Echte Vampire haben Kurven
Thermometer habe, dann messen wir deine, meine und Dereks Temperatur und ermitteln den Durchschnittswert.«
»Und dann überlegen wir uns, wie wir unsere Körpertemperatur anheben können.« Ich blätterte in einem Elektronikkatalog,
den Lacy am Tresen liegen gelassen hatte. »Sieh an, batteriebetriebene Wärmekissen. So etwas kann man kaufen?«
Derek kam mit einer Kreditkarte zurück. »Gib mir eine Minute, dann hänge ich mich ins Internet und finde es heraus.« Er grinste. »Tut mir leid, dass ich vorhin fast gekniffen hätte, Glory. Aber ihr zwei habt mir Mut gemacht – ich habe Freddy zum Schloss geschickt, und ich habe ihm gesagt, er soll sich gefälligst daran gewöhnen, dass ich arbeite, ob es ihm passt oder nicht.«
Wir hoben die Hände zum High Five und klatschten triumphierend mit ihm ab, dann ging Diana nach nebenan und zwei Frauen in Krankenhauskitteln traten ein. Nachtschicht-Ende. Ich sah auf die Uhr. Noch ein paar Stunden bis zum Sonnenaufgang. Wenigstens konnten wir sicher sein, dass Westwood die Jagd liebte und uns nicht im Schlaf zu erlegen gedachte. Trotzdem fragte ich mich, was bei der Besprechung im Schloss herausgekommen sein mochte. Es konnte nicht schaden, im Kampf gegen Westwood von zwei Seiten zugleich anzugreifen.
»Hey, Derek.« Mein Angestellter unterbrach seinen kleinen Flirt mit den beiden Klinikangestellten und schlenderte herbei.
»Ein Verkäufer muss tun, was ein Verkäufer eben tun muss«, rechtfertigte er sich. »Bin ich ein Naturtalent?«
»Eindeutig. Wenn du nachher deine Internetrecherche angehst, dann informier dich auch gleich über Schutzbekleidung aus Kevlar.« Hab ich erwähnt, dass ich fernsehsüchtig bin? Unter anderem nach den von Miranda erwähnten Polizei-Reality-Sendungen. »Vielleicht findest du ja heraus, ob diese Westen vor Holzpfeilen schützen.«
»Wird gemacht, Boss.« Dereks Augen glänzten. »Was hab ich
mir nur dabei gedacht, klein beizugeben? Wir werden kämpfen, verdammt! Freddy ist ein hervorragender Schütze.«
»Blade trifft mit seinen Messern ebenfalls immer ins Schwarze.«
»Und wie ich höre, kennen sich unsere italienischen Freunde ganz gut mit Giften aus«, murmelte Derek verhalten.
»Wir sind Westwood also nicht schutzlos ausgeliefert. Außerdem ist dieser Kerl nicht verrückt. Er würde es wohl kaum riskieren, meine Kundschaft zu gefährden.« Ein gut aussehender junger Mann in Stiefeln und Arbeitshemd betrat den Laden. Hmm. Blutgruppe B negativ. Mit einer Bloody Merry in der Hand hätte ich den Geruch vermutlich gar nicht wahrgenommen, aber so … Derek ging es offenbar ähnlich. Sofort erinnerte ich ihn auf telepathischem Weg daran, dass unsere Kunden tabu waren. Zumindest solange sie sich im Laden befanden.
Ich marschierte ins Lager, um eine Dose aus dem Kühlschrank zu holen und mich mit einem kräftigen Schluck synthetischen Blutes zu stärken, dann begab ich mich wieder zu Derek. Ich sah mich in meinem Laden um. Die Tatsache, dass Westwood, dieser Mistkerl von einem Vampirzahnsammler, hier gewesen war, hatte mir beinahe die Freude daran verdorben, aber mittlerweile hatte ich mich wieder gefangen. Es war einiges los für vier Uhr früh. Als im Radio wie auf Stichwort »We Are the Champions« von Queen gespielt wurde, legte sich Valdez die Pfoten über die Ohren.
»Weißt du was«, sagte ich zu Derek und tätschelte seine stachelige Wange, die sich zu so fortgeschrittener Stunde schon merklich kühler anfühlte. »Es wird Brent Westwood noch leidtun, dass er die Jagd auf uns eröffnet hat.«
ZEHN
»Wach auf, Glory.« Flo ließ sich auf das Fußende meines Bettes fallen und verkündete: »Ich habe lange genug Trübsal geblasen. Höchste Zeit, dass ich wieder anfange zu leben.«
»Und das nach achtundvierzig Stunden. Das ging aber flott.« Ich setzte mich auf und schob mir die Haare aus dem Gesicht. Ich fühlte mich noch etwas müde.
»Unser Leben mag ewig dauern, aber ich verschwende trotzdem keine Minute davon.« Sie reichte mir eine frische Dose Bloody Merry. »Valdez hat behauptet, Westwood wäre in deinem Laden gewesen! Hast du dich schon von dem Schock erholt?«
»Noch nicht ganz.« Ich nippte an meinem Drink und fühlte mich sogleich gestärkt. »Aber genau wie du bin ich nicht gewillt, mein Leben damit zu vertun, mir Sorgen zu machen. Ich muss los. Das Geschäft wartet.«
»Es ist Sonntag, da hast du geschlossen.«
»Ach, richtig. Hatte ich ganz vergessen.« Ich sank in die Kissen zurück und stellte die Dose auf
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