Echte Vampire beißen sanft
mich
zukam. »Nein, Richard. Ich weiß, was du empfindest. Du sehnst dich nach Erleichterung, aber die kann ich dir nicht bringen.«
Er schien es gar nicht gehört zu haben. Ich flüchtete vor ihm, krabbelte hastig über das Bett und plumpste auf der anderen Seite unsanft auf den Boden. Dabei stieß ich gegen die Kommode, so dass meine Puderdose herunterfiel und mich in eine weiße Wolke hüllte. Ich rappelte mich niesend auf und packte meine Stehlampe.
»Bleib mir vom Leib, Richard,sonst setze ich dir diesen Lampenschirm auf, und ich versichere dir, das wirst du ganz und gar nicht lustig finden.«
Das saß. Er blieb stehen, fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, atmete einmal tief durch. »Was zum Teufel ist in mich gefahren?«
»Gar nichts. Es ist das Vampir-Viagra. Hol dir eine Flasche Blutonic, eine von denen, die ich gekauft habe.Vielleicht lässt die Wirkung dann ein wenig nach.«
Richard sah auf die Beule in seiner Hose hinunter. »Dieser verdammte Mistkerl. Das ist doch alles nicht zu fassen.«
»Ich schätze,Simon hat mir eine Kostprobe geschickt in der Hoffnung, dass ich süchtig werde und ein williges Opfer bin, wenn er seine Lakaien das nächste Mal zu mir schickt.«
»So etwas ist mir ja noch nie passiert.« Richard humpelte in die Küche. »Kein Wunder, dass die Leute reihenweise abhängig werden.«
»Glaubst du, er hat die ganze Kiste damit versetzt?« Ich unterdrückte ein Stöhnen. Zweiundzwanzig Flaschen AB negativ, verseucht mitVampir-Viagra. Was für eine Verschwendung.
»Wir müssen das Zeug vernichten.«
Ich rannte ihm nach. »Nicht so hastig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie alle vergiftet sind.«
Richard öffnete eine Flasche und schnüffelte daran, dann
rümpfte er die Nase und kippte den Inhalt ins Spülbecken. »Tut mir leid, Gloriana, aber ich fürchte, wir können kein Risiko eingehen.«
»Warte! Mal sehen, ob ich einen Unterschied rieche. Ich kann doch einfach jede Flasche überprüfen, ehe ich sie austrinke, und sie gegebenenfalls wegschütten.« Ich nahm ihm die halbleere Flasche aus der Hand und schnupperte daran. Ich weiß, ich bin ein hoffnungsloser Fall, aber für AB negativ würde ich fast alles tun. Hmmm. Ich konnte keine verdächtigen Substanzen riechen. Nur dieses köstliche, trinkfertige...
»Hör auf, Gloriana. Du bist offenbar viel zu scharf auf dieses Getränk,um dir eine objektive Meinung zu bilden.« Schon hatte er mir die Flasche wieder entwunden und den Inhalt in den Ausguss geleert.
»Schon möglich, aber ich schwöre dir, es hat nicht verdächtig gerochen.«
Er warf mir einen fragenden Blick zu. »Bist du etwa bereits süchtig?«
»Süchtig? Ich? Na, warte.« Ich nahm eine neue Flasche zur Hand, schraubte sie auf und sah zu, wie das dickflüssige rote Gebräu im Abfluss verschwand. Zweiundzwanzig Flaschen später fühlte ich mich leer. Geradezu ausgelaugt. Und ich hätte Richard am liebsten eins mit einer der leeren Flaschen übergezogen, weil er sich als großer Aufpasser aufspielte, sogar das Becken ausspülte und im Kühlschrank nachsah, ob auch wirklich mein ganzer Vorrat vernichtet war. Als befürchtete er, ich könnte tatsächlich schon süchtig sein und heimlich eine Flasche beiseitegeschafft haben. Spätestens damit war die Wirkung des Vampir-Viagra verpufft, denn diesen Richard fand ich ungefähr so attraktiv wie ein vom Auto überfahrenes Karnickel am Straßenrand.
Er verstaute sämtliche Flaschen in einer Mülltüte, die er fein
säuberlich zuknotete. Ich traute meinen Augen nicht. Dachte er etwa, ich würde an den leeren Flaschen lecken? Und als wäre das noch nicht genug, brachte er die Tüte auch gleich zum Müllschlucker draußen im Flur.
»Ich kann nicht fassen,was du uns da antust.« Will beschnüffelte den schwarzen Plastiksack und folgte Richard bis zum Müllschlucker und wieder zurück. »Erst müssen wir uns Glorys Brunftschreie anhören, und jetzt vernichtest du den gesamten erstklassigen Stoff, ohne mir auch nur eine winzige Kostprobe davon zu geben? Wie kann man nur so grausam sein.«
Valdez zwickte ihn ins Ohr. »Schnavze. Glory hat sich noch immer nicht ganz erholt. Dieses Zeug ist das reinste Gift.«
»Gift, jawohl, das ist es. Aber du musst verzeihen, wenn ich nicht gleich einen Freudentanz vollführe, nachdem wir zweiundzwanzig Flaschen AB negativ einfach so weggekippt haben. Ich weiß, es musste sein, aber gib mir noch eine Minute, um diesen Verlust zu beweinen, ja?« Erschöpft sank ich auf das Sofa und
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