Echte Vampire beißen sanft
dich meine Leute als Familienmitglied akzeptieren.«
Das war ein großes »Wenn«. Jerrys Antrag war für meinen Geschmack ein gutes Jahrhundert zu spät gekommen, und bis dahin hatte ich schon zu viel Zeit mit seinem Clan verbracht. Vier Brüder, samt und sonders Alphamännchen, und dazu zwei Schwestern, von denen Joan Rivers in puncto Bissigkeit noch einiges lernen könnte. Und dann ist da noch die liebe Frau Mama, die in einer kalten Winternacht doch glatt versucht hat, mich zu pfählen.Aber, hey, ich bin nicht nachtragend. Ich sehe lediglich zu, dass ich nie wieder mit ihr im selben Zimmer bin. Besser gesagt, auf demselben Kontinent wie sie.
»Sie hatten aber so einiges an mir auszusetzen. Unter anderem, dass ich keinem Herrschergeschlecht entstamme.« So wie Mara.Oder die Schwester ihres Mannes, die, ginge es nach Mama Campbells Kopf, Jerrys Frau werden sollte.
»Ich würde Tess MacTavish niemals heiraten.« Jerry warf mir einen Blick zu, der besagte: Hör endlich auf mit diesen ollen Eifersuchtskamellen.
»Hör du auf, meine Gedanken zu lesen. Und erzähl der lieben Tess doch das nächste Mal, wenn du sie siehst, dass du sie von deiner Liste potenzieller Gemahlinnen gestrichen hast. Würde mich interessieren, wie sie darauf reagiert.« Tess MacTavish verkörpert wie keine andere den Vamp im Vampir, wenn ihr wisst,was ich meine. Die Kerle sind verrückt nach ihr. Und sie hatte immer schon eine Schwäche für Jerry. Kaum zu fassen, dass das nicht auf Gegenseitigkeit beruht. Er bedachte mich erneut mit einem strafenden Blick. Zeit für einen Themenwechsel.
Ich sah zu,wie er einen Ledergürtel durch die Schlaufen seiner Jeans fädelte. »Ist der von Gucci?« Mit Leder-Accessoires kenne ich mich aus.
»Ja, jedenfalls hat Mara das behauptet. Sie hat ihn mir geschenkt.« Jerry schloss die Gürtelschnalle, dann nahm er seine Brieftasche von der Kommode und steckte sie ein. Glaubte er wirklich, mir wäre entgangen, dass sie ebenfalls von Gucci war?
Ich war alarmiert. »Warum macht sie dir derart teure Geschenke?« Ich schenkte Jerry jedes Jahr zu Weihnachten dasselbe: meinen mit weiblichen Kurven reich gesegneten Körper. Hey, ich muss sparen. Und ich bin durchaus einfallsreich – ich bringe stets eine Schleife an einer interessanten Stelle an. Jerry findet das toll.
»Weil ich sie bei mir wohnen lasse und partout kein Geld dafür nehmen will. Also besorgt sie stattdessen hin und wieder eine Kleinigkeit für mich, um ihr Gewissen zu beruhigen.«
»Ah ja.« Jerry hat garantiert keinen blassen Schimmer, was ein Gürtel oder eine Brieftasche von Gucci kostet, und von mir würde er es auch nicht erfahren. »Wer schon als Vampir zur Welt gekommen ist, kann also essen. Was noch?«
»Nicht nur essen, sondern auch trinken. Sieh zu, dass Will keine hochprozentigen Getränke in die Pfoten fallen. Er hat eine Vorliebe für Whiskey, aber er verträgt ihn nicht.« Jerry runzelte die Stirn, als würde er sich fragen, ob er mir wirklich einen Gefallen getan hatte, indem er Will zu meinem Beschützer ernannt hatte. Das fragte ich mich allerdings auch.
»Ich habe gesehen, wie sich Mara verwandelt, und sie hat die üblichen Vampirtricks drauf.Sonst noch irgendwelche besonderen Fähigkeiten?«
»Wer als Vampir zur Welt kommt, lebt zunächst wie ein normaler Mensch. Er ist sterblich und kann sogar Kinder bekommen.
Erst im Alter von zirka dreißig Jahren findet der Wandel statt. Die Kilpatricks haben eine ganze Menge Kinder verloren.« Jerry runzelte erneut die Stirn. »Mir ist zu Ohren gekommen, dass sie ungefähr alle hundert Jahre wieder fruchtbar werden können, und wenn sie sich mit einem Sterblichen paaren, wird das Kind ein Vampir.«
»Hat Mara Kinder?« Was für eine Vorstellung. Diese Frau strahlte ungefähr so viel Mütterlichkeit aus wie eine tollwütige Fledermaus.
»Ja, sie hat vor ihrer Umwandlung mit Mac eine Tochter namens Lily gezeugt. Ich habe die Kleine seit Jahren nicht gesehen. Sie hat sich mit ihren Eltern überworfen.« Jerry setzte sich auf die Bettkante. »Ich suche sie schon seit geraumer Zeit, um sie vom Tod ihres Vaters zu benachrichtigen. Bislang vergeblich.«
Ich legte Jerry eine Hand auf das Knie. »Das wird bestimmt ein schwerer Schock für sie. Schließlich sind Vampire theoretisch unsterblich.«
»Genau deshalb muss ich Westwood aufspüren. Um Macs Tod zu rächen, und um ihn für den Schaden, den er dir zugefügt hat, zu straffen.«
Dem konnte ich nicht widersprechen.Außerdem läuft
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