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Echte Morde

Echte Morde

Titel: Echte Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Dienstplan allerdings nur mit Bleistift stand.
    Bisher hatte nur der Vorsitzende der Gruppe der Ehrenamtlichen dem Projekt als solchem zugestimmt, die einzelnen Ehrenamtlichen hatte man noch nicht befragt, ob sie bereit waren, auch abends zu arbeiten. Mr. Clerrick würde eine Anzeige in die Zeitung setzen, um unseren Kunden die aufregende Neuigkeit kundzutun - das sagte er wortwörtlich.
    „Nun? Gehst du heute mit diesem Schriftsteller aus, der neuerdings unsere Stadt mit seiner Anwesenheit beehrt?", erkundigte sich Perry mit aalglatter Stimme, als ich an den Ausleihtresen zurückkehrte.
    Die Frage traf mich unerwartet, hatte ich doch zur Abwechslung einmal nur an die Arbeit gedacht.
    „Ja", gab ich kurz angebunden und ohne groß nachzudenken zurück. „Warum?"
    Mist, jetzt hatte ich durchblicken lassen, wie widerwärtig er mir war! Nur kurz, aber immerhin. Eigentlich hatte ich dafür sorgen wollen, dass unser Verhältnis wenigstens an der Oberfläche freundschaftlich blieb.

    „Nur so." Perry lächelte. Ein Lächeln, das so unehrlich und feindselig war, dass ich zum ersten Mal ein wenig Angst vor ihm empfand.
    „Ich übernehme den Tresen, du kannst wieder an deine Arbeit gehen", sagte ich ausdruckslos und ohne das unheimliche Lächeln zu erwidern. Es war zu spät, um meine Gefühle zu vertuschen. Eine schreckliche Sekunde lang dachte ich, Perry würde nicht gehen, das Durcheinander in seinem Kopf hätte gesiegt und es wäre ihm egal, sein Leben wenigstens noch nach außen hin zusammenzuhalten.
    Aber er ging. „Bis später", sagte er, jetzt ohne das Lächeln.
    Ich sah ihm nach. Auf meinen Armen hatte sich Gänsehaut gebildet.
    „Hat er etwas Böses gesagt, Roe?" Mr. Buckley sah so kämpferisch aus, wie man als feingliedriger älterer Herr mit weißem Haar nur aussehen konnte.
    „Eigentlich nicht. Es war mehr die Art, wie er es gesagt hat."
    Zu gern hätte ich erzählt, was mir wirklich zu Perry im Kopf herumspukte, mochte aber Lizannes Vater nicht beunruhigen.
    „Der Junge hat Schlangen im Kopf', verkündete Mr. Buckley weise.
    „Da mögen Sie recht haben. Was diesen neuen Dienstplan angeht ..."
    Bald hatten wir wieder genug zu tun. An der Oberfläche schien alles so, wie es sein sollte, aber ich musste an die Schlangen in Perry Allisons Kopf denken und daran, dass die zahlreichen Besuche seiner Mutter bei uns Kontrollbesuche waren. Auch Sally wusste um diese Schlangen und fürchtete, sie könnten sich durch die Löcher in Perrys Bewusstsein schlängeln und seine psychische Verfassung endgültig aus dem Gleichgewicht bringen.
    Bis wir zumachten, hatten Mr. Buckley und ich alle Hände voll zu tun. „Kunden" aller Art belagerten unseren Tresen: Schüler, die nach Material für Referate suchten, Menschen, die nach der Arbeit schnell noch vorbeikamen, um entliehene Bücher zurückzubringen. Beschäftigt zu sein tat mir gut. Ich fühlte mich wieder mehr wie ich selbst, mehr so, als hätte das, was ich hier tat, auch einen Sinn.
    Draußen bei meinem Auto wartete Arthur auf mich. Zuerst war ich wenig erfreut, ihn zu sehen, mehr noch: fast ein wenig verärgert. Eigentlich hatte ich mich ganz auf meine Verabredung konzentrieren wollen, und viel Zeit blieb mir nicht, mich hübsch zu machen.
    „Ich hasse es, dich bei der Arbeit zu stören - das mache ich nur, wenn es unbedingt notwendig ist", begrüßte er mich auf seine ernsthafte Art.
    „Ist schon in Ordnung. Hast du Neuigkeiten?" Vielleicht hatte das Labor ja die Analyse der Pralinen fertig, und wir wussten endlich, woran wir waren.
    „Nein, die Laborsachen sind noch nicht zurück. Hast du einen Moment Zeit?"
    „Na ja ... ein paar Minuten schon."
    Arthur schien sich nicht darüber zu wundern, dass ich es eilig hatte. Das freute mich.
    „Dann setz dich kurz zu mir ins Auto. Oder wir gehen ein Stück."
    Da ich aus irgendeinem unerfindlichen Grund nicht wollte, dass mich Lillian auf dem Bibliotheksparkplatz bei einem Mann im Auto sitzen sah, entschied ich mich für den Spaziergang, also schlenderten wir Seite an Seite in der rasch abkühlenden Abendluft den Bürgersteig entlang. Meine Beine waren kurz, also schaffte ich es oft nicht, mit Männern Schritt zu halten, und die mussten dann betont langsam gehen. Arthur Smith schien keine Probleme damit zu haben, sich meinem Tempo anzupassen.
    „Was hattest du dir vom Treffen am Sonntag erhofft?", fragte er plötzlich.
    „Das weiß ich selbst nicht so genau. Ein Wunder möglicherweise. Ich wollte, dass jemand eine

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