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Echte Vampire haben Kurven

Echte Vampire haben Kurven

Titel: Echte Vampire haben Kurven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Bartlett
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antreten, dann würde ich zweifellos den Sieg davontragen.
    »Komm mit, du nichtsnutziges Vieh.« Ich warf meine wichtigsten Habseligkeiten in mein hübsches durchsichtiges Lucite-Köfferchen, von dem ich mich niemals trennen würde, und sperrte die Tür auf. »So, auf in den Laden.«
    Ryan war für die Abendschicht eingeteilt. Wenigstens wurden
mit dem Ende des Sommers die Nächte allmählich länger. Nicht, dass sich die Jahreszeiten in Texas großartig voneinander unterscheiden. Aber im Herbst waren die Nächte merklich kühler. Es war schön, zur Abwechslung einen Pulli zu tragen. Und ich freute mich auf die Arbeit.
    Ich notierte mir die Sorge um Flo auf meiner geistigen Zuerledigen-Liste und setzte ein Lächeln auf, als ich den Laden betrat. Ryan hob den Kopf. Der Stapel Pullover, den er soeben zurechtgerückt hatte, schrumpfte von Tag zu Tag. Das Geschäft blühte, was ich nicht zuletzt meinem Verkaufspersonal verdankte.
    »Na, wie läuft’s?« Ich stellte mein Köfferchen im Hinterzimmer ab und griff nach einem Packen Quittungen.
    »Tony Crapetta war hier und hat den Freizeitanzug gekauft. Erhatbehauptet, du hättest ihm den Familienrabatt versprochen.« Ryan blinzelte mich durch seine dicke Brille hinweg an. Er blieb dem Gatsby-Look treu; heute trug er einen dunkelbraunen Nadelstreifanzug.
    »Stimmt. Zwanzig Prozent.« Ich tippte ein paar Zahlen in den Taschenrechner neben der Kasse. »Diese Woche sahnst du ganz hübsch Provisionen ab.«
    »Ich weiß«, sagte Ryan mit einer schwungvollen Geste. »Ich hab versucht, dich zu erreichen, aber dein Handy war aus, also habe ich ihm den Rabatt einfach gewährt. Ich hoffe, das ist in Ordnung.«
    Mein Handy? Richtig, das hatte ich ausgeschaltet, nachdem ich zu Hause angerufen hatte. Lacy wusste, dass ich tagsüber nicht zu erreichen war, aber gegenüber Ryan hatten wir das bislang nicht erwähnt. Er konnte sich ohnehin denken, dass ich den Großteil des Tages im Bett verbrachte, wenn ich nachts arbeitete.
    Ich sah ihn an und konzentrierte mich auf den Versuch,
seine Gedanken zu lesen. Flo hatte Recht. Weißes Rauschen. Seltsam.
    Ob Lacy wohl seine Gedanken lesen konnte? Wahrscheinlich nicht. Was vermutlich auch ganz gut so war. Nichts törnt beim Sex so sehr ab, wie wenn man mitkriegt, dass der Partner gerade denkt »Mann, was für Mörderschenkel« oder »Kommt diese Frau denn nie?« oder – der absolute Oberhammer – »Ich wünschte, sie würde mir einfach einen blasen, damit ich nach Hause gehen und mir den Rest des Spieles ansehen kann …« Alles schon da gewesen. Das ist mit ein Grund, weshalb ich dem Gedankenlesen fast völlig abgeschworen habe.
    »Wegen so etwas musst du mich nicht anrufen. Im Computer findest du eine Inventarliste mit den Einkaufspreisen sämtlicher Artikel. Hat Derek extra für mich zusammengestellt. Sieh einfach nach, wie viel ich dafür bezahlt habe, und dann verlang, was dir angemessen erscheint. Ich versuche meistens, den doppelten Preis zu veranschlagen, damit meine Kosten gedeckt sind.« Schon toll, was man mit einem Computer alles anstellen konnte. Ich sah mich im Laden um. Es gab bereits wieder leere Regale, die förmlich danach schrien, mit neuer Ware gefüllt zu werden.
    Hoffentlich kam Miranda bald mit ihren Errungenschaften vom Wochenendflohmarkt vorbei. Wenn die zahlreichen alteingesessenen Familien von Austin ihre Keller oder Dachböden entrümpelten, konnte man angeblich tolle Schnäppchen machen. Ich dachte einen Augenblick wehmütig an die zahlreichen Trödelmärkte, die mir als Nachteule entgingen. Zwecklos.
    »Stimmt etwas nicht?« Ryan musterte mich mit zusammengekniffenen Augen. »Du bist so schweigsam.«
    »Mir geht’s gut, aber du solltest dir vielleicht mal eine neue
Brille zulegen. Es sieht fast so aus, als wäre die hier nicht stark genug.« Als ich die Hand danach ausstreckte, wich er zurück.
    »Nicht! Ich … sehe furchtbar schlecht, schon mit der Brille. Und ohne bin ich blind wie ein Maulwurf.« Er rückte das Gestell zurecht und sah dann auf Valdez hinunter, der ihn eindringlich anstarrte. »Was ist denn mit deinem Hund los? Ich glaube, er mag mich nicht.«
    »Wahrscheinlich ist er eifersüchtig. Er weiß, dass du mit Lacy zusammen bist, und er steht auf sie.« Ich grinste, als Valdez knurrte und die Zähne fletschte. »Das sind natürlich alles nur Vermutungen; ist ja bloß ein doofer Hund.« Valdez wandte sich um und marschierte sichtlich pikiert zur Tür. Tja. Das hatte er nun davon, dass er Flo einem

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