Echte Vampire haben Kurven
ausstellen?«
Mirandas Augen glänzten hinter ihrer ungewöhnlichen Brille. »Das war schon alles? Mehr wollt ihr gar nicht von mir wissen?«
»Nun, ich hätte da noch einen Vorschlag: Was hältst du davon, als Einkäuferin für mich zu arbeiten? Ich könnte jemanden gebrauchen, der Nachschub für den Laden heranschafft. Für Nachteulen wie mich bieten sich wenig Möglichkeiten, auf Flohmärkten zu stöbern.«
»So, so.« Sie grinste. »Das mache ich für meine Mutter schon seit Jahren. Sie führt einen Antiquitätenladen in Galveston.«
»Großartig, dann hast du ja bereits Erfahrung darin. Wie sieht es aus, möchtest du stattdessen für mich arbeiten?«
»Gern. Mom sucht ohnehin eher Möbel als Kleider. Du würdest doch was dafür springen lassen, oder?«
»Klar, wobei du als Dozentin an der Uni wohl …«
»Ich unterrichte nur nebenberuflich, solange ich an meiner Doktorarbeit schreibe. Da bekommt man nicht viel mehr als einen Hungerlohn. Und meine Mutter ist der Auffassung, ich schulde ihr etwas, weil sie mir meine sechsjährige Collegeausbildung bezahlt hat.« Sie gähnte. »Entschuldige, ich bin im Gegensatz zu dir kein Nachtmensch. Stell mir den Rabattcoupon
aus, dann komme ich ein andermal wieder, damit wir uns über die Details unterhalten können.«
Ich öffnete die Tür, stieg über Valdez hinweg, der mich mit einem vorwurfsvollen Blick bedachte, und ging zur Theke, um den versprochenen Gutschein auszustellen.
Miranda streichelte derweil Valdez und machte Kussgeräusche. »Was für ein süßes Hundchen. Wie niedlich.« Sie zog einen in eine Papierserviette gewickelten halben Muffin aus der Tasche. »Hast du Hunger?«
Doch Valdez war zu sehr damit beschäftigt, sich auf die mit Schokostücken gespickte Leckerei zu stürzen, um zu reagieren. Er wusste nur zu gut, dass er sich in der Gegenwart von Sterblichen ohnehin nicht mehr als ein »Wuff« erlauben durfte.
»Valdez hat immer Hunger.« Ich reichte Miranda den Rabattcoupon. »Vielen Dank, Miranda. Du warst uns eine große Hilfe. Gut möglich, dass wir für unser Buchprojekt noch ein, zwei Mal deinen Rat benötigen …« Ich blinzelte Diana unauffällig zu. »Aber ich freue mich auch schon auf die Zusammenarbeit mit dir als Einkäuferin.«
Miranda wühlte in ihrer Tasche. »Ich gebe euch meine Karte. Ihr könnt mich jederzeit anrufen.« Sie sah sich noch einmal prüfend im Laden um, dann schulterte sie ihre Tasche. »Hasta la vista.«
»Sie ist zwar nicht gerade Arnold Schwarzenegger, aber ihre Brille hat Stil.« Derek wedelte mit der Verkaufsliste. »Ich habe gerade einen Anzug verkauft. Der Rubel rollt!«
Diana bugsierte mich ins Hinterzimmer und schloss die Tür. »Und was nun? Wir haben keinen Einfluss auf unsere Körpertemperatur, Glory.« Sie setzte sich seufzend auf den Tisch. »Wir sind verloren. Westwood besitzt über ein Dutzend Firmen im High-Tech-Business. Damit hat er sein Milliardenvermögen
gescheffelt. Wenn er beschließt, diese Vampirdetektoren auf den Markt zu bringen, sind wir den Jägern schutzlos ausgeliefert.«
»Lass mich nachdenken … Ich kenne meine Körpertemperatur noch nicht einmal.«
»Stimmt. Zwei Straßen weiter gibt es einen Drogeriemarkt, der rund um die Uhr geöffnet hat. Ich werde meinen Koch – meinen sterblichen Koch – damit beauftragen, uns ein Thermometer zu besorgen.« Sie berührte mich an der Wange. »Du fühlst dich leicht warm an. Fühl mal meine Temperatur.«
Ich legte ihr die Hand auf die Stirn, wie es meine Mutter in meiner Kindheit bei mir getan hatte. Eine ihrer wenigen fürsorglichen Gesten. Allerdings hatte sie mir, wenn ich es wagte, erhöhte Temperatur zu haben, eine ihrer grässlichen Mixturen eingeflößt, die sie weiß der Himmel wo aufgetrieben hatte. Damals war die Medizin meist weitaus schlimmer als das Leiden. Die Überlebenschancen für Kinder waren denkbar gering; nur allzu viele schafften es nicht.
»Ich kann keinen Unterschied feststellen, Diana. Wir hätten Mirandas Temperatur fühlen sollen. Aber soweit ich mich an die Zeiten erinnere, als ich noch gejagt habe, fühlen sich Sterbliche viel wärmer an als wir.«
»Ja, ihr Blut ist fast schon heiß. Das mit Miranda haben wir übrigens super hingekriegt, finde ich. Erstens war es nicht nötig, ihre Erinnerungen auszulöschen, und zweitens können wir sie jederzeit wieder kontaktieren, wenn weitere Fragen auftauchen.« Diana öffnete die Tür, und wir kehrten in den Laden zurück. »Ich gebe dir Bescheid, sobald ich das
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