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Echte Morde

Echte Morde

Titel: Echte Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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die Dinge gestoßen war, mit denen er sich beschäftigte und er erzählte mir, das sei immer eher zufällig geschehen.
    „Nehmen wir mal an, ich sehe nach meinen Rosen und entdecke eine Biene. Augenblick, sage ich mir, ist die nicht kleiner als die andere da, auf der Rose nebenan? Gehören beide zur selben Art? Holen sich diese Bienen ihren Pollen ausschließlich von Rosen? Wenn die Bienen den Pollen in der ganzen Gegend herumschleppen, warum gibt es dann nicht mehr wilde Rosen? Also informiere ich mich über Bienen und vielleicht auch über Rosen. Aber in letzter Zeit spricht mich irgendwie keine Sache mehr so an, dass ich mich dafür begeistern könnte."
    Ich konnte nachvollziehen, warum ihn dieser Themenmangel plagte und riet ihm, nun, wo das wärmere Wetter es möglich machte, zu längeren Spaziergängen, auf denen er vielleicht über etwas Interessantes stolpern könnte.
    „Ich habe schon daran gedacht, mich mit Mordfällen zu befassen", entgegnete Mr. Buckley. „Wenn man sich so ansieht, was in letzter Zeit in unserer Stadt los ist, liegt das auf der Hand."
    Ich warf ihm einen scharfen Blick zu, aber er hatte nicht auf unseren Club und dessen Verwicklung in die jüngsten Mordfälle anspielen wollen.
    „Warum fangen Sie nicht gleich damit an?", wollte ich wissen.
    „Die entsprechenden Bücher sind alle ausgeliehen", sagte er.
    „Was?"
    „Fast alle Sachbücher über Mordfälle und Mörder sind zur Zeit ausgeliehen", erklärte er geduldig.
    Na ja, das war eigentlich nicht weiter verwunderlich, fand ich, nachdem ich ein wenig nachgedacht hatte. Höchstwahl scheinlich war jedes einzelne Mitglied von Echte Morde — jedes ehemalige Mitglied, sollte man wohl lieber sagen - gerade dabei, sich umfassend schlau zu machen, um auf alle anstehenden Eventualitäten vorbereitet zu sein.
    Vielleicht jedoch informierte sich auch gerade jemand darüber, wie er seine nächste Inszenierung gestalten sollte.
    Das war widerlich. Ich konfrontierte mich eine Sekunde lang damit, musste mich dann aber abwenden. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass jemand aus meiner Bekanntschaft gerade über irgendwelchen Büchern brütete, um zu entscheiden, welchen historischen Mordfall er als nächstes kopieren sollte, welch schreckliche Tat er als nächstes am Leib eines ihm wohlbekannten Menschen reinszenieren könnte - nein, ich wagte es nicht.
    Perry kam mich ablösen, damit ich zur Mitarbeiterbesprechung gehen konnte, die mir allerdings so unwichtig vorkam, dass ich um ein Haar meinen Pulli genommen hätte und gegangen wäre. Ich hatte schließlich eine Verabredung, auch wenn meine Vorfreude darauf sich zunehmend verflüchtigte. Zumindest einen Teil meiner schlechten Stimmung durfte ich getrost Perry in die Schuhe schieben, der eindeutig gerade von einem seiner ganz schlimmen Zustände geplagt wurde: Sein Mund war zu einer mürrischen Grimasse verzogen, die Fältchen darum, die bis hinauf zur Nase reichten, tiefer eingegraben denn je.
    Plötzlich empfand ich Mitleid mit dem Mann. „Bis bald!", verabschiedete ich mich mit ungewöhnlicher Herzlichkeit, während ich mich auf dem Weg ins Konferenzzimmer an ihm vorbeidrückte. Als er lächelte, bereute ich, Wärme gezeigt zu haben. Wäre er doch bloß mürrisch geblieben: Sein Lächeln war so bedeutungslos und heimtückisch wie das eines Hais. Sofort sah ich ihn als den viktorianischen Scharlatan Neal Cream, der unter den Prostituierten seiner Stadt vergiftete Pillen verteilte und die Frauen dann nicht mehr aus den Augen ließ, weil er hoffte, dabei zu sein, wenn sie sie schluckten.
    „Na, dann geh schon auf dein Treffen!", sagte Perry gehässig.

    Das tat ich auch, froh und erleichtert, während Arnie Buckley seufzend die Last auf sich nahm, die eine Unterhaltung mit Perry auch im besten Fall darstellte.
    Im Besprechungszimmer setzte ich mich auf einen der scheußlichen Metallstühle und hörte mir ohne große Begeisterung die Neuigkeiten an, die ja inzwischen für mich so neu nicht mehr waren. Mr. Clerrick hatte mit der ihm eigenen Effizienz und in völliger Unkenntnis der Befindlichkeiten menschlicher Arbeitskräfte die neuen Dienstpläne bereits ausgearbeitet und machte sich umgehend ans Verteilen, statt allen erst einmal die Chance zu geben, die anstehenden Änderungen zu verdauen und die daraus resultierenden neuen Dienstzeiten gemeinsam zu besprechen.
    Ich war donnerstags für die Zeit von achtzehn bis einundzwanzig Uhr eingeteilt, zusammen mit Mr. Buckley, dessen Name auf dem

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