Echte Vampire haben Kurven
ganz offensichtlich als MacTavish-Ersatz. Welcher vernünftige Mann würde mich ihr vorziehen? Mein Kopf schmerzte, mein Herz noch viel mehr. Ich konnte auf Blade und seinen Mitleidssex verzichten. Wenn ich Mitleid haben wollte, konnte ich mich in reichlich Selbstmitleid suhlen.
SECHZEHN
Blade hielt vor meinem Haus und wäre mir wohl auch noch nach oben gefolgt, wenn nicht sein Telefon zu klingeln begonnen hätte. Ein geschäftlicher Anruf. Ich winkte zum Abschied und schickte ihm ein Küsschen, um zu demonstrieren, dass mir Maras zickiges, besitzergreifendes Verhalten nicht das Geringste ausmachte. Ab-so-lut gar nichts.
Kaum war ich eingetreten, kam Valdez angetrottet. Von Flo keine Spur.
»Danke für den freien Abend. Flo war mit mir draußen.« Er folgte mir in die Küche, wo ich mir eine Bloody Merry genehmigte.
»Ich könnte auch einen Happen vertragen.«
»Hat dich Flo nicht gefüttert? Wo steckt sie?«
»Darf ich dir nicht verraten.« Valdez pflanzte seinen Hintern auf den Linoleumboden und sah zu, wie ich seinen Napf mit Schokopops füllte und Milch darübergoss.
»Wie, bitte? Bist du mein Hund oder ihrer?« Ich hielt den Napf außer seiner Reichweite hoch, obwohl ich wusste, dass er ihn sich mit einem seiner Tricks problemlos holen konnte. Ich wusste auch, dass mein Hund keine Geheimnisse vor mir haben sollte.
»Okay, ich geb mich geschlagen. Sie ist mit Mainwaring unterwegs.«
»Oh, Gott!« Der Fressnapf entglitt meinen Fingern und landete auf dem Boden, die Milch spritzte in alle Richtungen. »Wie konntest du das zulassen?«
»Er ist in Ordnung.«
Valdez machte sich daran, die verschüttete Milch vom Boden aufzulecken, ehe er die Schnauze in seinen Napf tauchte.
»Ist er nicht. Er könnte irgendwo da draußen herumlaufen und mit einem Holzkreuz auf Vampire losgehen, Himmel nochmal.« Das war eine Katastrophe! War Blade schon losgefahren? Ich spähte aus dem Fenster. Sein Wagen war verschwunden.
»Mainwaring geht nicht auf andere Vampire los, das hat er selbst gesagt, und Flo und ich glauben ihm. Ich bin ein wandelnder Lügendetektor, musst du wissen. Der Kerl sagt die Wahrheit.«
»Ich dachte, sie wäre mit Kenneth Collins verabredet.« Ich ging in den Korridor und riss Flos Tür auf. In ihrem Zimmer herrschte das übliche Was-ziehe-ich-nur-an-Chaos. Aber das Bett war unberührt. Alles klar.
»War sie auch, aber das dauerte nicht allzu lange, also haben wir uns danach auf die Suche nach Mainwaring gemacht.«
»Wo sind die beiden jetzt?«
»Bei ihm. Flo hat mich nach Hause gebracht und ist dann mit zu ihm gegangen. Er ist ziemlich tough; an dem kommt niemand vorbei. Sie muss auch den Tag bei ihm verbracht haben.« Valdez hatte seinen Napf geleert. »Gibt’s Nachschub?«
»Nein. Freut mich ja sehr, dass du mit ›Ricardo‹ plötzlich so dick befreundet bist. Ich kann nicht fassen, dass du Flo einfach mit ihm mitgehen hast lassen.« Ich verfolgte, wie sich Valdez die Schnauze am Wohnzimmerteppich trocken rieb.
»Meinst du wirklich, Flo lässt sich von irgendjemandem aufhalten,
wenn sie sich mal etwas in den Kopf gesetzt hat?« Er warf mir einen mitleidheischenden Blick zu. »Ihr zwei Weiber seid beide stur bis dorthinaus.«
Musste ich mir diese Beleidigungen bieten lassen? Von meinem Wachhund? Ich stürmte in mein Schlafzimmer. Valdez war doch nichts anderes als ein Macho in einem Hundekörper. War es möglich, dass Mainwaring sowohl Flo als auch Valdez einer Gehirnwäsche unterzogen hatte, damit sie ihm glaubten? Und falls er doch nicht der religiöse Fanatiker war, der andere Vampire pfählte, wer war es dann? Ich duschte ausgiebig, wusch mir den Geruch nach Sex vom Körper und gönnte mir eine Minute, um mir die Freuden in Erinnerung zu rufen, die mir Blade verschafft hatte. Anschließend ärgerte ich mich drei Minuten über Mara, diese Zimtzicke, ehe die Sorge um Flo wieder die Oberhand gewann.
Ich holte einen pinkfarbenen Tellerrock und ein weißes Twin-Set mit Perlenknöpfen aus dem Kleiderschrank und schlüpfte in die dazu passenden Schuhe. Als ich mir die Haare zum Pferdeschwanz gebunden hatte, den ich mit einem weißen Schal aufpeppte, sah ich aus wie ein Teenager in den Fünfzigerjahren und fühlte mich schon ein wenig besser. Mara war knapp dreißig gewesen, als sie in einen Vampir verwandelt wurde, ich hingegen war eine jung aussehende Vierundzwanzigjährige gewesen. Ja, ich war verbittert. Müssten Mara und ich in diesem Augenblick in einer Tussenschlacht gegeneinander
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