Echte Vampire haben Kurven
eine Begegnung?«
»Ach, keine große Sache. Gestern Nacht tauchte im Laden ein Student auf, der von einem Vampir gebissen worden war. An seinem Hals waren noch deutlich die Spuren zu sehen, und du weißt ja, was ich von derart auffälligem Benehmen halte.« Ich schlürfte meine Bloody Merry. »Mein Laden soll auf keinen Fall ein Magnet für Möchtegernvampire werden.«
»Bei dem Namen musst du dich nicht wundern«, mischte sich Valdez besserwisserisch ein. »Ich hab dich gewarnt, Blondie. Damit lockst du solche Typen unweigerlich an.«
»Unsinn. Der Name ist brillant, Gloriana.« Blade bedachte Valdez mit einem Blick, bei dem sich der Hund artig mit dem Kopf auf den Pfoten auf den Boden legte.
Brillant? Wow. Na, vielleicht eine Spur zu brillant, wenn mein Laden deshalb zum Treffpunkt für Vampir-Groupies avancierte.
»Und was ist mit Florence?«, wollte Damian wissen.
»Westwood hat gestern auf sie geschossen, Sabatini. Hätte sie garantiert erwischt, wenn sie sich nicht in einen Vogel verwandelt hätte«, knurrte Blade und funkelte ihn an, als wollte er sagen: »Hättest du dich mal lieber um deine Schwester gekümmert, statt mit Glory im Bett herumzuturnen!«
»Dios mio!« Damian marschierte fluchend zu ihrem Zimmer und riss die Tür auf. Ohrenbetäubendes Geschrei auf Italienisch, das etwas gedämpfter klang, nachdem er die Tür hinter sich zugeknallt hatte.
»Fängst du eine Beziehung mit Damian an, Gloriana?«
Ich war Jerry keine Antwort schuldig, sah aber auch keinen Sinn darin, Spielchen zu spielen.
»Wohl kaum.«
»Dann komm mit mir.« Er trat näher.
»Weil Westwood in der Stadt ist?« Ich wich ihm aus, setzte mich auf das Sofa. »Niemals. Ich bleibe hier. In Zukunft nehme ich Valdez mit runter ins Geschäft. Mein Laden ist bislang ein voller Erfolg. Er könnte eine richtige Goldgrube werden.«
»Du könntest ihn nach Lake Charles verlegen. Mir wäre wohler, wenn ich dich in meiner Nähe wüsste.«
Ich nippte an meiner Bloody Merry, dankbar für die neue Energie, die mir das Getränk lieferte. Blade starrte mich wortlos
an. Ich war fest entschlossen, mich nicht zu fügen, obwohl ich seine Verärgerung fast körperlich spürte.
»Ich habe seit Jahrzehnten nicht in deiner Nähe gelebt, Jerry, und mit Vampirjägern haben wir ständig zu kämpfen.« Ich hob die Hand, als er den Mund aufmachte, um mir zu widersprechen. »Ich weiß, Westwood macht sich die neueste Technik zunutze, aber ich werde auf keinen Fall mein Geschäft aufgeben, um mich in deinem Casino in Lake Charles zu verkriechen. Tut mir leid, Jerry. Ich weiß, du meinst es gut, aber ich bleibe.«
»Wenn du nicht mitkommst, muss ich eben hierherziehen.«
»Wie bitte?« Ich stellte meine Dose ab.
»Du hast ganz richtig gehört. Ich ziehe nach Austin.«
»Das würdest du tun? Meinetwegen?« Die Lage war ernst. »Was ist mit deinem Casino?«
»Das verkaufe ich. Man hat mir bereits ein Angebot dafür gemacht.« Er setzte sich mir gegenüber, die Ellbogen auf die Knie aufgestützt, und starrte mich an.
Ich starrte zurück. Sein Umhang erinnerte mich wie immer an früher. Wilde Zeiten, aber auch verdammt schöne Zeiten. Wenn er doch nur nicht so unheimlich attraktiv wäre … Reiß dich zusammen, Glory!
»Vergiss es. Du wirst doch nicht meinetwegen dein ganzes Leben auf den Kopf stellen.«
»Und ob ich das tun werde. Es wird ohnehin Zeit für einen Umzug.« Er lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander, nicht ohne mir einen Blick auf seine Familienjuwelen zu gestatten, der ungezogene Bursche. Ob ich hingesehen habe? Na, und ob. Jerry ist einfach überall prächtig ausgestattet.
»Bist du sicher, dass du nach Austin ziehen willst? Es ist
wirklich nicht nötig. Ich führe hier mein eigenes Leben. Ich habe Freunde.«
»Ich ebenfalls. Mara wird mich nur zu gern begleiten. Sie ist ganz besessen davon, sich an Westwood zu rächen.«
»Jetzt verstehe ich. Es geht um Westwood.« Pfff. Da ging es hin, mein Selbstbewusstsein. Zeit für einen strategischen Rückzug. Ich sah auf die Uhr und erhob mich.
»Tja, es war mir eine Freude, aber ich muss los. Du kannst ja warten, bis Damian und Flo auftauchen, aber ich habe zu tun.« Ich eilte ins Schlafzimmer und schnappte mir Geldbörse und Schlüssel. Valdez saß mit der Leine im Maul neben der Tür.
»Du gehst nicht ohne mich, Blondie.«
»Nein, keine Sorge.« Ich wandte mich zu Blade um, der, ganz Gentleman, aufgesprungen war. »Lacy, meine Verkäuferin für tagsüber, steht sich
Weitere Kostenlose Bücher