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Echte Morde

Echte Morde

Titel: Echte Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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den passenden Mordfall aufzuspüren. Ich werde mir ja jetzt wohl leider ein neues Steckenpferd zulegen müssen. All die Toten, all die Angst, das ist mir zu nah, es geht mir arg unter die Haut." Jane seufzte - ob wegen der Ermordung Marnie Wrights und Morrison Pettigrues oder weil sie sich jetzt ein neues Hobby suchen musste, blieb ungesagt.
    Ich stand oben im ersten Stock der Bücherei, einer großen Ga-lerie, die sich an drei Wänden des Hauses entlang zog und von der aus man hinunter ins Erdgeschoss schauen konnte. Unten befanden sich die Kinderbücher, die Zeitschriften und der zentrale Ausleihtresen. Nachdenklich sah ich Jane nach, die hoch erhobenen Hauptes durch die Eingangstür schritt und dachte an Cordelia Botkin, als ich noch jemanden das Haus verlassen sah. Mein Chef, Sam Clerrick, brachte Detective Lynn Liggett zur Tür. Das stieß mir unangenehm auf, musste ich doch davon ausgehen, dass Liggett in der Bücherei gewesen war, um Fragen über mich zu stellen. Hatte sie meine Arbeitszeiten wissen wollen? Oder wollte sie mehr über meinen Charakter erfahren?

    Ging es um mein Verhalten oder darum, wie lange ich am Freitag gearbeitet hatte?
    Ich schob den Bücherkarren um die nächste Ecke, den Kopf voller unangenehmer Spekulationen, und machte mich automatisch ans Einsortieren der Bücher, während ich gleichzeitig über Detective Liggetts Besuch an meinem Arbeitsplatz nachdachte.
    Eigentlich war es unmöglich, dass Sam Clerrick ihr Schlechtes über mich erzählt hatte. Ich war eine gewissenhafte Angestellte, ich war immer pünktlich, so gut wie nie krank. Ich hatte auch noch nie einen Besucher angebrüllt, obwohl mir manchmal danach gewesen war. Besonders bei Eltern, die im Sommer ihre Kinder bei uns parkten, damit die sich ein paar Stunden allein amüsierten und Mama und Papa in Ruhe auf Einkaufstour gehen konnten.
    Warum also machte ich mir Sorgen? Was ich da gerade erlebte, war sozusagen die Kehrseite des Abenteuers: Ich war direkt an den Ermittlungen in mehr als einer Mordsache beteiligt, was spannend sein mochte, natürlich aber auch beinhaltete, dass ich selbst unter die Lupe genommen wurde. Es war praktisch meine Bürgerpflicht, es nicht krumm zu nehmen, wenn ich zum Gegenstand polizeilicher Untersuchungen wurde.
    Ob man mich ernsthaft als Verdächtige im Mordfall Marnie Wright in Betracht zog? Natürlich hätte ich den Mord begehen können: Ich war mehr als eine Stunde lang allein daheim gewesen, ehe ich zu unserem Treffen aufbrach. Vielleicht konnte einer der Bewohner unserer Anlage bezeugen, dass mein Wagen die ganze Zeit über auf seinem angestammten Parkplatz gestanden hatte, aber das war noch kein schlüssiger Beleg für meine Anwesenheit. Die Pralinen hätte ich mir problemlos selbst schicken können. Dazu hätte ich nur einen Laden ausfindig machen müssen, der Mrs. See's verkaufte. Den Adressaufkleber hätte ich auf einer der Schreibmaschinen in der Bücherei ausfüllen können. Vielleicht war Detective Liggett hiergewesen, um sich Schriftproben von sämtlichen Schreibmaschinen zu besorgen!
    Obwohl - wenn eine unserer Schrifttypen zur Schrift auf dem Adressaufkleber passte, war damit noch lange nicht bewiesen, dass ich die Adresse getippt hatte, und wenn keiner der Schrifttypen mit dem Adressaufkleber übereinstimmte, war es immer noch möglich, dass ich eine andere Schreibmaschine benutzt hatte. Vielleicht eine aus dem Büro meiner Mutter?
    Der Mord an Pettigrue war ein ganz anderes Paar Schuhe. Ich hatte Mr. Pettigrue nie kennengelernt und würde das nun auch nicht mehr nachholen können. Bis eine Kollegin es mir erzählte, hatte ich auch gar nicht gewusst, wo er wohnte. Beim genaueren Nachdenken wurde mir allerdings klar, dass ich beides nicht beweisen konnte: weder, dass ich ihn nicht gekannt noch dass ich nicht gewusst hatte, wo er wohnte. Es war schwierig nachzuweisen, dass man etwas nicht wusste, und falls Pettigrue am vergangenen Sonntag nach dem jähen Ende unserer Clubsitzung umgebracht worden war, hatte ich für die Tatzeit kein Alibi. Ich war den Rest des Abends über allein zu Hause gewesen und hatte mich im Selbstmitleid gesuhlt.
    Falls sich jedoch durch irgendein Wunder zweifelsfrei beweisen ließe, dass der Mord genau in der Stunde verübt worden war, in der Echte Morde sich bei mir zu Hause aufhielt, dann wären wir allesamt aus dem Schneider! Das wäre einfach zu schön gewesen, um wahr zu sein.
    Die Frage, was für und was gegen eine Verhaftung meiner Wenigkeit in ein bis

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