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Echte Vampire beißen sanft

Titel: Echte Vampire beißen sanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Bartlett
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beschäftigt, der Ankleidepuppe im Schaufenster den Tellerrock auszuziehen, damit die Kundin, die so erpicht darauf war, ihn anprobieren konnte. CiCi pries derweil einem der beiden jungen Männer eine Bronzestatuette an.
    Ich erstarrte, als erneut die Tür aufschwang und ein Mann mit getönter Brille eintrat. Panik! Doch halt, ich konnte seine Gedanken lesen. Puh. Entwarnung. Er hatte die beiden attraktiven Jungs in einer Bar ein paar Häuser weiter entdeckt und war ihnen unauffällig gefolgt. Wie es aussah, hatte er ebenfalls eine Schwäche für knackige Pobacken, und der Knabe, in
den er sich verguckt hatte, war diesbezüglich gut ausgestattet. Dann erspähte der Brillenträger eine Armani-Jacke, und schon hatte ich einen potenziellen Kunden dazugewonnen. Keinerlei Gedankengänge in Richtung Westwood. Ich lächelte und begab mich zur Kasse, um den ersten Artikel zu verkaufen – CiCi hatte ihre Bronzestatuette erfolgreich an den Mann gebracht. Na also. Wir waren wieder im Geschäft.

ZWÖLF

    »Ich schwöre dir, Glory, dieses Bild verursacht mir Alpträume.«
    »Ach, komm. Geister schlafen doch gar nicht. Oder?« Die grandiose Neueröffnung war noch keine achtundvierzig Stunden her, und meine guten Geister beklagten sich bereits bitterlich über Flos Gemälde. Emmie Lou fand es unheimlich, und da ich mich nun das erste Mal allein im Geschäft befand, nutzte sie die Gelegenheit, um mir ihre Meinung mitzuteilen.
    »Du weißt, was ich meine.Wie würde es dir denn gefallen, wenn du diesen Anblick rund um die Uhr ertragen müsstest? Dieser schreiende Totenschädel! Und du weißt, ich habe nichts gegen Vampire, Glory, wirklich nicht, aber dieses Bild ist schlicht und ergreifend schauderhaft.«
    »Ist es nicht. Das ist Kunst, Emmie Lou, und meine Kunden stehen drauf.« Das entsprach den Tatsachen. Sie hatten sogar darum gebeten, es fotografieren zu dürfen. Um jeglichen Vorwürfen, es handle sich um eine Fälschung, gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen, hatte ich Flo dazu überredet, ihr Werk zu signieren. Sie hatte sich nach langem Hin und Her gefügt, mit dem Resultat, dass der nicht zu übersehende da-Vinci-Schriftzug nun zusätzlich Aufmerksamkeit erregte. Analphabetin? Von wegen!
    »Vergiss es, Emmie Lou. Du weißt, sie wird das Bild nicht
übertünchen lassen.Seit der Wiedereröffnung reden die Leute doch über nichts anderes.« Harvey zog den Hosenbund hoch und schwebte zu der rothaarigen Frau an der Wand. »Ich finde es ehrlich gesagt ziemlich erotisch, dass sie sich so ungeniert über ihn hermacht.« Er warf seiner Frau einen vielsagenden Blick zu. »Du hast früher doch auch hin und wieder ganz gern an mir geknabbert, Schätzchen.«
    »Ich geb dir gleich was zu knabbern, Harvey Nutt.« Emmie warf Flos Krokodillederhandtasche nach ihm.
    »Schluss jetzt, ihr beiden. Hier wird nicht mit Waren geworfen.« Ich hob die Tasche auf und stellte sie wieder ins Regal. Es war nach fünf, und ich war todmüde (kleines Wortspiel, ihr gestattet doch). Ich hatte meine Angestellten nach Hause geschickt und abgeschlossen, damit ich in Ruhe die Einnahmen der Nacht zusammenrechnen konnte. Um diese Zeit ist nie viel los. Erst wenn Lacy gegen sechs wieder aufsperrt, kommt der nächste Schub Kundschaft; meist Leute, die gerade ihre Nachtschicht beendet hatten.
    »Keine Sorge, Schätzchen, schließlich hat der Laden gerade eben noch gebrummt.« Emmie Lou wandte dem Gemälde demonstrativ den Rücken zu. »Und ich bin richtig froh darüber. Ich sehne mich überhaupt nicht nach den Zeiten, als hier drin ein Tätowierstudio untergebracht war... ganz zu schweigen von der Biker-Bar. Bei all dem Rauch und der lauten Musik hätte man glatt meinen können, wir wären in der Hölle gelandet.«
    »Wir haben einen guten Start hingelegt.« Es klopfte, und ich hob den Kopf. Hmmm. Die Hunde knurrten und stimmten dann ein wütendes Gebell an.Valdez sah aus, als würde er gleich durch die Fensterscheibe hechten. Zögernd ging ich zur Tür.
    »Beruhigt euch. Ich kenne den Typ.«
    Greg Kaplan grinste mich an und bedeutete mir, ihn hereinzulassen.
Vielleicht nicht die beste Idee, aber ich musste mit ihm reden. Ich wollte mehr über die Energievampire wissen; Flo war in dieser Hinsicht ja nicht gerade eine Quelle der Erkenntnis gewesen. Außerdem ärgerte es mich ehrlich gesagt, dass ich mich nicht an unsere Affäre erinnern konnte. Ich wollte Details.Wie lange waren wir zusammen gewesen? Und vor allem: warum? Für den Fall, dass er mir irgendwie

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