Echte Vampire haben Kurven
roten Ampel blieb ich stehen und sah ihn an.
»Wir sind kein Liebespaar.«
»Aber wir sind Freunde.« Er deutete nach rechts. »Hier musst du abbiegen. Es ist der nächste Häuserblock. Komm einfach kurz mit rein. Wir könnten uns eine DVD ansehen.«
Eine DVD ansehen? Etwas derart Alltägliches, ja, Gewöhnliches hatte ich mit Blade noch nie getan. Die Vorstellung gefiel mir. Vielleicht war das hier ja bloß ein harmloses Date, oder sogar noch weniger. Freunde, die etwas Zeit miteinander verbrachten.
Ich hielt vor der großen Villa, in der wir uns neulich versammelt hatten, um Marguerites Tod zu betrauern. Blade hatte die Lichter angelassen.
»Park in der Auffahrt. Wir können durch den Hintereingang reingehen.«
Unsere Nerven waren zum Zerreißen gespannt, als wir aus dem Wagen stiegen. Blade tippte den Sicherheitscode in das Kästchen neben dem Hintereingang, ein Piepsen ertönte, und schon waren wir drin. Wir sahen einander an und atmeten erleichtert auf.
»Ich hasse das.« Ich wich seinem eindringlichen Blick aus. Zwar musste ich nicht fürchten, von Blade manipuliert zu werden, aber er hatte keinerlei Skrupel, meine Gedanken zu lesen. »Wenigstens gibt es hier eine erstklassige Alarmanlage – und eine tolle Küche.« Es war eine dieser DesignerKüchen, Granitarbeitsplatte und Edelstahlgeräte. »Was für eine Verschwendung.«
Blade grinste. »Das ist der Vorteil des Vampirdaseins. Dass du nie kochen lernen musstest.«
»Du auch nicht. Moderne Männer helfen im Haushalt mit.« Als könnte Blade je als moderner Mann durchgehen. Unter Metrosexualität würde er vermutlich eine schnelle Nummer in einem U-Bahnwaggon verstehen.
Er grinste erneut – offenbar las er schon wieder meine Gedanken. Ich fuhr mit der Hand über den kühlen Granit. Blade sagte kein Wort, schickte mir lediglich eine kleine Fantasie von uns, wie wir zwischen zwei Haltestellen auf einer durchgesessenen
Ledersitzbank über einander herfielen. Huch? Das war doch er gewesen, der mir diese Fantasie geschickt hatte, oder? Ich musterte ihn forschend. Er entgegnete meinen Blick mit jener Unschuldsmiene, die die Kerle immer zur Schau stellen, wenn sie an etwas Unanständiges denken.
»Als du letztes Mal hier warst, konnte ich dir das Haus gar nicht richtig zeigen. Komm mit nach oben.« Er nahm meine Hand und zog mich zur Treppe.
»Lieber nicht.« Ich konnte mir lebhaft vorstellen, was sich im Obergeschoss befand – wo es eine Designerküche gibt, da gibt es auch ein riesiges Elternschlafzimmer, genauer gesagt, eine Suite mit angeschlossenem Luxusbadezimmer, ausgestattet mit Whirlpool und Dampfdusche. Man kennt das ja aus dem Fernsehen. Ich bin auch nur ein Mensch, und hier unten war es sicherer.
»Nun komm schon. Der Fernseher und der DVD-Player befinden sich in meinem Schlafzimmer. Wie ich von Flo weiß, siehst du am liebsten HBO.«
»Ihr zwei scheint ja richtig dicke Freunde zu sein.« Ich ließ mich von ihm nach oben führen, obwohl ich es hätte besser wissen müssen. Ja, ich wollte sein Schlafzimmer sehen, und Sicherheit wird ohnehin total überschätzt. Oben angekommen, blieb er vor einer geschlossenen Tür stehen.
»Ich muss vorausschicken, dass ich seit Jahrhunderten nicht mehr in einem Sarg geschlafen habe.«
»Als hättest du das jemals getan.« Dafür schlief er nackt. In einem riesigen Doppelbett. Er öffnete die Tür.
»Lass uns lieber wieder runtergehen. Wir setzen uns ins Wohnzimmer, trinkene ine Bloody Merry miteinander und unterhalten uns, wie alte Freunde.«
»Hast du Angst davor, mit mir in meinem Schlafzimmer zu sein?« Er deutete auf den Plasmabildschirm, der an der Wand
gegenüber von dem Bett hing. »Siehst du? Da ist der Fernseher.«
»Ich seh’s.« Zack, hatte er mir mithilfe eines Vampirtricks auch schon das T-Shirt ausgezogen und beäugte meinen BH.
»Mein Interesse an deiner Unterwäsche ist rein wissenschaftlich. Ich möchte dieses Kevlar untersuchen.«
»Du warst noch nie ein Wissenschaftler.«
»Stimmt, aber ich liebe moderne Technologien.« Er schob beide Hände unter den BH und riss ihn auf. »Klettverschluss.« Das kratzende Geräusch wirkte seltsam erregend auf mich. »Einfach zu schließen, einfach zu öffnen.«
Ich griff nach seinem Hemd. »Druckknöpfe.« Ein Ruck, und es stand offen. »Einfach zu schließen, einfach zu öffnen.«
Wir starrten einander wortlos an. War ich hergekommen, um mit ihm ins Bett zu gehen? Vermutlich. Todesgefahr törnt mich an. Was war schon dabei, wenn ich Sex
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