau der richtige Tag dafür. Die Wolken hatten sich gelichtet, Regen war nicht mehr zu erwarten, also suchte ich mein Putzzeug zusammen und fing unten im Wohnzimmer an. Ich sprühte, wischte, polierte nach, trug mein Leiterchen von einem Fenster zum nächsten und reichte auch mit seiner Unterstützung nur gerade bis hoch an die obersten Leisten. Als die Fenster unten alle blitzten und blinkten, trug ich Putztuch und Sprühflasche nach oben, wo ich mich als erstes ans Fenster im Gästezimmer machte. Von dort aus hatte ich unseren Parkplatz im Blick. Nebenan kamen gerade meine Nachbarn, die Crandalls, nach Hause, ein älteres Ehepaar im besten Sonntagsstaat. Wahrscheinlich waren sie zum Mittagessen bei einem ihrer Kinder gewesen. Mehrere ihrer Kinder wohnten in der Stadt, und Teentsy Crandall hatte neulich acht Enkelkinder erwähnt. Sie und ihr Mann Jed lachten gerade über irgendetwas. Er hielt ihr das Gartentor auf, wobei er ihre Schulter streichelte. Kaum waren sie im Haus verschwunden, als Bankstons blauer Wagen vorfuhr, hielt und Bankston und Melanie ausspuckte, die bald darauf Hand in Hand und heftig knutschend auf dem Parkplatz standen. Selbst in meinen Augen stellte sich das dar, als könnten sie es kaum erwarten, ins Haus zu kommen, und ich hatte in dieser Frage nur wenig Erfahrung.
    Das war als passende Krönung für einen dem Selbstmitleid gewidmeten Sonntagnachmittag kaum zu übertreffen. Worauf durfte ich mich denn freuen? Eine rhetorische Frage, da ich die Antwort darauf genau kannte: auf aufgewärmtes Roastbeef und die Fernsehnachrichten.
    Ich beschloss, Aminas Rat zu beherzigen. Ich würde vor dem Laden ihrer Mutter stehen, wenn er Montag um zehn Uhr aufmachte. Mit ein wenig Glück und unter Einsatz meiner Kredit-karte würde ich es schon schaffen, mich auf das Mittagessen mit Robin Crusoe vorzubereiten.
    In dem Moment fiel mir ein, wie ich den Abend verbringen konnte. Ich zückte mein Adressbuch und fing an, zu

Weitere Kostenlose Bücher