Echte Vampire beißen sanft
denn passiert?« Sie schob sich das dunkle Haar aus dem Gesicht, blickte erst nach rechts und links und dann nach oben. »Wehe, die zeigen mich so im Fernsehen. Ich brauche meinen Föhn und mein Make-up.«
Ich konnte nur hoffen, dass die Kameras keine Tonaufnahmen machten. Ich hörte bereits die Einleitung: »Brandopfer verlangt nach Haartrockner, während Feuerwehr die Flammen in Schach hält.«
Ich sah zu Valdez. »Was ist mit meinem Laden?« Meine Stimme kippte. Ich hatte meinen Nobel-Secondhandshop erst vor kurzem eröffnet, und das Geschäft war vom ersten Tag an so gut gelaufen, dass ich mir damit meinen Lebensunterhalt finanzieren konnte.
»Vermutlich total ausgebrannt. «Valdez setzte sich und kratzte sich hinter dem Ohr. »Allerdings war ich vollauf damit beschäftigt, euch aus den Wohnungen zu holen, als der Brandmelder Alarm ausgelöst hat. Und im Treppenhaus war der Rauch so dicht, dass man kaum mehr die Hand vor Augen sehen konnte.« Er hustete und nieste und sah mich Mitleid heischend an.
»Mein Held!« Ich fiel auf die Knie und drückte ihn an mich, sog den Geruch nach nassem Hundefell und Rauch ein, der ihm anhaftete. Valdez hustete erneut. Ich hob den Kopf und musterte ihn mit Argusaugen. »Geht es dir gut?«
»Ja, alles bestens.« Hust, keuch.
Okay, das war gespielt gewesen, aber in Anbetracht der Umstände beschloss ich, ein Auge zuzudrücken. Ich setzte mich auf die Fersen. »Wie hast du uns bloß da rausgekriegt?«
»War ein hartes Stück Arbeit. Ich musste euch bei geöffneter Tür in der obersten Etage im Treppenhaus ablegen, bis die Sonne untergegangen war. Sonst wärt ihr jetzt wohl alle gut durchgebraten.«
»Gut durchgebra... Du lieber Himmel.«
»Aber wir sind am Leben, no?« Flo setzte sich neben mich und legte mir den Arm um die Schulter.Wenn sie unter Stress steht,hört man ihr an, dass sie aus Italien stammt. »Und wieder einmal hat uns dein Kleiner das Leben gerettet.« Sie tätschelte dem »Kleinen« den Kopf. »Ohne dich wären wir tot, signore.«
Valdez blähte vor Stolz die Brust auf und sah nach oben. »Glaubt ihr, ich werde in den Abendnachrichten erwähnt? Die wollen garantiert ein Interview!«
»Ja, klar. Sprechender Hund rettet Vampiren das Leben. Tut mir leid, aber du wirst dich wohl mit einer Packung Cheetos als Belohnung begnügen müssen.«
»Soll mir recht sein.«
Ich knuddelte ihn ein letztes Mal, dann gesellte ich mich zu Diana, der das Cafe im Erdgeschoss gehörte. Wenn mein Laden ruiniert war, dann galt das wohl auch für das Mugs & Muffins.
»Diana? Alles okay?«
Sie setzte sich hustend auf. »Was ist geschehen?« Sie trug einen süßen roten Flanellpyjama. Ihre marineblaue Decke − bei Diana ist farblich alles perfekt aufeinander abgestimmt − war klatschnass.
»Feuer.Jemand hat eine Brandbombe in meinen Laden geworfen. Falls es Westwood war, dann musste dein Cafe vermutlich auch daran glauben.«
»Was?« Sie spähte nach oben und zeigte den Leuten im Hubschrauber den Mittelfinger. »Verzieht euch, ihr Paparazzi. Ich muss nach dem Cafe sehen.« Diana ist wie ich auf sich gestellt, und das Mugs & Muffins ist ihr Leben. Das war wirklich ein rabenschwarzer Tag für uns beide.
Ich hielt sie zurück, ehe sie die Tür zum Treppenhaus aufriss. »Warte! Die Feuerwehr ist zu uns unterwegs. Das Gebäude ist voller Rauch.«
»Meine Schuhe!« Flo sprang wie von der Tarantel gestochen auf. Das Leintuch hatte sie sich wie ein trägerloses Kleid um den Körper gewickelt.
»Ich glaube nicht, dass das Feuer in eure Wohnung vordringen konnte. Nachdem das Schaufenster des Ladens zersplittert war, ging sofort der Brandmelder los, und gleich darauf war auch schon die Feuerwehr da.«
Ein Glück, dass sich Valdez stets in höchster Alarmbereitschaft befindet, während ich schlafe.
»Kann mir vielleicht jemand verraten, weshalb wir alle bis auf die Haut durchnässt sind?« Der Vampir aus der zweiten Etage gesellte sich zu uns.Wir kannten ihn von einem unserer Vampirmeetings. Er hieß Dennis oder David oder so ähnlich und bot in seinem altmodischen Nachthemd einen reichlich seltsamen Anblick. Eigentlich war er ganz schnuckelig − Typ Universitätsdozent mit britischem Akzent.
»Die Sprinkleranlage im Treppenhaus war an, als ich euch aus den Betten gezerrt und aufs Dach gebracht hab.«
»Aber meine Wohnungstür war zugesperrt, und die Riegel waren vorgeschoben.« Der Dozent starrte Valdez an.
»Tja, ich musste leider Gewalt anwenden. Ich konnte euch doch nicht
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