Echte Vampire haben Kurven
gewesen.
»Komm her, Gloriana.«
Als hätte ich widerstehen können. Ich schmiegte mich in seine Arme, lehnte den Kopf an seine Brust und ließ mich einfach von ihm festhalten. Ich spürte seine Kraft, seine starken Arme, die mich umfingen, nahm seine Energie wahr, als er mir mental tröstende Worte zumurmelte.
Ich vergoss keine Tränen, obwohl die Versuchung groß war. An der Wand hinter Blade erschien ein Schriftzug.
Guter Fang. Das war Emmie Lou.
Den solltest du dir warmhalten. Harvey.
Ich machte mich von Blade los und strich mir die Haare aus der Stirn. Ich musste sie dringend nachschneiden lassen – und eventuell sogar rot färben? Unser Haar wächst nach, genau wie bei Sterblichen. Ich brauchte einen neuen Friseur. Ich war ein Wrack. Ein seelisches Wrack.
»Glory, du siehst umwerfend aus.« Blade lächelte. »Mir gefallen deine Haare allerdings am besten, wenn sie dir bis hierhin reichen.« Er streckte die Hand aus und berührte sacht eine meiner Brustspitzen. »Und lass sie bloß nicht rot färben.«
Prompt standen meine Knospen stramm. Ich schwankte in seine Richtung. Halt. Er hatte meine Gedanken gelesen.
»Darf ich um etwas Privatsphäre bitten?« Ich sah auf Valdez hinunter, der zu uns hochschaute. »Das gilt für euch beide.«
»Ja, schon gut.« Er trottete zur Tür und ließ sich daneben nieder. Ich wusste nicht, ob ich froh sein sollte, dass ich gerade keine Kunden hatte, oder ob ich mir Sorgen machen musste, weil das Geschäft schlechter als sonst ging.
»Mir gefällt dein Laden.« Blade ging noch immer lächelnd zu dem Ständer mit den Anzügen. Meine Reaktion auf seine Berührung war ihm natürlich nicht entgangen, aber er kannte mich gut genug und verzichtete darauf, irgendetwas zu erzwingen.
»Danke. Die Smokings hab ich neulich frisch reinbekommen, genau wie den Freizeitanzug, bei dem Tony bestimmt nicht widerstehen kann, wenn er ihn sieht.«
Blade trug zur Abwechslung Jeans, was toll an ihm aussah. Umwerfend. Er drehte sich um und sah zu Valdez. »Wie ich höre, läuft das Geschäft gut.«
»Ja.« Ich wischte mir die Hände am Rock ab. Ein Mini aus den Sechzigern. Ein farblich darauf abgestimmtes Twinset in Blau, passend zu meinen Augen, vervollständigte meinen Look. Es war fast, als hätte ich geahnt, dass Blade mir einen Besuch abstatten würde. Räusper. Ich hatte es vermutet. Mir warklargewesen, dass Valdez über die gestrigen Ereignisse Bericht erstatten würde.
»Ach, übrigens, danke.«
»Danke? Wofür?« Er sah mich an.
Sieh an, er las zur Abwechslung nicht meine Gedanken?
»Für Valdez. Ich weiß, ich habe mich immer über ihn beschwert, aber gestern hat er mir eindeutig das Leben gerettet.« Ich sah zu meinem Hund hinüber, der gelassen neben der Tür saß. Er verschwamm. Mist. Jetzt heulte ich doch.
»Glory.« Blade schloss mich erneut in die Arme. »Nicht doch. Du bist in Sicherheit.«
»Aber für wie lange?« Ich ruinierte sein Hemd. Es war ein schönes Hemd, beige mit Druckknöpfen. Western-Stil.
»Wir tun alles in unserer Macht Stehende, um Westwood das Handwerk zu legen, Glory.« Er streichelte mir den Rücken, bis ich mich von ihm losmachte und zum Tresen ging, um mir ein Taschentuch zu holen.
»Was denn? Sei bloß vorsichtig, Jerry.«
Er zog den Zettel aus der Tasche, den ihm Tony am Vorabend gegeben hatte. »Wir versuchen, einen seiner Männer zu bestechen. Westwood müsste nur einen kurzen Augenblick unbewacht sein.« Blade wischte mir eine Träne von der Wange. »Wir werden diesen Mistkerl zur Strecke bringen.«
Ich ergriff seine Hand und hielt sie fest. »Hast du von der Kevlar-Schutzkleidung gehört? Sie kommt zum Beispiel bei der Polizei zum Einsatz und ist nicht nur kugelsicher, sondern schützt auch vor Pfeilen. Auch Segel werden daraus
hergestellt, weil es so stark ist.« Apropos stark – Blades muskulöse Oberarme waren eindeutig beeindruckender als die von Damian.
»Ich soll in Schutzkleidung herumlaufen, als hätte ich Angst davor, gepfählt zu werden?« Blade schüttelte den Kopf. »Ein solcher Feigling bin ich nicht.«
»Das behaupte ich auch nicht. Es ist eine Sicherheitsvorkehrung.« Ich hätte wissen müssen, dass moderne Technologie nicht mit seiner Highlander-Mentalität vereinbar war. »Überleg doch mal. Früher hast du auch ein Schild und einen Harnisch verwendet. Das ist im Prinzip dasselbe.«
»Stimmt, auf dem Schlachtfeld, aber nicht im täglichen Leben, aus Angst davor, dass jemand aus dem Gebüsch springen und sich auf
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