Echte Morde
Idee hat und der ganze Alptraum verpufft. Aber stattdessen ist jemand losgezogen und hat Morrison Pettigrue getötet. Meine Initiative war ein voller Erfolg, was?"
„Dieser Tod war schon vor dem Treffen geplant. Was mich fertigmacht, ist die Tatsache, dass ich im selben Raum wie der Mörder saß, Stunden, bevor der Mord stattfand, und absolut nichts gespürt habe. Obwohl ich doch wusste, dass höchstwahrscheinlich ein Mörder unter uns sitzt ..." Er schüttelte verzweifelt den Kopf und ging weiter, ohne den letzten Satz zu beenden.
„Glauben die anderen Polizisten das auch? Dass ein und derselbe Täter für all diese Verbrechen verantwortlich ist?"
„Bei einigen unserer Ermittler habe ich Mühe, die Ähnlichkeiten zwischen den beiden Morden und historischen Verbrechen zum Thema zu machen. Seit dem Mord an Pettigrue sind sie noch weniger geneigt, mir zuzuhören. Dabei brauchte ich nur einen Blick auf den Tatort zu werfen, um auf die Parallelen zu Jean-Paul Marat zu kommen. Da hätten sie mich am liebsten ausgelacht. Hier laufen viele extrem konservative Irre herum, heißt es auf dem Revier, die nur zu gern mal einen bekennenden Kommunisten umbringen würden. Nur ein oder zwei der anderen Ermittler sind überhaupt bereit, einen Zusammenhang zwischen den jeweiligen Vorfällen zu sehen."
„Ich sah heute Lynn Liggett in der Bücherei. Ich schätze, sie wollte mich überprüfen."
„Wir überprüfen jeden, der auch nur entfernt mit der Sache zu tun hat", sagte Arthur schlicht. „Liggett tut nur ihre Arbeit. Ich soll herausfinden, wo du Sonntagabend warst."
„Nach dem Treffen?"
Er nickte.
„Daheim. Im Bett. Allein. Du weißt, ich hatte nichts mit Marnies Tod zu tun. Oder mit den vergifteten Pralinen und der Ermordung Morrison Pettigrues."
„Ich weiß. Ich habe dich gesehen, als du Marnies Leiche entdeckt hast."
Also glaubte mir jemand - mich überkam ein lächerlich warmes Gefühl der Dankbarkeit.
Trotzdem wurde es immer später, und ich musste mich noch umziehen und fertigmachen. „Wollest du noch etwas besprechen, Arthur?", drängte ich sanft.
„Ich bin geschieden und kinderlos", verkündete er wie aus heiterem Himmel.
Woraufhin ich etwas verwirrt nickte und versuchte, eine intelligente, fragende Miene aufzusetzen.
„Die Arbeit eines Polizisten bringt es mit sich, dass einem Sachen dazwischenkommen und man Verabredungen nicht einhalten kann. Meine Frau konnte das nicht ertragen, das war einer der Gründe für die Scheidung. Wie oft hatten wir etwas geplant, aber mir kam etwas dazwischen. Selbst hier in Lawrenceton, was man ja nicht mit New York oder Atlanta vergleiche kann, stimmt's?"
„Stimmt", sagte ich, ohne zu verstehen, worauf er hinauswollte, einfach nur, weil er eine Antwort zu erwarten schien.
„Die Sache ist die: Ich würde gern mit dir ausgehen." Tiefblaue Augen richteten sich auf mich, mit einer furchtbaren Wirkung. „Aber es passiert bestimmt auch mal, dass mir etwas dazwischenkommt, und dann wirst du bisweilen enttäuscht sein.
Das musst du von vornherein wissen, wenn du auch mit mir ausgehen willst. Ich weiß nicht, ob du überhaupt willst. Aber diese eine Sache wollte ich von vornherein klarstellen."
Was für eine Rede! Mir ging allerhand durch den Kopf. A: Ganz schön mutig, diese Offenheit. B: Der Mann hat reichlich Ego! C: Wenigstens hat er gefragt, ob du auch willst, also besteht noch Hoffnung für ihn, obwohl die Frage bestimmt nur so eine Art Knochen war, den er dir nur zugeworfen hat, weil es sich so gehört und schließlich D: Ich wollte schon mit Arthur ausgehen, aber nicht aus einer Position der Schwäche heraus. Arthur war ein Mann, der Respekt vor Stärke hatte.
Insgesamt dauerte es ein wenig, all diese Punkte durchzugehen. Noch ein paar Tage zuvor hätte ich so eine Anfrage lieb, sanft und positiv beschieden, aber ich hatte gerade ein paar heftige Stürme überstanden und geriet nicht mehr bei jedem Brosamen in helle Begeisterung. Ich fand, ich hatte Besseres verdient.
Den Kopf gesenkt, den Blick fest auf meine Füße gerichtet, die über den Bürgersteig gingen, sagte ich: „Du bittest mich, mit dir auszugehen, schickst aber voraus, dass immer wieder Dinge auftauchen werden, die wichtiger sind als Pläne, die wir möglicherweise gemacht haben könnten. Tut mir leid, das ist mir zu ungleichgewichtig, damit kann ich nicht leben." Meine Füße gingen unbeirrt weiter, Arthurs glänzende, schwarze Schuhe daneben würden bestimmt noch zwanzig Jahre lang halten.
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